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King of the World

King of the World

Titel: King of the World Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Remnick
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war. Seine Rebellion, die als eine rassische begonnen hatte, hatte eine neue Dimension erfahren.
    In den kommenden Tagen und Wochen standen Alis Telefone nicht still; nicht nur Reporter riefen an, sondern auch Leute, die ihren Haß ausdrücken wollten, die ihm den Tod wünschten. Andere riefen aber auch an, um ihn ihrer Unterstützung zu versichern, darunter der britische Philosoph und Pazifist Bertrand Russell.
    »In den kommenden Monaten«, schrieb Russell Ali später, »werden die Männer, die Washington beherrschen, ohnejeden Zweifel versuchen, Ihnen in jeder Weise, die ihnen zur Verfügung steht, zu schaden, doch ich bin mir sicher, daß Sie wissen, daß Sie für Ihr Volk und für die Unterdrückten überall in mutigem Widerstand gegen die amerikanische Macht gesprochen haben. Man wird versuchen, Sie zu zerbrechen, weil Sie das Symbol einer Kraft sind, die sie nicht zerstören können, nämlich des erwachten Bewußtseins eines ganzen Volkes, das sich nicht mehr abschlachten und mit Furcht und Unterdrückung erniedrigen lassen will. Sie haben meine rückhaltlose Unterstützung. Rufen Sie mich an, wenn Sie nach England kommen.«
    Ungefähr um die Zeit, als Ali Russells Brief erhielt, zog die Regierung seinen Paß ein. Von da an bezog Ali eine scharfe politische Stellung und zog von einem Collegecampus zum nächsten, um Reden gegen den Krieg zu halten. Er lernte mehr über Vietnam und vertiefte seine Kenntnis dessen, was mit seinem Land wie auch mit ihm selbst geschah. Im Namen einer Regierung, die kaum die Menschlichkeit seines eigenen Volkes anerkannte, wollte er keine Vietnamesen töten. Binnen kurzem kostete Ali die Entscheidung, nicht zu dienen, alles: seinen Titel, seine Popularität bei Millionen von Menschen und zweifelsohne auch Millionen von Dollar. Die Mitglieder der Louisville Sponsoring Group wußten, daß ihre Zeit als Alis Management-Team abgelaufen war, aber dennoch eröffneten sie ihm rasch bequeme Wege, die Ali eine Alternative zum Armeedienst ermöglichten: die Reserve, Dienst bei der Nationalgarde. Wenn es zum Schlimmsten kam, so glaubten sie, würde die Armee Ali auf Schaukämpfe für die Truppe herumschicken. Damit, so glaubten sie, könnte Ali, wie zuvor schon Joe Louis, sein öffentliches Image aufpolieren, ohne sein Leben und sein Vermögen aufs Spiel zu setzen. »Doch es spricht für ihn, daß er das alles ablehnte«, sagte der Anwalt der Louisville Group, GordonDavidson. »Dabei ging es ihm so richtig ums Prinzip, und er wollte es sich dabei auch nicht leicht machen. Er hatte dieses Bild von sich nun einmal geschaffen, und daran hielt er sich auch.«
    Natürlich wurde Ali sogleich von Jimmy Cannon, Red Smith oder Arthur Daley angeprangert, all jenen Kolumnisten, deren Vorstellung vom richtigen Verhalten eines Champion in der Zeit Joe Louis’ geprägt worden war. »Ali gibt ein ebenso übles Bild ab wie all jene ungewaschenen Strolche, die gegen den Krieg demonstrieren«, schrieb Red Smith. Verschiedene Senatoren und Kongreßabgeordnete erklärten Ali zum Verräter und zu einem Paria. Selbst die Regierung in seiner Heimatstadt, der Staatssenat von Kentucky, fühlte sich bemüßigt, in einer Erklärung festzustellen, daß er »Schande gebracht hat über all jene loyalen Kentuckyer und die Namen der Tausenden, die während seiner Lebzeiten ihr Leben für das Land gegeben haben«.
    Im Verlauf des nächsten Jahres kämpfte Ali gegen eine Reihe von Herausforderern – George Chuvalo, Henry Cooper, Brian London, Karl Mildenberger, Cleveland Williams, Ernie Terrell –, während sein Einberufungsdrama ablief. Alis Sieg über Terrell am 6. Februar 1967 war besonders brutal, nicht zuletzt deshalb, weil Terrell sich wie Patterson weigerte, Ali beim richtigen Namen zu nennen. Terrell beschuldigte Ali, mit dem Daumen zu schlagen und im Clinch schmutzig zu kämpfen, was Ali bestritt. Während Ali Terrell seine Jabs um die Ohren schlug, rief er immer wieder: »Wie heiße ich? Wie heiße ich?« Für die Kolumnisten, die Alis Haltung zu Vietnam erzürnte, wurde der Terrell-Kampf, der nach fünfzehn Runden mit einem klaren Punktsieg für ihn endete, zur Metapher für die Schlechtigkeit des Champions. »Dieser Mann ist, wie die Black Muslims behaupten, einer ihrer Prediger. Aber was für ein Geistlicherist das denn?« schrieb Jimmy Cannon in einem besonders perversen Artikel im
New York World-Journal & Telegram
. »Seine Meinung deckt sich mit der von Leuten, die die Feinde von Priestern sind. Die Black

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