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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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an wogendes Seegras erinnerte. Irgendwoher kam so leise Swing-Musik, dass man sie kaum hörte. Vor dem mit Marmor verkleideten Empfangstresen hatten sich zwei Schlangen gebildet — Gäste, die eincheckten, Nachrichten abholten und mit den Angestellten sprachen.
    Reba blieb kurz stehen, um sich zu orientieren. »Warten Sie hier«, bat sie.
    Ich setzte mich auf einen Stuhl mit geschwungener Lehne, einen von vieren an einem Couchtisch mit geätzter Glasplatte. In der Tischmitte stand eine Kristallschale, in der Gardenien schwammen. Reba ging auf den Empfangschef zu, einen Mann mittleren Alters in einem Smoking. Sein Tisch war sinusförmig geschwungen und hatte Intarsienarbeiten mit Chromeinfassung. Darauf erhob sich ein indirekt von unten beleuchtetes Pult aus grünem Glas. Reba zog einen dicken, gelben Umschlag aus ihrer Tasche, schrieb etwas darauf und reichte ihn dem Mann. Nach kurzem Wortwechsel legte er den Umschlag auf einen Schreibschrank an der Wand hinter seinem Tisch. Reba fragte ihn etwas, woraufhin er in seine Unterlagen sah und einen weißen Umschlag herausnahm, den er ihr reichte. Sie steckte ihn in ihre Tasche, ehe sie an ein Haustelefon ging und den Hörer abnahm. Nachdem sie mit jemandem gesprochen hatte, kehrte sie zurück. »Wir treffen uns in der Cocktailbar.«
    »Na, so ein Glück. Darf ich mitkommen?«
    »Seien Sie nicht so albern. Natürlich.«
    Die Cocktailbar lag am anderen Ende der Hotelhalle, gegenüber den Aufzügen. Die Bar selbst war eine stromlinienförmige Kurve, abgeteilt durch Glaswände, in die Korallenriffe, Meereswesen und Göttinnen in verschiedenen Stadien der Nacktheit geätzt waren. Der Raum war groß und dunkel, und die indirekte Beleuchtung wurde durch Kerzen unterstützt, von denen auf jedem Tisch eine stand. Es war fast leer, allerdings nahm ich an, dass sich die Bar binnen einer Stunde mit Hotelgästen, Filmsternchen, Huren und lokalen Geschäftsleuten füllen würde.
    Reba entschied sich für einen Tisch in Türnähe. Es war erst zehn nach drei, doch wie ich Reba kannte, konnte sie schon einen Drink vertragen. Eine Bedienung in einer engen Weste aus goldenem Satin, dazu passenden Shorts und goldenen Netzstrümpfen servierte erst die Drinks am Nebentisch, ehe sie sich uns widmete.
    »Wir warten noch auf jemanden«, erklärte Reba.
    »Möchten Sie gleich bestellen oder noch warten?«
    »Lieber jetzt.«
    Die Bedienung sah mich an.
    »Ich möchte einen Kaffee«, erklärte ich, in Gedanken bereits bei der bevorstehenden Fahrt. Wir hatten Samstag, also würde ich mich wenigstens nicht mit dem Stoßverkehr herumschlagen müssen. Trotzdem würden es zwei anstrengende Stunden werden, angesichts der siebeneinhalb, die wir schon hinter uns gebracht hatten.
    »Und für Sie?«
    »Einen Wodka-Martini mit drei Oliven und einen doppelten Whiskey für meinen Freund.«
    Die Bedienung bewegte sich in Richtung Bar.
    »Ich kapier’s nicht«, sagte ich. »Sie wissen doch, dass Trinken gegen Ihre Bewährungsauflagen verstößt. Wenn das die Hollo-way erfährt, macht sie Ihnen die Hölle heiß.«
    »Oh, bitte. Schließlich nehme ich ja keine Drogen.«
    »Aber sonst machen Sie alles. Hängen Sie denn nicht an Ihrer Freiheit?«
    »Hey, wissen Sie was? Frei war ich, als ich gesessen habe. Da habe ich weder getrunken noch geraucht, noch Drogen genommen, noch mit bescheuerten Typen gebumst. Wissen Sie, was ich gemacht habe? Ich habe gelernt, mit Computern umzugehen. Ich habe gelernt, wie man einen Stuhl polstert, was Sie garantiert nicht beherrschen. Ich habe Bücher gelesen und Freundschaften mit Menschen geschlossen, die ihr Leben für mich geben würden. Ich wusste nicht, wie glücklich ich war, bis ich wieder in diese Leck-mich-Welt zurückgekommen bin. Die Holloway ist mir scheißegal. Sie soll machen, was sie will.«
    »Mir soll’s recht sein. Es ist Ihre Zukunft.«
    Rebas mürrischer Blick klebte an der Reihe von Aufzügen direkt uns gegenüber. Über jedem Aufzug war ein altmodischer Halbmond aus Messing angebracht, auf dem ein beweglicher Messingpfeil anzeigte, wo sich der Aufzug auf seinem Weg nach oben oder unten gerade befand. Der letzte Aufzug in der Reihe hielt im achten Stock an, ehe er wieder nach unten fuhr. Als die Türen aufgingen, trat Marty Blumberg heraus. Reba winkte ihm, und er kam auf uns zu. Als er an unserem Tisch anlangte, legte sie den Kopf schief, damit er sie auf die Wange küssen konnte. »Du siehst gut aus«, sagte er.
    »Danke. Du auch.«
    Mit einem Seitenblick zu

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