King of the World
Muslims fordern, daß die Neger in ihren Schranken bleiben. In der Frage der Segregation stimmen sie mit dem Ku-Klux-Klan überein. So hatte es wohl seine Richtigkeit, daß Cassius Clay es Spaß bereitete, einen anderen Neger zu verprügeln. Es war ein großer Spaß, wie wenn man sie mit Hunden hetzt und mit einem Wasserstrahl wegfegt.«
Während der ganzen Zeit wurde Ali vom FBI überwacht, genauso, wie es jahrelang mit Malcolm X und Martin Luther King geschehen war. J. Edgar Hoover bekam regelmäßige Berichte über alles, was Ali tat, von Reisen und Telefonaten bis hin zu seinen Auftritten in Fernseh-Talkshows. In den Augen des FBI war er zu einem größeren subversiven Element geworden, als Jack Johnson es je gewesen war. Seine Rechtsberater machten ihm herzlich wenig Hoffnung; Gefängnis war durchaus im Bereich des Möglichen, das Ende seiner Boxkarriere praktisch Gewißheit. Alis Anwalt, Hayden Covington, sagte zu ihm: »Das riecht nach Ärger, Champ. Das ist anders als jeder andere Fall, den ich bisher hatte. Joe Namath kommt billig davon und kann weiter Football spielen, und George Hamilton bleibt draußen, weil er mit der Tochter des Präsidenten geht, aber bei Ihnen ist die Sache anders. An Ihnen wollen sie ein Exempel statuieren.«
Im Lauf der Zeit, während die Regierung ihn unter Druck setzte, machte Ali seine Haltung klarer und deutlicher. Er werde keine Schaukämpfe für die Armee veranstalten. Er werde nicht ins Ausland gehen. »Warum verlangen sie von mir, eine Uniform anzuziehen und zehntausend Meilen von zu Hause Bomben und Geschosse auf braune Menschen inVietnam zu werfen, während die sogenannten Negermenschen in Louisville wie Hunde behandelt werden?« sagte er zu einem Reporter von
Sports Illustrated
. »Wenn ich glauben würde, der Krieg brächte den zweiundzwanzig Millionen meines Volkes Freiheit und Gleichheit, müßten sie mich nicht einziehen. Ich würde gleich morgen von selber kommen. Aber entweder befolge ich die Gesetze des Landes oder die Gesetze Allahs. Ich habe nichts zu verlieren, wenn ich mich zu meinen Ansichten bekenne. Wir sind seit vierhundert Jahren im Gefängnis.«
Am Morgen des 28. April 1967 erschien Ali im Rekrutierungsbüro der US -Army in der San Jacinto Street in Houston, wohin er bestellt worden war, um eingezogen zu werden. Auf dem Gehweg stand eine Gruppe Demonstranten, hauptsächlich Studenten, aber auch ältere Leute, die schon skandierten: »Don’t go! Don’t go! Draft beer – not Ali!« H. Rap Brown, einer der führenden Aktivisten des Student Nonviolent Coordinating Committee, brüllte: »Hep! Hep! Don’t take that step!« Brown reckte die Faust hoch, das Zeichen für Black Power, und Ali antwortete gleichermaßen. Dann ging er hinein, um sich der Einberufung zu stellen.
»Es ist schwer, die Gefühle jener Zeit zu vermitteln«, sagte die Dichterin und Bürgerrechtsaktivistin Sonia Sanchez. »Es war noch die Zeit, als sich kaum Prominente der Einberufung widersetzten. Es war ein Krieg, in dem unverhältnismäßig viele junge Brüder umkamen, und da stand dieser schöne, witzige, poetische junge Mann auf und sagte nein! Das müssen Sie sich einmal vorstellen! Der Weltmeister im Schwergewicht, ein magischer Mann, verlagerte seinen Kampf aus dem Ring heraus in die Arena der Politik und blieb standhaft. Was das für eine Botschaft war!«
Ali und fünfundzwanzig weitere angehende Rekruten wurden aufgefordert, Formulare auszufüllen, sich einer ärztlichenUntersuchung zu unterziehen und dann auf die lange Busfahrt nach Fort Polk, Louisiana, zu warten. Es war früher Nachmittag, als sich die Rekruten in einer Reihe vor einem jungen Leutnant, S. Steven Dunkley, zu einer letzten Formalität aufstellten. Der Offizier rief den Namen eines jeden Mannes und sagte ihm, er solle einen Schritt vortreten – den Schritt in die Streitkräfte. Schließlich wurde Alis Name aufgerufen – »Cassius Clay! Army!« Ali bewegte sich nicht. Er wurde »Ali« genannt, erneut keine Regung. Dann führte ein anderer Offizier Ali in ein Zimmer und belehrte ihn, daß die Strafe für die Wehrdienstverweigerung fünf Jahre Haft sowie ein Geldbuße sei. Ob er das verstehe? Ja. Er verstand. Ali bekam noch einmal die Gelegenheit, auf seinen Namen zu antworten und vorzutreten. Erneut blieb er stehen. Ali war ohne Furcht, ohne die Unruhe jener Minuten, als er sich im Ring aufwärmte, um gleich zum ersten Mal Liston gegenüberzutreten. Schließlich forderte einer der Einberufungsoffiziere Ali
Weitere Kostenlose Bücher