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Kings of Cool: Roman (German Edition)

Kings of Cool: Roman (German Edition)

Titel: Kings of Cool: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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vor dir in Paku .
    »Niemand hat mich darauf gebracht«, überschreit Paku das Dröhnen des Mixers. »Ich habe meinen eigenen Kopf, falls dir das entgangen ist. Und falls du tatsächlich wieder aufs College willst, musst du es auch ernst nehmen.«
    O hatte einen Notendurchschnitt von 1,7 an der Saddleback, bevor sie das Theater satt hatte und einfach nicht mehr hinging.
    »Was, wenn nicht?«, fragt sie.
    »Wenn nicht was?«
    »Mach endlich das scheiß Ding aus!«
    Paku stellt den Mixer aus und gießt sich ihren Power Smoothie in ein Glas. O weiß, dass sie in einer halben Stunde ins Fitnesscenter fahren wird, um zwei Stunden lang mit ihrem persönlichen Trainer zu trainieren, anschließend wird sie einen Shake als »Ersatzmahlzeit« zu sich nehmen, dann zum Yoga gehen und später auf einen Power-Nap nach Hause zurückkehren. Danach wird sie zwei Stunden damit beschäftigt sein, sich für die Rückkehr von Nummer vier fertig zu machen.
    Und sie denkt, dass ich zu nichts nutze bin, überlegt O.
    »Du hast einen Power-Smoothie-Schnurrbart«, sagt O.
    »Wenn du weder arbeitest noch aufs College gehst«, sagt Paku und fährt sich mit dem Zeigefinger über die Oberlippe, »kannst du hier nicht mehr wohnen. Dann musst du dir eine Bleibe suchen.«
    »Ich hab kein Geld für eine eigene Wohnung.«
    »Nicht mein Problem«, sagt Paku  – so wie sie es ganz offensichtlich mit Hilfe der DVD einstudiert hat.
    Aber beide wissen, dass es das doch ist: ihr Problem.
    Sie wird's wieder vergessen, denkt O, denn sie kennt Pakus schizophrenen Erziehungsansatz.
    Paku kann sich nicht entscheiden: Will sie eine
    abwesende und vernachlässigende
    oder eine erdrückende, alles kontrollierende Mutter sein.
    Sie macht zum Beispiel
    Urlaub in Europa
    eine Entziehungskur
    spirituelle Erfahrungen
    oder sie stürzt sich in eine Affäre und vergisst O komplett.
    Dann kehrt sie voller Schuldgefühle zurück und schlägt die entgegengesetzte Richtung ein.
    Dann will sie Os Leben bis ins klitzekleinste Detail durchorganisieren, ihre Kleidung, Freunde, (nicht vorhandene) Bildung, (nicht vorhandene) Karriere, dann achtet sie darauf, dass O ausgewogene Mengen an Proteinen und Kohlehydraten zu sich nimmt, und kriecht ihr bei unerwarteten Verdauungsproblemen buchstäblich in den Arsch.
    Es ist immer entweder oder.
    Es gibt kein Mittelding, und so ist es schon von Anfang an gewesen.
    Am schlimmsten ist es, wenn Paku aus einer Entzugsklinik oder von einer spirituellen Auszeit zurückkehrt. Kaum hat sie ihr eigenes Leben in Ordnung gebracht, will sie das ihrer Tochter reparieren.
    »Ich bin nicht kaputt«, gab O einmal zu bedenken.
    »Ach, Darling«, hatte Paku erwidert, »wir sind doch alle kaputt.«
    Tatsächlich, das musste O zugeben, verbringt Paku sehr viel Zeit in der Werkstatt. Nach einer langen Diskussion über Os Weigerung, zu ihren »Defekten« zu stehen, kamen sie überein, dass Selbsterkenntnis ein fließender Prozess sei, den man nun mal nicht erzwingen kann, und dass O dann eben weiterhin im Strudel ihrer Verblendung treiben müsse, was O vollkommen recht war.
    Jetzt allerdings das Ding mit den dreißig Tagen.
    O geht zur Tür.
    »Wo willst du hin?«
    »Zum Peace Corps«, erwidert O.
    Oder doch lieber zu Chon.
    Was genau genommen das exakte Gegenteil ist.

16
    O hatte keinen blassen Schimmer, was sie mit ihrem Leben anfangen wollte, und genau das hatte dazu geführt, dass Ben und Chon vor zwei Jahren ins Marihuanageschäft einstiegen, weil sie über das Wort »Vocation« diskutierten und der Linguist Chon feststellte, »Vocation« unterscheide sich nur durch einen Vokal von »Vacation«, dennoch bildeten die Begriffe eine antonymische Opposition.
    Nämlich  –
    Vocation (abgeleitet vom lateinischen Verb für »rufen«): Berufung in ein Amt bzw. eine Beschäftigung, zu der sich eine Person in besonderem Maße hingezogen fühlt oder für die er oder sie besonders geeignet, ausgebildet oder qualifiziert ist.
    Vacation : Freiheit von Beschäftigung.
    »Aber«, fragte Ben, »will man frei von etwas sein, zu dem man sich in besonderem Maße hingezogen fühlt? Wahrscheinlich nicht.«
    Also kehrte Chon von seinem nächsten Auslandseinsatz heim mit
    einer Medaille
    einer Ladung frischer Alpträume und  –

17
    Einem Samen.
    White Widow.
    Eine besonders gute, THC -reiche Sorte Cannabis.
    Wenn eine bahnbrechende Idee aufkeimt, und zwar tatsächlich in Form eines Samens, dann ist das zukunftsträchtig.
    Ben nahm also diesen zukunftsträchtigen Samen,

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