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Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Titel: Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Verkaufstischen lagen alle möglichen Gegenstände aus Glas, getragene Kleidung, alte Autoreifen, ausrangierte Autositze und kaputte Fernseher, lauter »Billigangebote«. Eine handgeschriebene Tafel verkündete: Ausschlachtungen und Gelegenheitsarbeiten. Aber weit und breit war nicht ein einziger Kunde in Sicht. Ich bekam auch keinen Einwohner zu sehen. An einem Mast hing die Fahne der Vereinigten Staaten und an einem zweiten die Flagge des Staates Kalifornien. Beide knatterten im heißen Wind, der den Staub aufwirbelte. Hier gab es keine Fernsehantennen, keine Zäune, keine Telefonmasten, keine elektrischen Leitungen, kein Gebäude, das irgendetwas überdauern sollte. Der ganze Ort hatte etwas Provisorisches. Bunte Markisen boten Schutz gegen die Mittagssonne. Nur ab und zu unterbrach Hundegebell die Stille.
    Ich fuhr an den Straßenrand, parkte den Wagen und stieg aus. Ich sah mich suchend um, schirmte dabei die Augen mit der Hand ab. Inzwischen an das grelle Licht gewöhnt, entdeckte ich in der Nähe ein paar Leute: ein Paar, das in der offenen Tür seines mobilen Heims saß, einen Mann, der von einer Wagenreihe zur anderen ging. Sie schienen mich nicht zu beachten. Dass Fremde kamen und gingen, war offenbar etwas so Alltägliches, dass mein Erscheinen nicht das geringste Interesse weckte.
    Ungefähr fünfzig Meter von mir entfernt erblickte ich eine Frau, die im Schatten eines zwischen zwei Wohnwagen gespannten leuchtend orangeroten Fallschirms saß. Den Kopf leicht geneigt, stillte sie ein Kind. Ich ging näher und blieb etwa fünf Meter entfernt von ihr stehen. Ich war nicht sicher, wo hier der Privatgrund begann, und wollte keine Grenzen verletzen.
    »Hallo«, sagte ich. »Ob Sie mir vielleicht helfen könnten?«
    Sie blickte auf. Sie war etwa achtzehn und hatte sich das dunkle Haar auf dem Hinterkopf zu einem unordentlichen Knoten aufgesteckt. Sie trug Shorts und ein Baumwollhemd, das vorn aufgeknöpft war. Das Baby saugte so energisch, dass sogar ich es schmatzen hörte, obwohl ich so weit weg war. »Suchen Sie Eddie?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich suche eine Frau namens Agnes Grey. Kennen Sie sie zufällig?«
    »Nee. Aber Eddie könnte sie kennen. Er ist schon viel länger hier als ich. Ist sie ’ne >Ständige    »So viel ich weiß, lebt sie seit vielen Jahren hier.«
    »Dann sollten Sie sich im Christian Center gleich unten links erkundigen. Das ist der Wohnwagen mit der Tafel, auf der alle Veranstaltungen stehen. Eine Menge Leute sind für den Notfall dort gemeldet. Was wollen Sie von der Frau?«
    »Ihre Tochter in Santa Teresa hat seit Monaten nichts mehr von ihr gehört. Sie hat mich gebeten festzustellen, warum ihre Mutter sich nicht mehr meldet.«
    Sie blinzelte mich an. »Sind Sie so was wie eine Detektivin?«
    »Na ja, mehr oder weniger. Ich bin mit der Familie befreundet und musste ohnehin in die Gegend, also hab ich gesagt, ich seh mich mal um.« Ich holte die beiden Schnappschüsse heraus, die Irene Gersh mir gegeben hatte, ging auf die junge Frau zu und hielt die Bilder so, dass sie sie ansehen konnte. »Das ist ihr Wohnwagen. Ein Foto von ihr selber hab ich nicht. Sie ist eine alte Frau in den Achtzigern.«
    Die junge Frau legte den Kopf schräg und betrachtete die Fotos. »O ja, die! Die kenn ich. Ich habe nur nie ihren richtigen Namen gehört. Alle hier nennen sie nur Old Mama.«
    »Können Sie mir sagen, wo ich sie finde?«
    »Nein, eigentlich nicht. Ich weiß, wo ihr Wohnwagen steht, aber sie selbst hab ich schon länger nicht gesehen.«
    »Wissen Sie noch, wann das war?«
    Sie verzog das Gesicht und überlegte eine Weile. »Ich hab sie nie besonders beachtet, kann’s also wirklich nicht sagen. Wenn sie in den Ort mitgenommen werden will, stapft sie immer da vorn auf und ab. Die sind hier alle ganz großartig, wenn der eigene Wagen mal nicht funktioniert und man wohin muss. Aber sie ist irgendwie seltsam.«
    »Wie äußert sich das?«
    »Na ja, wissen Sie, ab und zu redet sie mit sich selbst. Man sieht immer wieder Leute, die so vor sich hin plappern und gestikulieren, als ob sie mit jemandem streiten. Eddie hat sie ein paar Mal nach Brawley mitgenommen, und da war sie ganz in Ordnung, sagt er. Gestunken hat sie, aber sie hat nicht gesponnen oder so.«
    »Und in letzter Zeit haben Sie sie nicht mehr gesehen?«
    »Nein, aber wahrscheinlich ist sie noch hier irgendwo. Ich habe mit dem Baby so viel zu tun gehabt. Fragen Sie doch jemand anders. Ich hab selber nie mit ihr

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