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Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Titel: Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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waren Polizisten. Mein erster Gedanke war, dass da wohl ein Film gedreht wurde und der Platz abgesperrt worden war, damit die Kameras ungehindert hin- und herfahren konnten. Ein paar Menschengrüppchen standen auf der Straße, und über dem Ganzen lag jenes Flair koordinierter Langeweile, wie es für Dreharbeiten charakteristisch ist. Dann sah ich das typische Absperr-Band, wie es die Polizei am Schauplatz von Verbrechen benutzt, und meine Sinne schalteten auf höchste Alarmstufe. Da der Parkplatz nicht befahrbar war, stellte ich den Wagen am Bordstein ab. Ich nahm meine Pistole aus meiner Handtasche, steckte sie in meine Aktenmappe hinten auf dem Rücksitz, schloss die Wagentüren ab und ging auf den uniformierten Beamten zu, der beim Parkschein-Automaten stand. Er sah mich forschend an und versuchte offensichtlich, sich eine Meinung zu bilden, ob ich hier irgendetwas zu suchen hatte. Er war ein nettaussehender Mann in den Dreißigern, mit einem langen, schmalen Gesicht, haselnussbraunen Augen, kurzgeschorenem hellbraunem Haar und einem kleinen Schnauzbärtchen. Sein höfliches Lächeln entblößte eine fehlende Ecke an einem seiner Vorderzähne. Er war wohl entweder in eine Schlägerei verwickelt gewesen, oder aber er hatte seine Schneidezähne für irgendetwas benutzt, wovor ihn seine Mutter immer gewarnt hatte. »Kann ich Ihnen helfen?«
    Ich sah an dem dreistöckigen Gebäude empor, das im Erdgeschoss hauptsächlich Läden und darüber Büros beherbergte. Ich versuchte, wie eine ganz besonders gesetzestreue Bürgerin auszusehen und nicht wie eine freischaffende Privatdetektivin mit einem Hang zum Schwindeln. »Tag. Was ist denn hier los? Ich arbeite in diesem Haus und wollte eigentlich gerne rein.«
    »Wir sind in zwanzig Minuten fertig. Haben Sie ein Büro da drinnen?«
    »Ich gehöre zu der Versicherungsfirma im zweiten Stock. Was war denn? Einbruch?«
    Die Haselnussaugen musterten mich von Kopf bis Fuß, und ich sah, wie sich die innere Warnanlage einschaltete. Er war nicht gewillt, irgendwelche Informationen von sich zu geben, ohne zu wissen, wer ich war. »Können Sie sich ausweisen?«
    »Klar. Ich muss nur eben meine Brieftasche rausholen«, sagte ich. Bloß nicht riskieren, dass er noch dachte, ich wollte eine Waffe ziehen. Polizisten am Tatort sind manchmal nervöse Burschen, die plötzliche Bewegungen gar nicht mögen. Ich hielt ihm meine Brieftasche so hin, dass er meinen kalifornischen Führerschein und in dem Fach darunter die Fotokopie meiner Detektiv-Lizenz sehen konnte. »Ich komme gerade von außerhalb zurück und wollte nur ein paar Sachen hierlassen, ehe ich nach Hause fahre.« Ich war selbst einmal bei der Polizei, aber ich habe immer noch die Tendenz, Bullen von mir aus Dinge zu erzählen, die sie überhaupt nichts angehen.
    Er sah sich die Papiere kurz an. »Hm. Ich glaube nicht, dass man Sie reinlassen wird, aber Sie können ja trotzdem mal fragen«, sagte er und deutete auf einen Zivilbeamten mit einem Notiz-Brett in der Hand. »Wenden Sie sich an Sergeant Hollingshead.«
    Ich hatte nach wie vor keinen Schimmer, was denn eigentlich los sein mochte, und probierte es noch einmal. »Ist bei dem Juwelier eingebrochen worden?«
    »Mord.«
    »Ach?«
    Auf dem Parkplatz konnte ich einen Schwarm von Polizeibeamten an der Stelle agieren sehen, wo wohl die Leiche liegen musste. Auf die Entfernung war zwar nichts auszumachen, aber die Aktivität konzentrierte sich an einer Stelle. »Wer ist denn für die Sache zuständig? Zufällig Lieutenant Dolan?«
    »Ganz recht. Sie können es beim Laborwagen versuchen, wenn Sie mit ihm reden wollen. Er ist gerade dorthin gegangen.«
    »Danke.« Ich überquerte den Parkplatz, und mein Blick huschte zu den Sanitätern hinüber, die gerade am Zusammenpacken waren. Der Polizeifotograf und ein Typ mit einem Notizbuch, der offenbar eine Tatortskizze machte, vermaßen die Entfernung zwischen einem kleinen Zierstrauch und dem Opfer, das ich jetzt erkennen konnte. Es lag bäuchlings auf dem Asphalt. Von der Schuhgröße her ein Mann. Jemand hatte die Leiche mit einer Plane zugedeckt, aber man sah noch die Sohlen der Nike-Turnschuhe, an den Zehenspitzen eng beisammen, zu den Hacken hin V-formig gespreizt.
    Lieutenant Dolan erschien und marschierte in meine Richtung. Als unsere Wege sich kreuzten, wechselten wir einen mechanischen Händedruck und ein paar banal-freundliche Worte. Bei ihm ist es völlig sinnlos, gleich mit den nahe liegenden Fragen herauszuplatzen. Dolan

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