Kings of Cool: Roman (German Edition)
sagte Nummer vier verdattert.
»Gern geschehen.«
»Wofür soll der gut sein?«, erkundigte sich Paku unterkühlt.
»Damit dir die Sonne nicht auf die Muschi knallt«, hatte O erwidert.)
»Mädchen heißen Bambi«, sagt Ben jetzt, »weil wir kulturell ungebildet sind, sogar in Hinblick auf Pop-Kultur, und uns nach kindlicher Unschuld in Verbindung mit erwachsener Sexualität sehnen.«
Seine Eltern sind beide Psychotherapeuten.
Ben, oh Ben, denkt O.
Harter Körper, weiches Herz.
Lange braune Haare, warme braune Augen.
»Aber das bin ja ich«, erklärt O. »Kindliche Unschuld gepaart mit erwachsener Sexualität.«
Kurze blonde Haare, schmale Hüfte, kein nennenswerter Vorbau, kleiner Hintern an zierlicher Statur. Und ja, große Augen – wenn auch blau, nicht braun.
»Nein«, sagt Ben. »Du bist eher erwachsene Unschuld gepaart mit kindlicher Sexualität.«
Da hat er nicht ganz unrecht, denkt O. Sie betrachtet Sex in erster Linie als Spiel – etwas, das Spaß macht, kein Job, mit dem man beweist, dass man jemanden liebt. Deshalb spricht man ja auch von Sex-Spielzeug und nicht von Sex-Werkzeug, wie O an anderer Stelle erläutert hat.
» Bambi ist ein proto-faschistisches Machwerk«, wettert Chon. »Könnte auch von Leni Riefenstahl sein.«
Chon liest Bücher, Chon liest sogar Wörterbücher , und er stöbert bei Netflix in den ausländischen Filmen und Klassikern. Er könnte einem sogar Achteinhalb erklären, aber er lässt es lieber bleiben.
»Apropos sexuelle Ambivalenz«, sagt O. »Ich hab Paku gesagt, dass ich mir überlege, bisexuell zu werden.«
»Was hat sie gesagt?«, fragt Ben.
»Sie hat gesagt: Was ?«, erzählt O.
Sie könnte für die eine wie für die andere oder auch für beide Mannschaften spielen und würde in jedem Fall eine Menge Mitspieler finden, weil sie mit ihren neunzehn Jahren einfach umwerfend gut aussieht.
Aber das weiß sie noch nicht.
O bezeichnet sich als »polysexuell.«
»Wie Pollyanna in dem alten Disneyfilm, nur viel besser gelaunt«, erklärt sie.
Sie würde sich ja überlegen, auf LBZE zu machen
lesbisch bis zum Examen
nur, dass sie gar nicht studiert, was ihr Paku so gut wie täglich aufs Brot schmiert. Sie hat es ein Semester auf dem Junior College versucht (okay, die ersten drei Wochen des Semesters), aber das war, na ja –
Junior College halt.
Jetzt ist sie einfach nur froh, ihre Jungs um sich zu haben. Und sie können beim ODB alle Frauen haben, die sie wollen, Hauptsache, sie selbst ist eine davon.
Das heißt –
sie können alle Frauen haben, die sie wollen.
Solange sie mich lieben.
Der Haken daran ist nur
der scheiß Haken ist
Chon fliegt heute Abend weg.
Es ist sein letzter Tag am Strand.
6
Am Strand von Laguna Beach.
Der schönsten Perle in der Kette südkalifornischer Küstenstädte, die sich von Newport Beach bis runter nach Mexiko zieht.
Newport Beach, Corona del Mar, Laguna Beach, Capistrano Beach, San Clemente (Camp Pendleton wird übersprungen), Oceanside, Carlsbad, Leucadia, Encinitas, Cardiff-by-the-Sea, Solana Beach, Del Mar, Torrey Pines, La Jolla Shores, La Jolla, Pacific Beach, Mission Beach, Ocean Beach, Coronado, Silver Strand, Imperial Beach.
Alle sind schön, alle prima, aber am besten ist
Lagoona .
Das war der offizielle Name, den die Stadt vom Staat Kalifornien erhielt, bis jemand draufkam, dass es streng genommen gar keine Lagune dort gibt, sondern sich der Name von »cañada las de lagunas« ableitet, was im Spanischen »Schlucht der Seen« bedeutet. Es gibt nämlich zwei Seen oben in den Bergen über besagter Schlucht, aber Laguna ist nun mal nicht bekannt für seine Seen, sondern für seine Strände und seine Schönheit.
Auf die sich Ben, Chon und O einiges einbilden, schließlich sind sie hier aufgewachsen und halten das alles für selbstverständlich.
Nur Chon gerade im Moment nicht, weil sein Heimaturlaub abgelaufen ist und er wieder nach Afghanistan, alias Stanland, muss.
Oder auch –
Affengeilistan.
7
Chon sagt Ben und O, dass er seinen Scheiß zusammenpacken muss.
Er geht noch in seine Einzimmerwohnung an der Glenneyre Street und legt einen Baseballschläger in seinen grünen Mustang Baujahr 68
im Gedenken an Steve McQueen
den einzig wahren King of Cool
und fährt runter nach San Clemente, nicht weit von dem, was in den späten Siebzigern Richard Nixons Elba wurde und deshalb auch bekannt war als
Sans Clemency.
Chon fährt aber nicht zu dem alten Weißen Haus des Westens
Das
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