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Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Titel: Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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mahlte nutzlos vor sich hin, sprang aber nicht an. Duffy steuerte mit seinem Traktor auf den Wagen zu. Aus seinem Grinsen musste ich schließen, dass er dessen Motor außer Gefecht gesetzt hatte. Mark zielte und feuerte auf Duffy, der hoch oben in der Fahrerkabine hockte. Ich saß zwischen den beiden Männern in der Falle und rührte mich nicht, wie gelähmt von der eskalierenden Gewalt. Mir brannte das Herz in der Brust, und der Drang davonzulaufen war fast übermächtig. Ich sah, dass Mark in der Sackgasse feststeckte, die von den Trümmern des Schuppens, einer Reihe Bäumen in Kisten und dem Traktor gebildet wurde. Das schwere Fahrzeug gewann wieder an Tempo, als Duffy beschleunigte. Ich blockierte Marks einzigen Ausweg.
    Mark lief in meine Richtung los, offenbar in der Hoffnung, ohne weiteres an mir vorbei in die Freiheit zu gelangen. Er feuerte erneut auf Duffy. Die Kugel prallte mit musikalischem Klang von der Kabine ab. Duffy betätigte den Hebel, der den Hubarm bewegte. Ich rannte auf Mark zu. Er drehte im letzten Moment ab und wandte sich um. Dann sprang er auf eine der Kisten und wollte anscheinend durch die Bäume in die dahinter gelegene Gasse durchbrechen. Ich erwischte ihn in der Luft und schubste ihn. Er verpatzte seinen Sprung, plumpste nach hinten und stürzte auf mich. Gemeinsam fielen wir zu Boden. Als er sich wieder aufrappelte, streckte ich einen Arm aus, packte einen seiner Fußknöchel und klammerte mich mit aller Kraft daran fest. Er stolperte und zerrte mich halb in Duffys Weg. Duffy trat aufs Gas. Ich ließ Mark los und rollte mich zur Seite. Der Traktor machte einen Satz nach vorn, der Dieselmotor grollte, und der Arm der Schaufel quietschte, als ihn Duffy bewegte. Mark drehte sich um sich selbst und versuchte sich in die entgegengesetzte Richtung zu werfen, aber Duffy hielt weiter auf ihn zu, die Schaufel ausgestreckt wie eine Wiege. Mark drehte sich zum Traktor um und schätzte dessen Schwung ab, wohl in der Hoffnung, seiner Masse ausweichen zu können. Er feuerte erneut, aber die Kugeln klirrten nur wirkungslos gegen die Schaufel. Er hatte Duffys Fahrkünste unterschätzt. Der metallene Rand knallte mit solcher Wucht gegen Marks Brustkorb, dass er fast umgekippt wäre, und schob ihn nach hinten gegen die Seitenwand des Schuppens. Einen Augenblick lang hing er dort, eingeklemmt zwischen dem Greifarm und der Wand. Er kämpfte, doch sein Gewicht zog ihn nach unten, bis der Rand des Greifarms an seiner Kehle saß. Duffy blickte zu mir herüber, und ich sah, wie seine Miene weicher wurde. Er ließ den Traktor weiterfahren, und Marks sauber abgetrennter Kopf fiel in die Schaufel wie eine Melone.
    Es war nicht ganz Plan B, aber es würde genügen müssen.

Epilog

    Die Razzia im Honky-Tonk ließ ein halbes Jahr auf sich warten. Ein Bundes-Voruntersuchungsgericht genehmigte eine fünfzehn Punkte umfassende Anklage gegen Tim Littenberg und eine zwölf Punkte umfassende Anklage gegen Scott Shackelford wegen der Herstellung gefälschter Kreditkarten, worauf eine Mindeststrafe von fünf Jahren Haft und eine Geldstrafe von 250 000 Dollar für jeden Schuldspruch steht. Beide sind momentan gegen Kaution auf freiem Fuß. Carlin Duffy wurde festgenommen und wegen Totschlags im Affekt unter Anklage gestellt. Er wartet derzeit im Bezirksgefängnis von Santa Teresa mit Volleyball, eigener Toilette und Farbfernseher auf seinen Prozess.
    Mickey ist am ersten Juni gestorben. Ich saß an seinem Bett, den Blick auf den Monitor darüber fixiert. Ich beobachtete die gezackte Linie seines Herzschlags, der stark und regelmäßig war, obwohl sein Teint immer blasser wurde und er Tag für Tag mühsamer atmete. Ich berührte sein Gesicht und fühlte das kühle Fleisch, das nie wieder warm sein würde. Nach dem Liebesrausch kommt die Zerstörung, zumindest meiner Erfahrung nach. Ich dachte an all die Dinge, die er mir beigebracht hatte, daran, was wir einander während unserer kurzen Ehe bedeutet hatten. Mein Leben war reicher dadurch, dass er ein Teil davon gewesen war. Welche Fehler er auch gehabt, welche Fehltritte er auch begangen haben mochte, am Ende hatte er sich die Erlösung verdient. Ich legte meine Wange an seine Hand und atmete mit ihm bis zum letzten Atemzug. »Du hast es gut gemacht, Junge«, flüsterte ich, als er schließlich verstummte.

Dank

    Die Autorin möchte folgenden Personen für ihre wertvolle Unterstützung danken: Stephen Humphrey; Detective Peggy Moseley, Los Angeles Police Department;

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