Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt
das denn nicht illegal?«
»Ohne richterliche Anordnung schon.«
»Das Problem ist nur, wenn es nicht die Feds waren, dann war es vielleicht jemand viel Schlimmeres.«
»Wer zum Beispiel?« Ich dachte an Salustio Castillo, wollte den Namen aber von ihm hören.
»Spielt keine Rolle. Jedenfalls schmeckt mir die Sache nicht. Als Reba am Freitagabend dieses ganze Zeug über Beck erzählt hat, habe ich gedacht, sie will mich bloß auf den Arm nehmen. Aber je mehr ich darüber nachdenke, desto eher glaube ich, dass sie vielleicht doch die Wahrheit gesagt hat. Beck hat immer darauf geachtet, mich am Puls des Geschehens zu halten. Wie Reba gemeint hat — es könnte gut sein, dass er mich zum Sündenbock machen will.«
»Wer steckt sonst noch mit drin?«
»Wo drin?«
»In der Geldwäsche.«
»Wer sagt, dass da noch jemand ist? Das habe ich nie behauptet.«
»Ach, kommen Sie, Marty. Sie können so viel Geld nicht ohne Hilfe waschen.«
»Ich bin kein Verräter«, erklärte er pikiert.
»Aber es haben andere Leute damit zu tun, oder?«
»Keine Ahnung, schon möglich. Ein paar, aber Sie kriegen mich nie dazu, Namen zu nennen.«
»Verständlich. Und was springt für Sie dabei raus?«
»Das Gleiche wie für alle anderen. Wir werden dafür bezahlt, dass wir den Mund halten. Wir helfen Beck jetzt, und er kümmert sich darum, dass wir für den Rest unseres Lebens versorgt sind.«
»Ein Leben im Bundesgefängnis. Das wird ein Spaß.«
Marty überhörte meine Bemerkung. »Ehrlich gesagt habe ich genug Kohle, und ich würde auf der Stelle die Mücke machen, wenn ich nur wüsste, wie. Falls der Zoll nämlich schon Wind von der Sache bekommen hat, kann ich das Land nicht verlassen, ohne erwischt zu werden. Wenn sie meinen Namen im Computer markiert haben, bin ich erledigt, sobald ich auf dem Flughafen einchecke.«
»Ich rate Ihnen, schlagen Sie sich lieber auf die Seite der Leute, die das Sagen haben. Beck kümmert sich nicht um Sie. Er muss sich selbst schützen.«
»Ja, schon kapiert. Ich meine, natürlich braucht er uns, aber wie weit wird er gehen? Beck geht es nur um Beck. Wenn’s hart auf hart kommt, wirft er uns den Wölfen zum Fraß vor.«
»Wahrscheinlich.« Beinahe hätte ich ihm das Gerücht anvertraut, das ich gehört hatte — dass Beck auf dem Sprung war und vermutlich in den nächsten Tagen verschwinden würde. Doch die Vermutung war nie bestätigt worden, und ich hatte nicht das Recht, die Information weiterzugeben. »Natürlich ist immer noch denkbar, dass die Sache mit der Telefongesellschaft völlig korrekt war...«
»Nee, nee. Das glaube ich nicht.«
»Tja, tut mir Leid, dass ich Ihnen nicht helfen kann.«
»Was ist mit Reba? Ich versuche schon den ganzen Tag, sie zu erreichen.«
»Wahrscheinlich zu Hause. Sie hatte vorhin einen Termin bei ihrer Bewährungshelferin, aber jetzt könnten Sie es noch mal probieren.«
»Wenn Sie sie sprechen, sagen Sie ihr, sie soll mich anrufen. Die Sache schlägt mir schon auf den Magen. Ich bin total durch den Wind.«
»Wissen Sie was? Ich spreche mal mit einem Freund von mir. Mal sehen, was ich rausfinde.«
»Da wäre ich Ihnen dankbar. Aber passen Sie auf, was Sie sagen, wenn Sie bei mir anrufen. Und falls Sie inzwischen von Reba hören, richten Sie ihr aus, dass ich sie sprechen muss. Ich arbeite nicht gerne mit einer Schlinge um den Hals.«
»Lassen Sie sich nicht hängen«, sagte ich und zuckte angesichts meiner Wortwahl zusammen.
Nachdem er aufgelegt hatte, rief ich bei Cheney zu Hause und im Büro an und hinterließ jeweils eine Nachricht. Ich versuchte es auch auf seinem Pager, wo ich in der Hoffnung auf einen Rückruf meine Privatnummer eingab. Marty geriet langsam in Panik, was ihn ebenso unberechenbar machte wie Reba, nur noch verletzlicher.
Den Abend verbrachte ich auf dem Sofa, wo ich vor mir ein Buch aufgestellt hatte und zu lesen vorgab, während ich auf Cheneys Anruf wartete. Ich fragte mich, wo er war, und ob er immer noch wütend auf mich war. Ich musste unbedingt mit ihm über Marty reden, aber noch mehr sehnte ich mich nach Körperkontakt. Mein Körper erinnerte sich mit einem unterschwelligen Verlangen an seinen, das jegliche Konzentration unmöglich machte. Bevor er auf der Bildfläche erschienen war, hatte ich in einer Art Neutralmodus gelebt — ich sprühte nicht gerade vor Lebensfreude, war aber sicher nicht unglücklich. Jetzt fühlte ich mich wie eine junge Hündin, die zum ersten Mal läufig wird.
Eines der Probleme mit der
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