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Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke

Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke

Titel: Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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erleichtert aus, als hätte ich gerade ein Problem für sie gelöst. »Toll. Ich erzähle Mac, daß du vielleicht heute nachmittag noch rausfährst.«
    »Darcy, würdest du das bitte sein lassen? Ich muß jemanden zum Flughafen bringen. Aber vertrau mir. Ich mache eine Verabredung für den frühestmöglichen Zeitpunkt aus.«
    »Oh. Na gut, dann schreibe ich eine Notiz, damit sie wissen, daß du dich drum kümmerst. Ich muß zurück ans Telefon. Sag mir Bescheid, wenn du den Bericht fertig hast, dann hole ich ihn ab.«
    »Prima«, murmelte ich. Sie mußte zu dem Entschluß gekommen sein, sie hätte mich weit genug getrieben, denn sie entschuldigte sich und verschwand eiligst.
    Kaum war sie gegangen, als ich bei Wood/Warren anrief, nur um die Sache hinter mich zu bringen. Ich verabredete ein Treffen mit dem Präsidenten der Gesellschaft, Lance Wood, für 9 Uhr am folgenden Morgen, dem Heiligabend.
    Inzwischen war es 15 Uhr 45, und ich stopfte die Akte in meine Handtasche, sperrte ab und eilte über die Hintertreppe zum Parkplatz, wo ich meinen VW abgestellt hatte. Zehn Minuten später war ich daheim.

    Bei unserer kleinen Vorweihnachtsfeier schenkte Henry mir einen neuen Roman von Len Deighton, und er bekam von mir einen blauen Mohairschal, den ich selbst gehäkelt hatte — kaum jemand weiß, daß ich über dieses Talent verfüge. Wir hockten in der Küche und aßen eine halbe Platte seiner selbstgemachten Zimtrollen, und dazu tranken wir Champagner aus den Kristallflöten, die ich ihm ein Jahr zuvor geschenkt hatte.
    Er holte sein Flugticket heraus und überprüfte noch einmal die Abflugzeit. Seine Wangen waren vor Erwartung gerötet. »Ich wünschte, du würdest mitkommen«, sagte er. Er hatte den Schal um den Hals gewickelt; die Farbe betonte seine Augen. Sein weißes Haar war weich und zu einer Seite gebürstet, sein schmales Gesicht war von der kalifornischen Sonne gebräunt.
    »Ich wünschte, das könnte ich; nur habe ich gerade einen Auftrag übernommen, um meine Miete zahlen zu können«, erklärte ich. »Aber du kannst eine Unmenge Fotos machen und sie mir zeigen, wenn du wiederkommst.«
    »Was ist mit dem Weihnachtsabend? Du bist doch hoffentlich nicht allein.«
    »Henry, würdest du bitte aufhören, dir Sorgen zu machen? Ich habe eine Menge Freunde.« Wahrscheinlich würde ich den Tag allein verbringen, aber ich wollte nicht, daß er sich Gedanken machte.
    Er hielt einen Finger hoch. »Moment mal. Das hätte ich fast vergessen. Ich habe ja noch ein kleines Geschenk für dich.« Er ging zu dem Tisch neben der Spüle hinüber und holte etwas Grünzeug in einem kleinen Topf. Den stellte er vor mich hin und lachte, als er den Ausdruck auf meinem Gesicht sah. Es sah aus wie ein Farn und roch wie alte Socken.
    »Das ist ein Farn«, erklärte er. »Diese Art lebt allein von der Luft. Du mußt ihn nicht einmal gießen.«
    Ich starrte auf die feinziselierten Blätter, die von einem fast durchscheinenden Grün waren und aussahen, als stammten sie aus einem Raumschiff. »Kein Dünger?«
    Er schüttelte den Kopf. »Stell ihn einfach nur hin.«
    »Ich muß mir keine Gedanken machen, daß er zuwenig Licht bekommt oder daß ich ihn zurückschneiden muß?« Ich warf mit diesen Ausdrücken um mich, als wüßte ich, was sie zu bedeuten hätten. Ich habe eine äußerst ungeschickte Hand mit Pflanzen und habe seit Jahren jeden Drang unterdrückt, mir eine anzuschaffen.
    »Nichts. Der Farn soll dir Gesellschaft leisten. Stell ihn dir auf den Schreibtisch. Dadurch wird alles ein bißchen freundlicher.«
    Ich hielt den kleinen Topf hoch und inspizierte die Pflanze von allen Seiten, wobei der erste beunruhigende Funken von Besitzerstolz in mir erwachte. Ich mußte in noch schlechterer Verfassung sein, als ich dachte.
    Henry fischte seinen Schlüsselbund aus der Hosentasche und schob ihn mir zu. »Falls du in meine Wohnung mußt«, meinte er.
    »Prima. Ich bringe die Post und die Zeitungen hinein. Soll ich sonst noch irgend etwas erledigen, während du fort bist? Ich könnte den Rasen mähen.«
    »Nicht nötig. Ich habe dir die Nummer dagelassen, unter der ich zu erreichen bin, sollte >Das Große< wieder zuschlagen. Einen anderen Grund könnte ich mir nicht denken.«
    »Das Große« — damit meinte er das Erdbeben, das wir alle fast täglich erwarten, seit dem letzten von 1925.
    Wieder ein Blick auf die Uhr. »Wir machen uns wohl besser auf den Weg. In diesen Tagen ist der Flughafen immer voll.« Sein Flugzeug ging zwar erst um 19

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