Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt
Gespräche, die sich um mich zu drehen schienen. Es erinnerte mich an Autofahrten in meiner Kindheit, bei denen ich auf das leise, träge Murmeln der Erwachsenen horchte, die sich auf den Vordersitzen unterhielten, während ich hinten döste. Wie damals empfand ich die süße Gewissheit, dass die anderen die Verantwortung für die Reise übernehmen würden, wenn ich nur einfach ruhig liegen blieb und mich schlafend stellte. Etwas Flaches und Eiskaltes wurde mir gegen die eine Kopfseite gepresst und löste dort einen so stechenden Schmerz aus, dass ich nach Luft schnappte. Dann drückte mir jemand den in ein Handtuch gewickelten Eisbeutel in die Hand und forderte mich auf, ihn selbst so fest wie möglich anzudrücken.
Der Hotelarzt erschien und verbrachte unangemessen viel Zeit damit, meine Vitalfunktionen zu überprüfen, indem er sich vergewisserte, dass ich wusste, wie ich hieß, welchen Tag wir hatten und wie viele Finger er in die Höhe hielt — eine Anzahl, die er im Bemühen, zu tarnen und zu täuschen, ständig abänderte. Es war die Rede von Sanitätern, deren Hilfe ich ablehnte. Im nächsten Moment erschienen zwei weitere Männer im Raum. Wie ich erfuhr, war der eine der Chef des Hotel-Sicherheitsdienstes, ein stämmiger Typ in einem Anzug mit klaffendem Revers. Ich erhaschte einen kurzen Blick auf ein Stück Leder, von dem ich hoffte, dass es ein Schulterholster war und kein Stützkorsett. Die Gegenwart eines Mannes mit einer Schusswaffe beruhigte mich. Er war über sechzig, hatte schütteres Haar, ein breites Gesicht und einen dichten grauen Schnurrbart. Der Mann an seiner Seite gehörte wahrscheinlich zur Geschäftsführung des Hotels. Ich wandte den Kopf leicht zur Seite. Ein dritter Mann erschien in der Tür. Er hatte ein Walkie-Talkie in der Hand, war schlank, etwa Mitte vierzig und trug eindeutig ein Toupet. Er kam herein und beriet sich mit den anderen beiden.
Der mit dem breiten Gesicht und dem Schnurrbart stellte sich vor. »Ich bin Mr. Fitzgerald vom hauseigenen Sicherheitsdienst. Das sind mein Kollege Mr. Preston und der Geschäftsführer Mr. Shearson. Wie fühlen Sie sich?«
»Gut«, antwortete ich, was ein Witz war, nachdem ich flach auf dem Rücken lag und eine schmerzende Beule am Kopf hatte. Jemand hatte mir die Schuhe ausgezogen und ein Leintuch über mich gelegt, das im Grunde nicht warm genug war.
Der Geschäftsführer beugte sich vertraulich zu Fitzgerald und sprach mit ihm, als wäre ich gar nicht da. »Ich habe die Firmenleitung bereits informiert. Der Anwalt hat gemeint, wir sollen sie eine Verzichtserklärung unterschreiben lassen, mit dem sie uns von jeder Haftung befreit...« Er sah zu mir herüber und senkte die Stimme.
Aus dem Walkie-Talkie ertönte ein Quaken. Mr. Preston verzog sich auf den Flur und führte sein Gespräch außerhalb meiner Hörweite. Als er kurz darauf zurückkehrte, unterhielt er sich mit Fitzgerald, dies jedoch in so gedämpftem Ton, dass ich nichts vom Inhalt mitbekam. Der Geschäftsführer entschuldigte sich, und nach kurzer Besprechung ging auch Mr. Preston.
Ich versuchte mich zu orientieren. Offenbar hatten sie mich in ein freies Hotelzimmer verfrachtet, obwohl ich mich nicht daran erinnern konnte, wie ich dorthin gekommen war. Womöglich hatten sie mich ja an den Hacken den Flur entlanggezogen. Es gab einen Schreibtisch, ein Sofa, zwei Sessel und einen Art-deco-Schrank, in dem auch Minibar und Fernseher untergebracht waren. Ich war noch nie in einem derart noblen Hotel abgestiegen, und so war alles eine Offenbarung für mich. Die Geschäftsführung im Paradise in Reno konnte sich in Sachen Inneneinrichtung eine Scheibe vom Neptune abschneiden. Ich rückte meinen Eisbeutel zurecht, ehe ich mich nach Marty erkundigte.
»Wir wissen nicht, was aus ihm geworden ist«, antwortete Fitzgerald. »Sie haben es geschafft, ihn unbeobachtet aus dem Haus zu bringen. Ich habe den Parkwächter nach seinem Wagen suchen lassen, aber den hatte bereits jemand abgeholt. Niemand konnte sich an den Fahrer erinnern, deshalb wissen wir nicht, ob Mr. Blumberg allein oder in Gesellschaft der beiden Männer weggefahren ist, die ihn angegriffen haben.«
»Der Ärmste.«
»Die Polizei spricht gerade mit der Frau in Ihrer Begleitung. Sie würden Ihnen auch gern ein paar Fragen stellen, wenn Sie sich dazu imstande fühlen.«
»Ich weiß nicht mehr viel, aber bitte«, erwiderte ich. In Wirklichkeit war mir nicht nach Konversation. Mich fror. Die Beule an meinem Kopf machte
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