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Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Titel: Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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unter dem Namen Ted’s Roofs. Binnen Minuten hatte sie im Mietvertrag für sein Fach nachgesehen und mir die dazugehörige Anschrift verraten. Ich bedankte mich und drückte auf die Gabel. Dann steckte ich noch eine Münze in den Schlitz und wählte die Telefonnummer, die auf der Visitenkarte stand. Wie erwartet nahm niemand ab, obwohl sich Richs Anrufbeantworter prompt einschaltete. Es freute mich, zu hören, dass Ted Rich Olvidados geprüfter Meisterdachdecker Nummer eins für feuerfeste Materialien war. Die Ansage verkündete auch, der Mai sei der Monat des Wetterschutzes, was mir bisher entgangen war. Viel wichtiger fand ich allerdings, dass Teddy nicht zu Hause war und offenbar auch sonst niemand.
    Ich kehrte zum Auto zurück, kramte einen Stadtplan von Olvidado aus dem Handschuhfach und suchte die Straße im Verzeichnis am Rand. Indem ich die Koordinaten nach Ziffer und Buchstabe entlangfuhr, machte ich die Adresse ausfindig. Sie lag nicht weit von meinem Standort entfernt. O Seligkeit. Ich drehte den Zündschlüssel um, legte den Rückwärtsgang ein, und kaum fünf Minuten später stand ich schon im Leerlauf vor Teddys Haus, in dem auch sein Dachdeckergeschäft untergebracht war.
    Sechs Häuser weiter entdeckte ich einen Parkplatz. Dort blieb ich zunächst im Auto sitzen, während mein guter und mein böser Engel um die Inbesitznahme meiner Seele rangen. Mein guter Engel erinnerte mich daran, dass ich Besserung gelobt hatte. Er zählte die Gelegenheiten auf, bei denen mir mein altbekanntes schlimmes Benehmen nichts als Kummer und Schmerz — wie er es formulierte — eingebracht hatte. Das war zwar alles gut und schön, aber wie mein böser Engel erklärte, war dies im Grunde die einzige Chance, die sich mir böte, um an die ersehnten Informationen zu kommen. Wenn Rich den Namen der Lagerfirma »geteilt« hätte, wäre ich dazu gar nicht gezwungen gewesen, also war es im Grunde alles seine Schuld. Momentan war er gerade unterwegs nach Thousand Oaks, um irgendjemandem einen Kostenvoranschlag für sein Dach zu machen. Die Fahrt hin und zurück würde etwa eine halbe Stunde dauern, dazu kam noch eine weitere halbe Stunde fürs Schwafeln, weil Männer eben auf diese Art ihre Geschäfte abschließen. Wir beiden hatten uns um zehn getrennt. Jetzt war es Viertel nach zehn, also würde er (wenn ich Glück hatte) erst in einer Dreiviertelstunde zurückkommen.
    Ich nahm meine Dietriche aus der Tasche, die unter dem Stapel verschiedener Klamotten, die ich dort parat habe, auf dem Rücksitz lag. Wenn ich jemanden observiere, benutze ich sie oft, um mein Aussehen zu verändern. Jetzt zog ich einen dunkelblauen Overall hervor, der angemessen professionell aussah. Auf dem Aufnäher am Ärmel, den ich mir nach meinen Angaben hatte sticken lassen, stand Santa Teresa City Service, was vermuten ließ, dass ich bei den Stadtwerken arbeitete. Ich nahm an, den Bürgern von Olvidado würde aus der Entfernung nichts auffallen. Indem ich mich auf dem Fahrersitz wand, zog ich den Overall über Jeans und T-Shirt. Ich machte den vorderen Reißverschluss zu und steckte die Dietriche in die eine Hosentasche. Dann griff ich nach dem Klemmbrett mit seinem Büschel nichts sagender Papiere, schloss das Auto hinter mir ab und ging bis zu Ted Richs gekiester Einfahrt. Nirgends am Haus standen irgendwelche Fahrzeuge.
    Ich stieg die Stufen hinauf und klingelte an der Vordertür. Ich wartete, blätterte in den Zetteln auf meinem Klemmbrett und machte mir eine offiziell aussehende Notiz mit dem an einer Kette befestigten Stift. Ich klingelte erneut, doch niemand machte auf. Quelle surprise. Ich trat ans vordere Fenster und hielt mir eine Hand über die Augen, während ich durch die Scheibe spähte. Abgesehen davon, dass keine Spur des Bewohners zu sehen war, sah das Haus nach einem Mann aus, der es gewohnt war, allein zu leben, eine Vermutung, die durch eine mitten im Esszimmer prangende Harley Davidson auf den Punkt gebracht wurde.
    Unauffällig sah ich mich um. Es war kein Mensch auf dem Gehsteig, und nichts wies auf Nachbarn hin, die von gegenüber aufgepasst hätten. Trotzdem runzelte ich die Stirn und machte eine Riesenshow aus meiner Verblüffung. Ich sah auf die Uhr, um zu demonstrieren, dass zumindest ich rechtzeitig zu unserer imaginären Verabredung gekommen war. Ich stieg die vorderen Stufen wieder hinab und ging die Einfahrt entlang zum hinteren Teil des Hauses. Der Garten war eingezäunt, und die Büsche waren hoch genug gewachsen, um

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