Kirscheis (German Edition)
Bett fallen. Obwohl der Abend recht verklemmt begonnen hatte und sie nicht recht gewusst hatte, wie sie sich Dominic gegenüber verhalten sollte, war er sehr angenehm ausgeklungen. Das erste Mal seit langer Zeit fühlte sie sich in der Gegenwart eines Mannes wohl. Sie hatte mit ihm über Themen geredet, die sie interessierten und er hatte sie nicht nach wenigen Minuten abgewürgt und gesagt, dass sie eine verklemmte Besserwisserin war. Ein komisches Gefühl machte sich in ihrer Brust breit und sie wusste es nicht zu deuten.
Die folgenden Tage nahm sie Dominic bewusster wahr und beobachtete ihn im Umgang mit Katharina. Er war liebevoll, zärtlich und um ihr Wohl besorgt. Er hatte sich auch schon ein paar mal bei Johanna erkundigt, ob im Geschäft alles gut ging, oder ob sie Probleme mit Kunden oder Lieferanten hatten. Aber sie konnte ihn beruhigen.
Ihr waren auch die komischen Blicke aufgefallen, die er ihr in letzter Zeit zugeworfen hatte. Und die zufälligen Berührungen, wenn beide gleichzeitig nach etwas griffen oder versehentlich zusammen stießen. Dieses Gefühl in ihrer Brust wurde immer drängender und als sie Dominic und Katharina eines Abends beobachtete, wie sie küssend und lachend in ihrem Zimmer verschwanden, wusste sie, dass sie sich in Dominic verliebt hatte.
Scheiße!
11. Kapitel
Als Katharina ins Wohnzimmer kam, lief ihr ein eisiger Schauer über den Rücken. Johanna saß mit einem Becher Schokoladeneis, ein gekuschelt in ihre Lieblingsdecke auf dem Sofa und hatte gerötete Augen. Das letzte Mal, als sie ihre beste Freundin so gesehen hatte, war das nach ihrer Flucht vor John gewesen. Katharina ging im Kopf schnell alle Möglichkeiten durch, die plausibel wären. Wohnung war OK, Job war OK, Geld war auch OK. Eine Beziehung hatte sie momentan nicht und diverse Haustiere konnten auch nicht gestorben sein, weil sie keine hatten. Das Auto? Nein, dass hatte sie vorhin gesehen, als sie von ihrem Parkplatz in die Wohnung gelaufen war.
„Hat John dich belästigt?“ Etwas anderes konnte es einfach nicht sein. Johannas Augen weiteten sich ängstlich.
„Nein! Es ist alles OK. Wie kommst du darauf, dass etwas nicht stimmt?“ Johanna war nervös. Mehr als sonst. Was war da los? Katharina ließ ihre Handtasche neben das Sofa fallen und setzte sich Johanna gegenüber in einen Sessel. Und dann begann der Nervenkrieg. Sie starrte ihre Freundin einfach nur an. Normalerweise brach Johanna nach spätestens zwei Minuten das Schweigen und gestand was sie bedrückte. Als die kleine Blondine begann, den Eisbecher in den Händen hin und her zu drehen und mit dem Löffel im leeren Becher zu kratzen, konnte es nicht mehr sehr viel länger dauern. Johanna begann imaginäre Flusen von ihrer Decke zu zupfen und gab vor, ihre Nägel zu kontrollieren. Und dann sah sie Katharina in die Augen. Und was Katharina da sah, war Angst. Pure Angst.
„Ich kann es dir nicht sagen. Bitte zwing mich nicht.“ Als die ersten Tränen flossen, setzte sich Katharina zu ihr und nahm sie tröstend in den Arm. Das taten Freundinnen füreinander. Die angenehme Wärme war ein kleiner Bonus, den sie schon länger vermisst hatte. Bisher hatte sich ihr Johanna immer anvertraut. Warum dieses Mal nicht? Als sich Johanna wieder etwas beruhigt hatte, hörte Katharina ihr geflüstertes Geständnis: „Ich habe mich in Dominic verliebt.“
Und Katharina fiel es wie Schuppen von den Augen. Die Blicke, die kurzen Berührungen, die Nervosität der beiden. Und überhaupt. Seit wann hatte sie wieder Interesse an Männern? Ihre letzten zwei Beziehungen waren nur lesbischer Natur gewesen. Seit John hatte sie panische Angst vor Männern. Und nun wollte sie ihren Freund! Wut stieg in ihr auf.
„Habt ihr...“ Johanna schüttelte sofort den Kopf und klammerte sich noch mehr an Katharina.
„Warum glaubst du, sitze ich hier und heule? Ich wollte es dir eigentlich überhaupt nicht sagen, weil es nicht wichtig ist. Er liebt dich und würde dich nie betrügen. Ich...“ Johannas Körper zuckte wieder unter wilden Schluchzern.
„Ich werde ihn einfach vergessen. Du bedeutest mir mehr als jeder Mann auf der Erde.“
„Ach Süße.“ Sie vergrub ihr Gesicht in Johannas Haaren und genoss ihren Duft. Solche intimen Zweisamkeiten hatte es schon lange nicht mehr zwischen den beiden gegeben und wenn sie ehrlich war, vermisste sie es. Sie waren damals nur drei mal zusammen im Bett gewesen, bevor Katharina zugegeben hatte, dass ihr einige Passagen des
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