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Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Titel: Kinsey Millhone 04 - Ruhelos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Bullen über sie.« Tony wollte die Praxistür öffnen, stellte aber fest, daß sie verschlossen war. »Mist, er ist nicht da.«
    Eine Nachricht hing an der Tür. Er streckte die Hand aus, um das Papier abzureißen, verwandelte diese Bewegung dann in einen abrupten Stoß. Dann weiß ich nur noch, daß ich auf Händen und Knien lag und er fortgelaufen war. Er hämmerte auf den Fahrstuhlknopf und bog dann nach rechts ab. Ich war auf den Beinen und lief, als ich hörte, wie die Tür zum Treppenhaus gegen die Wand schlug. Ich rannte, erreichte das Treppenhaus nur Sekunden nach ihm. Er lief bereits nach oben.
    »Tony! Laß das. Tu das nicht!«
    Er bewegte sich schnell, seine Schuhe kratzten über die Betonstufen. Sein angestrengter Atem hallte von den Wänden wider, als er hinauflief. Ich halte mich nicht umsonst fit, Leute. Er hatte mir die Jugend voraus, aber ich war gut in Form. Ich warf meine Tasche fort und umklammerte das Geländer, jagte hinter ihm hinauf, nahm immer zwei Stufen auf einmal. Im Laufen schaute ich nach oben, versuchte, ihn zu sehen. Er hatte den siebten Stock erreicht und lief weiter. Wie viele Stockwerke hatte dieses Haus?
    »Tony! Verdammt! Warte! Was hast du vor?«
    Ich hörte da oben eine weitere Tür schlagen. Ich wurde noch schneller.
    Ich erreichte den obersten Treppenabsatz. Der Mann, der den Fahrstuhl repariert hatte, hatte offensichtlich die Tür zum Speicher unverschlossen gelassen, und Tony war durch die Öffnung gestürzt und hatte die Tür hinter sich zugeworfen. Ich packte den Griff, erwartete fast, die Tür versperrt zu finden. Aber sie flog auf, ich zwängte mich hindurch, blieb auf der Schwelle stehen. Der Raum war dunkel und heiß und trocken, größtenteils leer, abgesehen von einer kleinen Tür zu meiner Rechten, hinter der die Bremsen und Antriebsmotoren der Fahrstühle untergebracht waren. Ich schob kurz den Kopf in den vollgestopften Raum, aber er schien leer. Ich zog den Kopf zurück und sah mich um. Das Dach ging etwa sechs Meter hoch, die Balken steil angeordnet, die Ziegel formten dort, wo sie aufeinanderstießen, einen 90-Grad-Winkel.
    Stille. Ich konnte einen rechteckigen Lichtfleck auf dem Boden sehen und blickte auf. Eine Holzleiter lehnte an der Wand zu meiner Rechten. Oben stand eine Falltür offen, schwindendes Tageslicht fiel hindurch. Ich überflog den Speicher. Auf ein paar Kisten lag eine Schalttafel. Es sah aus wie ein Lichtpult aus dem Kino im Erdgeschoß. Aus einem unerfindlichen Grund stand ein massiver Vogel aus Pappmache auf einer Seite — ein Blauhäher in einem aufgemalten Anzug. Holzstühle stapelten sich zu meiner Linken.
    »Tony?«
    Ich legte eine Hand auf die Leiterstufen. Er konnte sich gut irgendwo verstecken, wartete vielleicht nur darauf, daß ich zum Dach hinaufkletterte, so daß er sich davonstehlen und die Treppe wieder hinablaufen konnte. Ich machte mich an den Aufstieg, kletterte vielleicht drei Meter hoch, so daß ich den Speicher von einem besseren Aussichtspunkt überblicken konnte. Nichts regte sich, kein Atem war zu hören. Ich schaute wieder nach oben und fing an, vorsichtig hinaufzuklettern. Ich habe keine Angst vor Höhe, aber ich mag sie auch nicht gerade gern. Immerhin wirkte die Leiter sicher, und ich konnte mir nicht denken, wo er sonst sein sollte.
    Als ich oben ankam, zog ich mich hoch, bis ich sitzen konnte, und sah mich dann um. Ich war in einem kleinen Alkoven gelandet, der hinter einem Ziergiebel verborgen war, ein ebenso langer befand sich an der halben Länge des Daches. Von der Straße aus hatten die beiden wie reine Verzierung gewirkt, aber jetzt konnte ich sehen, daß der eine Belüftungsrohre verbarg. Es gab nur einen sehr schmalen Gang am Dach entlang, der von einer niedrigen Brüstung gesichert wurde. Die steile Neigung des Daches würde das Laufen riskant machen.
    Ich spähte in den Speicher hinunter, hoffte, Tony aus seinem Versteck und ins Treppenhaus rennen zu sehen. Hier oben war keine Spur von Tony, es sei denn, er hatte sich auf die andere Seite gewagt. Vorsichtig stand ich auf, befand mich jetzt zwischen dem fast senkrechten Dach zu meiner Linken und der knöchelhohen Brüstung zu meiner Rechten. Tatsächlich ging ich in einer Regenrinne aus Metall, die unter meinem Gewicht knarrte. Das Geräusch gefiel mir gar nicht. Es legte nahe, daß das Metall jeden Augenblick nachgeben und ich auf einer Seite hinabstürzen würde.
    Ich schaute acht Stockwerke tief auf die Straße, die nicht so weit entfernt schien.

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