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Kinder erziehen - die 101 wichtigsten Fragen und Antworten

Kinder erziehen - die 101 wichtigsten Fragen und Antworten

Titel: Kinder erziehen - die 101 wichtigsten Fragen und Antworten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Xenia Frenkel
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klappt nur, wenn ein Kind nicht mit Strafen oder Sanktionen rechnen muss. Das Wichtigste ist auch hier, gut zuzuhören. Wenn möglich, sollte man keine Warum-Fragen stellen. Sie klingen zu sehr nach Kritik und Anschuldigung. Emotionsforscher bezweifeln im Übrigen, dass Kinder erklären können, was «wirklich» passiert ist. Meistens malen sie ihre Wahrnehmungen stark nach eigenen Wünschen aus, erwähnen, was ihnen bedeutsam erscheint, und vergessen wichtige Aspekte. Oft verwechseln sie auch die zeitliche Reihenfolge der Ereignisse. Besser ist es, man fragt, was passieren könnte, wenn die Sache ans Licht käme. Dabei zeigt sich häufig, dass Kinder die Konsequenzen ihrer Handlungen wesentlich schlimmer einschätzen, als sie in Wirklichkeit sind. In diesem Fall sollte man sein Kind beruhigen. Dann kann man anbieten, die Sache gemeinsam aus der Welt zu schaffen, und überlegen, wie man sich beim nächsten Mal in einer ähnlichen Situation verhalten kann, damit man nicht lügen muss. So merken Kinder, dass sie den Eltern vertrauen können, und die größte Hürde in Richtung Wahrhaftigkeit ist genommen.
20 Mein Kind hat gestohlen, was bedeutet das?
    Paul behauptet, er weiß nicht, wo die Schokoladentafel ist, obwohl er gerade das letzte Stück in den Mund steckt. In der Schultasche ist ein T-Shirt, das Mia «gefunden» hat. Verständlicherweise ist Eltern nicht wohl, wenn sie bemerken, dass sich ihr Kind fremdes Eigentum angeeignet hat, selbst wenn es sich nurum eine Tafel Schokolade handelt. Trotzdem sollte man besonnen reagieren. Auch wenn Kinder ab und zu stehlen, heißt das nicht, dass sie auf eine kriminelle Laufbahn zusteuern.
    Bei den unter Zehnjährigen sind Diebstähle sehr oft mit einem bewussten oder unbewussten Wunsch verbunden. Sie wünschen sich manchmal etwas für sich oder andere, von dem sie annehmen, dass es im Widerspruch zu den Wünschen ihrer Eltern steht. Über diesen Wunsch, nicht über den Diebstahl, muss man mit seinem Kind sprechen. Darüber, was ihm daran so wichtig ist. Wie sich dieser Wunsch vielleicht erfüllen lässt, ohne zu stehlen, wie man auf die Erfüllung eines Wunsches warten oder sogar verzichten kann. Manchmal «finden» Kinder auch Geld. Dabei geht es gar nicht darum, sich etwas zu kaufen, sondern darum, einen Wert zu haben – im wahrsten Sinn des Wortes. Wenn sie könnten, würden sie vielleicht sagen: ‹Ich habe Angst, dass dir deine Arbeit wichtiger ist als ich. Bitte kümmere dich um mich. Ich bin wertvoll.›
    In solchen Fällen sind Strafen nicht nur unsinnig, sondern auch unnötig. Das Einzige was auf den Tisch muss, ist die Wahrheit und nach Möglichkeit der Gegenstand, um den es geht.
    Wenn man bereits weiß, dass ein Kind etwas gestohlen hat, spricht man die Sache am besten direkt an. «Ich habe bemerkt, dass du die Schokolade aufgegessen hast. Wie kommen wir jetzt an neue?» Oder: «Du hast gesagt, du hast das Nintendo-Spiel gefunden. Aber wir wissen beide, dass du es gestohlen hast. Das ist verboten. Deine Freundin denkt womöglich, dass sie es verloren hat. Vielleicht wird sie dafür sogar geschimpft …». Anschließend muss das Kind das Diebesgut zurückgegeben – mit einer Entschuldigung. Damit ist die Sache erledigt, und man nimmt sein Kind in die Arme. Das die beste Prävention.
    Etwas anders ist die Sache bei älteren Kindern, die sich iPods und ähnliche Dinge, die gerade angesagt sind, unrechtmäßig aneignen, ob nun bei einem Ladendiebstahl oder in der Umkleide des Sportvereins. Hier ist wichtig, den Diebstahl und die möglichen juristischen Folgen unaufgeregt, aber klar zu benennen und sich gemeinsam Gedanken zu machen, wie das Kinddem Gruppen- und Konsumdruck besser standhalten kann. Stehlen Kinder immer wieder, sind sie in Not. Sie brauchen Hilfe, keine Strafen.
    Bezeichnenderweise bestehlen in Trennungsphasen Kinder besonders häufig Eltern oder deren neuen Partner. In jedem Fall muss man herausfinden, was dahintersteckt. Denn nur, wenn man weiß, was einem Kind wirklich fehlt, kann es bekommen, was es braucht.
21 Welche Vorbilder brauchen Kinder?
    Vorbilder helfen Kindern dabei, ein Bild ihrer Zukunft zu entwerfen. «Wie werde ich mal sein?» Oder anders: «So möchte ich mal sein.» Dabei geht es nicht allein darum, sich vorbildliche Eigenschaften anzueignen, sondern herauszufinden, was man selbst kann, was man sich wünscht und erhofft. In diesem Sinn begleiten Vorbilder den Prozess des Erwachsenwerdens. Sie geben Halt und Orientierung und

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