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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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könnten wir ja vielleicht über dich reden.«
    »Kommt nicht infrage.«
    »Zum Beispiel gefällt es mir, dass du dich nicht schminkst.«
    »Ich war zweimal geschminkt. Am ersten Tag beim Mittagessen und dann neulich abends.«
    »Ich weiß. Daran habe ich ja gemerkt, dass ich Chancen habe, dich ins Bett zu kriegen.«
    »Cheney, wir müssen über Reba sprechen. Ich fahre morgen in aller Herrgottsfrühe nach Reno. Wir müssen am selben Strang ziehen.«
    Sein Gesichtsausdruck wurde etwas sachlicher, und ich merkte, wie er auf Arbeitsmodus umschaltete. »Okay, aber zieh’s nicht zu sehr in die Länge. Wir haben auch noch was Besseres zu tun.« »Zuerst die Arbeit.«
    »Ja, Ma’am.«
    Die nächsten zehn Minuten sprachen wir über Reba und Beck – was er gesagt hatte, was ich gesagt hatte und was es bedeutete, falls es überhaupt eine Bedeutung hatte. Cheney wollte am nächsten Morgen Priscilla Holloway anrufen und sie auf den neuesten Stand bringen. Er hielt den direkten Ansatz für günstiger, als das Risiko einzugehen, dass sie von selbst dahinterkam. Er würde sie an Vince Turner verweisen, damit die beiden ihre Wünsche aufeinander abstimmen konnten. Wenn Holloway Reba festnehmen lassen wollte, umso besser für ihn. Vince wäre überglücklich, sie hinter Schloss und Riegel zu wissen.
    »Können wir jetzt gehen?«, fragte Cheney schließlich. »Dieses ganze Gerede über Kriminelle macht mich scharf.«

26
    Die Fahrt von Santa Teresa nach Reno dauerte neun Stunden, eingeschlossen zwei Pinkelpausen und eine Viertelstunde zum Mittagessen. In den ersten sieben Stunden schaffte ich es bis Sacramento, wo der Highway 80 den Highway 5 kreuzt und den langsamen Anstieg zum Donner-Pass beginnt, der sich bis auf 2175 Meter erhebt. Der Rauch mehrerer Buschbrände im Tahoe National Forest hatte die Luft mit einem blassbraunen Schleier durchzogen, der mich bis über die Staatsgrenze nach Nevada begleitete. Ich erreichte Reno zur Abendessenszeit und drehte zuerst eine Runde durch die Straßen, um ein Gefühl für die Stadt zu bekommen.
    Die meisten Häuser hatten zwei oder drei Stockwerke und wurden hin und wieder von einem Hotelklotz überragt. Abgesehen von den Spielkasinos schienen die meisten Läden darauf spezialisiert, Bargeld flüssig zu machen. Das vorherrschende Thema waren billiges Essen und Leihhäuser, und das Wort »WAFFEN« stand groß auf zwei von sieben Schildern.
    Ich quartierte mich in einem wenig reizvollen Motel im Herzen der Stadt ein, dessen Hauptattraktion darin bestand, dass es direkt neben einem McDonald’s lag. Nach dem Einchecken suchte ich mir den Weg zu meinem Zimmer im ersten Stock und stellte meine Reisetasche aufs Bett. Bevor ich wieder ging, schnappte ich mir das örtliche Telefonbuch, das in der Nachttischschublade lag. Ich ging nach unten, legte das Telefonbuch ins Auto und marschierte zu McDonald’s, wo ich mir einen Fensterplatz suchte und mir zwei doppelte Cheeseburger gönnte.
    Dem Straßenatlas vom Automobilclub zufolge lag Carson City – der letzte bekannte Wohnsitz des verflossenen Robert Dietz – nur dreißig Meilen weit weg. Wegen Cheney dachte ich ohne Bitterkeit an Dietz, aber auch ohne großes Interesse. Während ich in Ketchup getunkte Pommes aß, schlug ich die Seite mit dem Stadtplan von Reno auf und suchte die Straße, in der Misty Raine angeblich zurzeit wohnte. Es war nicht weit weg, und so beschloss ich, als Nächstes dort vorbeizufahren.
    Ich entsorgte meinen Müll und kehrte zum Wagen zurück. Den Stadtplan aufs Lenkrad gestützt, suchte ich mir den Weg. Er führte mich durch ärmliche Viertel mit Kiefern, Maschendrahtzäunen und einstöckigen Häusern mit Gips- oder Backsteinfassade. Obwohl es schon sieben war, war das Licht noch ausreichend. Die Luft war heiß und trocken und roch nach Kiefernharz und den in den kalifornischen Waldbränden verkohlten Eichen. Die Temperaturen würden fallen, sobald die Sonne untergegangen war. Die Rasenflächen, an denen ich vorüberkam, waren vertrocknet und die Grashalme zu einem weichen Gelbbraun verdorrt. Dagegen waren die Bäume erstaunlich grün, und ihr dichtes, gesundes Laub wirkte im unbarmherzigen, verwaschenen Beige der umliegenden Landschaft geradezu erfrischend. Vielleicht war all das darauf angelegt, die Spieler drinnen zu halten, wo einen grelle Farben blendeten, die Lufttemperatur stets konstant blieb und alles rund um die Uhr hell erleuchtet war.
    Ich fand das Haus, das ich gesucht hatte – ein einstöckiger gelber

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