Kings of Cool: Roman (German Edition)
benötigten sie außerdem:
Wärmelampen
Halogenmetalldampflampen für die vegetative Wachstumsphase
(O versicherte ihnen, sie könne auch ohne Lampe einen vegetativen Zustand erreichen, obwohl so ein Sonnenreflektor immer schön sei.)
Natriumdampflampen für die Blütephase.
Jede Lampe braucht 1000 Watt.
Eine Lampe kann 15 bis 20 Pflanzen versorgen.
In der vegetativen Phase brennen die Lampen 16 bis 18 Stunden am Tag, was bedeutet, dass sie nicht nur Licht, sondern auch sehr viel Hitze erzeugen, und das ist ein Problem, es sei denn, man will Bikram-Yoga praktizieren.
(»Ich hab's mal mit Bikram-Yoga versucht«, erzählte O den Jungs.
»Und?«
»Hat mir nicht gefallen.«
»Weil?«
»Die haben mich angebrüllt«, sagte sie. »Wenn ich bei hoher Luftfeuchtigkeit angebrüllt werden will, lass ich die Dusche laufen, bis Paku kommt.«)
Derart große Hitze kann man in einem Gewächsraum nicht gebrauchen, weil
a)
Leute da drin arbeiten müssen und es
b)
schlecht für die Pflanzen ist.
Marihuana gedeiht am besten bei einer Temperatur von 24 Grad Celsius, weshalb also zusätzlich zu den ganzen Lampen – oder vielmehr wegen der ganzen Lampen – eine Klimaanlage benötigt wird.
Jede einzelne Lampe braucht 2800 BTU (British Thermal Unit) nur für die Kühlung, dazu einen Ventilator, damit die kühle Luft zirkulieren kann.
Bei einem Gewächsraum mit fünfzig Lampen – also 1000 Pflanzen – sind das 148000 BTU. Dazu kommt die Energie für die Lampen und die Ventilatoren, und schon ist man bei 80 Kilowatt Strom.
In einem durchschnittlichen Wohnzimmer liegen Kabel, die gerade mal für eine einzige 1000-Watt-Birne reichen.
Sie mussten also nicht nur komplett neue Leitungen im Haus verlegen, sie mussten auch irgendwo Strom auftreiben, und zwar unabhängig von öffentlichen Versorgern.
Weil dort nämlich nicht nur habgierige, gewissenlose und gesellschaftsunfähige Schwanzlutscher sitzen ...
sondern auch Petzen.
Wenn denen eine Stromrechnung auffällt, die den normalen Verbrauch um ein, sagen wir mal, Zwanzigfaches übersteigt, informieren sie die Polizei.
Ach so, erst sacken sie natürlich die Kohle ein, dann verpfeifen sie dich.
Das Gewächshaus brauchte also mehr Strom, und zwar ohne dass es jemand mitbekam. Dafür gab es nur zwei Möglichkeiten.
Erstens klauen: Man bohrt kleine Löcher in den Zähler (wie das geht, lässt sich googeln), aber die Familie Gambino lässt sich leichter bestehlen als ein Stromversorgungsunternehmen, und Ben hatte moralische Einwände gegen Diebstahl.
(»Dieben kann man nichts stehlen«, gab Chon zu bedenken.
»Die sind selbst für ihr Karma verantwortlich«, entgegnete Ben. »So wie ich für meins.«
»Können wir Eis essen gehen?«, fragte O.)
Die Alternative war ein Generator.
Und der war nicht billig. Ein Generator, der einen Tausend-Pflanzen-Gewächsraum mit Strom versorgt, kostet zwischen zehn- und zwanzigtausend, vor allem aber macht er
KRACH .
Sehr viel Krach.
So ein Ding schreit praktisch: »Hey, hier ist ein Gewächshaus! Hey! HEY !!!!
Stellt man sich so einen Generator in den Garten, kommen die Nachbarn rüber – und nicht, weil sie einen zum Grillen einladen wollen. Vielleicht kann man den ein oder anderen mit selbstangebauten Erzeugnissen besänftigen, aber irgendwer wird zum Telefon greifen, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche, ganz zu schweigen davon, dass jederzeit ein schwarzweißer Wagen vorbeifahren und das Ding rattern hören könnte, was in den Ohren der Kollegen wie »hinreichender Verdacht« klingen würde.
Nein, so einen Generator muss man in den Keller stellen, und wie viele Keller gibt es in Südkalifornien?
Ein paar.
Aber nicht viele.
Ben und Chon machten sich auf Häusersuche.
22
Zur Miete, nicht zum Kauf.
Zum einen sind Häuser in Südkalifornien teuer, mit und ohne Keller.
Und zum anderen –
Tja, zum anderen –
Zum anderen können die Bullen, wenn sie das Gewächshaus hochgehen lassen, nach den Drogengesetzen, die so unsäglich wirr sind wie eine Schüssel kalte Spaghetti, Investitionen im Wert von 600000 Dollar konfiszieren, vorausgesetzt, man ist als Eigentümer eingetragen. Damit verliert man nicht nur das Dope und die Freiheit, sondern auch die Anzahlung aufs Haus, jede einzelne bereits geleistete Rate, schuldet der Bank aber trotzdem noch den Restbetrag.
Wenn man mietet und der Vermieter glaubhaft versichern kann, dass er nicht wusste, dass man eine
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