Kinder erziehen - die 101 wichtigsten Fragen und Antworten
gerade wieder unterm Sofa ansammelt. Wenn man aus falsch verstandener Gutmütigkeit oder einem ähnlich diffusen Grund keine Klärung sucht, stellt man einen Zeitzünder. Die Bombe explodiert vielleicht erst Jahre später, aber sie tickt jeden Tag und manchmal auch jede Nacht.
Nach wie vor haben vor allem Mütter oft das Gefühl, über Gebühr beansprucht zu werden und ansonsten zu kurz zu kommen. Daran sind sie selbst nicht ganz unschuldig. Viele tun sich schwer, Aufgaben zu delegieren. In der Tat erscheint es auf den ersten Blick unsinnig, zuzuschauen, wie sich jemand mit etwas abmüht, das man selbst routinemäßig schnell erledigen kann. Aber nur so entsteht der Freiraum, den man anders füllen kann als mit Staubsaugen. Doch da lauert eben ganz tief innen die Angst, sich überflüssig zu machen. Dagegen hilft nur eines: sich bewusst zu machen, dass man um seiner selbst willen geliebt werden möchte, und sich ab sofort etwas mehr um dieses Selbst zu kümmern.
Vielleicht will man ja das Kochen und überhaupt alles, was mit Küche und Einkaufen zu tun hat, loswerden, oder die Elternabendbesuche oder das allabendliche Vorlesen, bei man immer fast einschläft. Nur zu! Am besten trommelt man die Familie zusammen. Dann schreibt jeder auf, wie viel Zeit er in die Gestaltung des Familienlebens investiert (inklusive Chauffeurdienste und ähnliches) und wie viele Stunden er darüber hinaus durch Schule bzw. Beruf und ehrenamtliche Tätigkeiten wie Elternvertreter oder Fußballtrainer beansprucht ist. Vielleicht nimmt man zwei, drei Wochentage zur «Datenerfassung». Sollte sich bei dieser Bestandsaufnahme herausstellen, dass einer in der Familie am Ende des Tages kaum eine Minute für sich hat,werden die anderen einsehen, dass das nicht fair ist und dringend geändert werden muss.
Außerdem hat jeder ein Recht darauf, als kompetente Person ernst genommen zu werden. Am besten drückt man gleich jetzt dem Kind einen Putzlappen und dem Partner Einkaufstasche oder Kochlöffel in die Hand. Und vielleicht lassen sich ja die Standards für Ordnung und Sauberkeit zugunsten von mehr Freizeit und Freiheit senken?
25 Wie viel sollen Kinder im Haushalt helfen?
Die meisten Experten sind der Ansicht, dass Hausarbeit gerade auf Kinder einen sehr positiven Effekt hat und ihnen hilft, sich besser zu organisieren, zu konzentrieren und zu motivieren – mal abgesehen davon, dass über Kochen und Putzen wertvolles Basiswissen in Naturwissenschaften und Mathematik vermittelt wird. Allein das ist Grund genug, sich als Eltern nicht allein für den Haushalt zuständig zu fühlen.
Übrigens sieht sogar der Gesetzgeber vor, dass Kinder im Haushalt helfen. In Paragraph § 1619 BGB heißt es: «Das Kind ist, solange es dem elterlichen Hausstand angehört und von den Eltern erzogen oder unterhalten wird, verpflichtet, in einer seinen Kräften und seiner Lebensstellung entsprechenden Weise den Eltern in ihrem Hauswesen und Geschäft Dienste zu leisten.»
Dreijährige können die Spülmaschine ausräumen helfen, Fünfjährige Staub wischen, Siebenjährige ihr Zimmer aufräumen und hin und wieder staubsaugen, Achtjährige den Tisch decken und abräumen, den Hof fegen und kleine Handlangerdienste leisten, wenn Eltern heimwerken. Neunjährige führen den Hund aus, machen Telefondienst und erledigen Einkäufe, Elfjährige bereiten allein das Frühstück zu und kochen unter Aufsicht, Fünfzehnjährige können Eltern sogar schon einen ganzen Tag entlasten und den Haushalt führen.
Neben den persönlichen Putz- und Aufräumarbeiten wie Bett machen, Schreibtisch ordnen, Kleiderschrank aufräumenempfiehlt sich eine Liste von Pflichten, die der ganzen Familie zugute kommen, zum Beispiel Kochen oder Bügeln. Jedes Familienmitglied übernimmt davon in der Woche mindestens drei.
Sind beide Elternteile berufstätig, erhöht das die Mitwirkungspflicht. Geld gibt es dafür übrigens nicht, die Hilfe ist selbstverständlich. Das Bürgerliche Gesetzbuch hat das Zusammenleben in der Familie ähnlich einem gegenseitigen Vertrag geregelt. Eltern müssen den Unterhalt ihres Kindes sicherstellen, sind aber nicht verpflichtet, Markenkleidung oder Handy zu finanzieren, wenn sich ihr Kind weigert, eine der oben genannten Aufgaben zu übernehmen. Das ist gut zu wissen, auch wenn Eltern normalerweise nicht das BGB brauchen, um ihr Kind zur Mithilfe zu bewegen. In der Regel helfen Kinder gern und sogar weitgehend freiwillig, wenn man ihnen bei der Ausführung möglichst
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