Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
Vom Netzwerk:
ab. Das Kondenswasser am Boden zeichnete einen feuchten Kreis auf den Tisch.
    »Wo ist sie?«
    »Reba? Keine Ahnung. Wir sind keine siamesischen Zwillinge.«
    »Tatsächlich? Da sind Sie die ganze Zeit mit ihr zusammen gewesen, und jetzt haben Sie auf einmal keine Ahnung? Sie muss doch irgendwas erwähnt haben.«
    »Ich glaube, da haben Sie einen falschen Eindruck gewonnen. Wir sind nicht befreundet. Ihr Vater hat mich dafür bezahlt, dass ich sie abhole. So eine Art Freundin bin ich. Ich habe sie zu ihrer Bewährungshelferin und zur Zulassungsstelle gefahren. Sie war einsam. Wir sind zusammen essen gegangen –«
    »Vergessen Sie das Bubbles nicht.«
    »Na und? Ja, wir sind ins Bubbles gegangen. Sie hat mir eben Leid getan. Sie hat keinerlei Freundinnen, außer Onni, und die behandelt sie wie ein Stück Dreck.«
    Er dachte kurz nach und entschied sich für eine andere Taktik.
    »Was hat sie Ihnen über mich erzählt?«
    Ich versuchte, ebenso große Augen zu machen wie Reba, wenn sie die Naive gab. »Über Sie? Ach du liebe Zeit. Sie hat mir erzählt, dass Sie sie neulich abends im Auto fast um den Verstand gevögelt haben. Eigentlich wollte sie mir haarklein schildern, wie groß Ihr Schwanz ist, und ich konnte sie nur mit Mühe davon abhalten. Nehmen Sie’s mir nicht übel, aber ich finde Sie nicht annähernd so faszinierend wie Reba. Abgesehen von unserem momentanen Gespräch. Worauf wollen Sie eigentlich hinaus?«
    »Auf gar nichts. Aber vielleicht habe ich Sie falsch eingeschätzt.«
    »Das bezweifle ich, aber was soll’s? Anscheinend sind Sie derjenige, der Ärger hat, und das projizieren Sie jetzt auf uns.« Vielleicht hatte ich es etwas übertrieben, denn der Blick, mit dem er mich nun ansah, behagte mir ganz und gar nicht.
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Na ja, Sie quasseln mir hier die Ohren voll, und ich habe keine Ahnung, was Sie eigentlich wollen. Seit Sie sich zu mir gesetzt haben, bombardieren Sie mich mit Fragen.«
    Er schwieg etwa fünfzehn Sekunden lang – ein langer Zeitraum in einem Gespräch dieser Art. Dann sagte er: »Ich glaube, sie hat mir Geld gestohlen, als sie neulich in meinem Büro war.«
    »Ah. Verstehe. Das ist eine massive Beschuldigung.«
    »Allerdings.«
    »Warum zeigen Sie die Sache nicht bei der Polizei an?«
    »Ich kann nicht beweisen, dass sie es war.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Klingt in meinen Ohren seltsam. Ich war ja dabei, als wir den Rundgang durchs Büro gemacht haben, und sie hat nichts angefasst. Ich übrigens auch nicht. Ich hoffe, Sie glauben nicht, dass ich etwas damit zu tun habe. Ich kann meine Unschuld beschwören.«
    »Sie machen mir keine Sorgen. Nur Reba.«
    »Sie machen sich Sorgen?«
    »Ich glaube, sie steckt in der Klemme. Ich möchte auf keinen Fall, dass ihr etwas zustößt.«
    »Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?«
    »Sie haben Recht. Tut mir Leid. Ich habe es völlig falsch angefangen. Entschuldigen Sie. Frieden?«
    »Wir brauchen nicht extra Frieden zu schließen. Ich mache mir auch Sorgen um Reba. Sie raucht mittlerweile wieder eine ganze Schachtel am Tag, und nur Gott weiß, was sie sonst noch treibt. Heute Morgen hat sie von Alkohol und Pokerrunden geredet. Das hat mir wirklich Angst eingejagt.« »Ich wusste nicht, dass Sie sie gesehen haben.«
    »Aber sicher. Habe ich das nicht erwähnt?«
    »Nein, aber das macht nichts. Ich habe kein Wort mehr von ihr gehört, seit ich zurück bin. Normalerweise ruft sie sofort an und zupft mich am Ärmel. Sie kennen sie ja. Sie neigt zum Klammern.«
    »Wie wahr. Hören Sie, sie hat mir vorgeschlagen, morgen mit ihr essen zu gehen. Ich kann ihr ja ausrichten, dass sie Sie anrufen soll.«
    Er lächelte reserviert und versuchte mir zu glauben. Zugleich spürte ich aber den Argwohn, mit dem er meine Äußerungen auf falsche Töne untersuchte. Da ich eine erstklassige Lügnerin bin, könnte ich auch einen Test mit dem Lügendetektor bestehen, bei dem ich einen Mord leugne, während mir das Blut noch von den Fingern tropft. Er fasste herüber und tippte mir auf die Hand, eine Geste, die ich ihn bereits bei Reba hatte machen sehen. Ich fragte mich, was es bedeuten sollte, eine Art Aufforderung vielleicht … du bist dran. »Ich hoffe, ich habe mich nicht danebenbenommen. Sie sind echt in Ordnung«, sagte er.
    »Danke. Sie auch«, erwiderte ich und tippte ihm meinerseits auf die Hand.
    Er schob sich aus der Nische. »Jetzt lasse ich Sie lieber in Ruhe. Ich habe Ihnen schon genug Zeit gestohlen. Tut mir Leid,

Weitere Kostenlose Bücher