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Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Titel: Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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wir können nicht viel dagegen tun.«
    Ich gab ihm meine Karte. »Hier ist meine Nummer in Santa Teresa. Ich bleibe noch ein paar Tage hier und will versuchen, Agnes aufzuspüren. Danach können Sie mich unter der Vorwahl 805 erreichen. Würden Sie mich anrufen, wenn Sie von ihr hören? Bevor ich zurückfahre, komme ich noch mal vorbei. Zumindest will ich’s versuchen, für den Fall, dass Sie inzwischen etwas gehört haben sollten. Vielleicht fällt Ihnen noch etwas ein, das mir helfen könnte.«
    Faye schaute über seine Schulter auf die Karte, die ich ihm gegeben hatte. »Sie sind Privatdetektivin? Ich hab gedacht, Sie sind mit der Familie befreundet?«
    »Ich bin beides — befreundet und angeheuert«, sagte ich. Ich ging schon zu meinem Wagen, als er meinen Namen rief. Ich drehte mich um und sah ihn an.
    »In Niland gibt es ein Sheriffbüro, auf der First Street, gleich neben dem Gefängnis. Fragen Sie den Deputy. Es ist durchaus möglich, dass sie tot ist.«
    »Daran habe ich natürlich auch schon gedacht«, sagte ich. Sein Blick hielt den meinen kurz fest, dann ging ich weiter.
    Ich fuhr nach Niland zurück. Fünfundvierzig Meter unter dem Meeresspiegel, zwölfhundert Einwohner. Das alte Gefängnis ist ein winziges, weiß verputztes Gebäude mit verwittertem Schindeldach und einem nur als Dekoration dienenden eisernen Rad, das an der hölzernen Verandabrüstung befestigt ist. Im Haus nebenan, keine drei Meter entfernt, sind das neue Gefängnis und der Außenposten des Sheriffbüros untergebracht; es ist ebenfalls weiß verputzt und nicht viel breiter als eine Tür und zwei Fenster. Fine Klimaanlage ragt aus einem Seitenfenster.
    Ich parkte vor dem Haus. An der Eingangstür hing ein Zettel. Bin um vier zurück. In Notfällen oder anderen dienstlichen Angelegenheiten wenden Sie sich an das Sheriffbüro in Brawley. Keinerlei Hinweis darauf, wie man sich mit dem Sheriffbüro in Brawley in Verbindung setzen konnte.
    Ich fuhr zu einer Tankstelle und ging, während der Wagen aufgetankt wurde, zu einem Münztelefon, wo ich mir aus dem eselsohrigen Telefonbuch, das an die Wand gekettet war, die Nummer des Sheriffbüros heraussuchte. Nach der angegebenen Adresse zu schließen, war es von meinem Motel an der Main Street nicht weit entfernt. Ich rief an und erfuhr, dass Sergeant Pokrass, der Deputy, mit dem ich sprechen sollte, beim Lunch war und um ein Uhr zurückkommen würde. Ein Blick auf meine Uhr zeigte mir, dass es zehn vor eins war.
    Die Dienststelle des Sheriffbüros in Brawley ist ein ebenerdiges Gebäude mit rotem Ziegeldach, direkt gegenüber dem Polizeirevier auf der anderen Straßenseite. Auf dem kleinen Parkplatz standen zwei weiße Sheriffwagen. Durch eine Glastür betrat ich das Haus.
    Ein Pepsi-Automat beherrschte den Korridor. Links vom Eingang war eine geschlossene Tür, hinter der ein Gerichtssaal lag, wie das Türschild besagte. Auf der anderen Seite waren zwei kleine Büros mit einer offen stehenden Verbindungstür. Auf Hochglanz poliertes Linoleum auf dem Boden, die Tresenplatten aus Kunststoff, Schreibtische aus hellem Holz, metallene Aktenschränke und Drehsessel. Zwei Deputys und ein Zivilangestellter waren anwesend; letzterer telefonierte. Das leise Stimmengemurmel wurde untermalt vom stetigen, leisen Knacken und Krächzen des Polizeifunks.
    Deputy Pokrass war eine Frau in den Dreißigern, hoch gewachsen und straff, mit kurzen blonden Haaren und einer Brille mit Schildpattrahmen. Die braune Uniform saß wie maßgeschneidert: funktional, ohne Kinkerlitzchen. Ihr Gesicht hatte keinen besonders lebhaften Ausdruck. Ihre Augen waren von einem durchdringenden Braun und ziemlich kalt. Sie wirkte zwar nicht direkt unhöflich, aber auf eine eher schroffe Weise sachlich. Wir verschwendeten nicht viel Zeit mit Vorreden. Ich stand vor dem kurzen Tresen und erklärte ihr die Situation, wobei ich mich kurz und präzise fasste. Sie hörte aufmerksam und ohne Zwischenfrage zu und griff, als ich fertig war, zum Telefon. Sie rief das Ortskrankenhaus — Pioneers Memorial — an und ließ sich mit der Verwaltung verbinden. Ihre Stimme wurde ein ganz kleines bisschen wärmer, während sie mit einer Person namens Letty sprach. Sie zog einen gelben Dienstblock näher zu sich heran, nahm einen perfekt gespitzten Bleistift zur Hand und machte sich ein paar Notizen; ihre Schrift war voller Ecken und Kanten. Ich war sicher, dass sie nicht einmal im zarten Alter von zwölf Jahren ein fröhliches Gesicht gemacht hatte,

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