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Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Titel: Kinsey Millhone 04 - Ruhelos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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durchkommen würde, aber ich habe es geschafft. Das Leben ist hart. Das Leben schmerzt. Na und? Du stehst es durch. Du bringst es hinter dich, und dann fühlst du dich wieder besser. Das schwöre ich bei Gott.«
    Er legte den Kopf schief, musterte mich aufmerksam. »Ich glaube nicht. Ich stecke zu tief drin. Ich kann nicht noch mehr ertragen. Es ist zuviel.«
    »Tony, es gibt Tage, da kann keiner von uns es ertragen, aber das Gute kommt wieder. Glück ist nicht von Dauer, wie alles andere auch nicht. Warte ab. Es gibt Menschen, die dich lieben. Menschen, die dir helfen können.«
    Er schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht. Es ist ungefähr so, als hätte ich einen Handel mit mir selbst abgeschlossen, das hinter mich zu bringen. Sie wird es verstehen.«
    Ich konnte fühlen, wie meine Laune umsprang. »Soll ich ihr das erzählen? Daß du einen Sprung in die Tiefe gemacht hast, weil du einen verdammten Handel mit dir selbst abgeschlossen hast?« Auf seinem Gesicht zeigte sich Unsicherheit. In sanfterem Ton fuhr ich fort: »Soll ich ihr erzählen, wir hätten so hier oben gesessen, und ich hätte dich nicht davon abbringen können? Ich kann dich das nicht tun lassen. Du brichst ihr das Herz.«
    Er starrte in seinen Schoß hinab, sein Blick nach innen gerichtet. Sein Gesicht wurde rot, wie es bei Jungs ist, wenn sie nicht weinen wollen. »Es hat nichts mit ihr zu tun. Sagen Sie ihr, es lag nur an mir, und sie hat sich einfach prima verhalten. Ich liebe sie wirklich, aber es geht hier um mein Leben, verstehen Sie?«
    Ich schwieg einen Augenblick, versuchte herauszufinden, welchen Weg ich als nächstes einschlagen sollte.
    Sein Gesicht erhellte sich, und er hielt einen Zeigefinger hoch. »Das hätte ich fast vergessen. Ich habe ein Geschenk für Sie.« Er rückte herum, ließ die Fackel los, was mich instinktiv nach ihm packen ließ. Darüber mußte er lachen. »Ganz ruhig. Ich greife nur in meinen Hosenbund.«
    Ich schaute hin, was er hervorgezogen hatte. Meine .3 2er lag in seiner Hand. Er streckte sie aus, damit ich sie nehmen konnte, begriff zu spät, daß ich keine Hand frei hatte, um sie entgegenzunehmen.
    »Macht nichts. Ich lege sie dorthin«, erklärte er freundlich. Er schob sie in die Nische, hinter die Fackel, an der ich mich festklammerte.
    »Wie hast du die bekommen?« Zeit schinden, Zeit.
    »Genau wie alles andere. Ich hab meinen Kopf benutzt. Sie haben Ihre Privatadresse auf die Karte geschrieben, die Sie Tante Ramona gegeben haben. Also bin ich mit dem Fahrrad hingefahren und habe gewartet, bis Sie heimgekommen sind. Ich wollte mich Ihnen vorstellen, wissen Sie, den höflichen Knaben spielen, mit guten Manieren und anständigem Haarschnitt und allem. Richtig schön unschuldig. Ich war nicht sicher, wieviel Sie wußten, und ich dachte, ich könnte Sie vielleicht von der Spur abbringen. Ich sah den Wagen, und Sie hätten fast gehalten, sind dann aber wieder losgefahren. Ich mußte wahnsinnig in die Pedale treten, um mit Ihnen mitzuhalten, und dann haben Sie am Strand geparkt, und ich sah meine Chance, Ihr Zeug durchzuwühlen.«
    »Damit hast du dann Billy umgebracht?«
    »Ja. Die war da, und ich brauchte etwas, was schnell ging.«
    »Woher wußtest du über selbstgemachte Schalldämpfer Bescheid?«
    »Ein Typ in der Schule. Ich kann auch eine Rohrbombe basteln«, erklärte er stolz. Dann seufzte er. »Ich muß jetzt bald gehen. Die Zeit ist fast um.«
    Ich warf einen Blick nach unten auf die Straße. Es wurde hier wirklich langsam dunkel, aber der Fußweg war hell, der Spielsalon auf der anderen Straßenseite beleuchtet wie ein Kino. Zwei Leute auf der anderen Straßenseite hatten uns entdeckt, aber ich begriff, daß ihnen nicht klar war, was hier vorging. Ein Stunt? Dreharbeiten? Ich sah Tony an, aber er schien es nicht zu merken. Mein Herz hämmerte wieder und ließ meine Brust eng und heiß erscheinen.
    »Ich werde langsam müde«, bemerkte ich. »Ich würde gern hinaufgehen, aber ich brauche Hilfe. Stützt du mich mit der Hand?«
    »Klar«, sagte er. Dann stockte er, sein ganzer Körper spannte sich wachsam. »Das ist doch kein Trick, oder?«
    »Nein.« Aber ich konnte hören, wie meine Stimme zitterte, und die Lüge schnitt in meine Zunge wie eine Rasierklinge. Ich habe immer mit Leichtigkeit und geschickt gelogen, voller Erfindungsreichtum und Überzeugung, aber diese Lüge brachte ich nicht heraus. Ich sah, wie er eine Bewegung machte. Ich packte nach ihm, klammerte mich um des lieben Lebens willen

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