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Kirschenküsse

Kirschenküsse

Titel: Kirschenküsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bomann
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Kumpels.
    »Weil ich es euch sage!«, entgegnete das Petermännchen schlagfertig. »Glaubt nicht, dass ihr mir so leicht davonkommt!«
    »Und was machen wir, wenn wir keine schönen Erlebnisse haben?«, fragte Ivy Meier, die passend zu ihrem Emo-Outfit offensichtlich auch ihren Pessimismus mitgebracht hatte.
    »Da wird dir schon was einfallen«, entgegnete Frau Petermann ungerührt.
    Doch ich schluckte schwer. Ging es Ivy womöglich so wie mir? Wovon sollte ich berichten? Auf mich warteten ein Urlaub im Vorgarten und trübe Stimmung im Haus.
    Als ich schon dachte, es könnte nicht schlimmer kommen, tönte Frau Petermann: »So, und damit ihr schon mal in Stimmung kommt, schreiben wir gleich mal ein kleines Übungsdiktat. Hefte raus, Herrschaften!«
    In der nächsten Hofpause stürmten alle nach draußen, als gäbe es irgendetwas umsonst. Im Sommer verkaufte unsere Kantine Eis statt Schokoriegel, aber so früh am Tag hatte ich noch keine Lust darauf. Außerdem war im Zuge der allgemeinen Sparmaßnahmen auch mein Taschengeld gekürzt worden.
    Ich war eigentlich nicht verschwenderisch, doch jetzt hob ich mir das Geld lieber auf. In dem Bastelladen, der gerade neu eröffnet hatte, wollte ich mir ein Nadelkissen und pinkfarbene Fingerhüte kaufen. Außerdem brauchte ich ein wenig Stoff für die Blüten, die ich in einer von Mamas Frauenzeitschriften gesehen hatte. Die würden sich gut auf einem T-Shirt machen!
    »He, deinen Müll kannst du zu Hause fallen lassen, aber nicht hier!«, brüllte plötzlich der Hausmeister, Herr Hansen, quer über den Hof. Mann, klang der heute wieder freundlich! Alle zuckten vor Schreck zusammen, mich eingeschlossen.
    Noch nie hatte ich ein Lächeln auf seinem Gesicht gesehen. Ständig wirkte er genervt, und wenn es ihm in den Kram passte, schnauzte er willkürlich irgendwelche Leute an. So wie jetzt.
    »Hast du keine Ohren im Kopf?« Hartnäckig war er, das musste man ihm lassen. »Oder willst du hier sauber machen?«
    »Ich glaube, der meint dich«, sagte Mona und blickte sich um.
    »Aber ich habe doch nicht …«
    Als ich mich ebenfalls umwandte, sah ich, dass ich tatsächlich gegen das eiserne Gesetz des Hausmeisters verstoßen hatte. Der Sommercampzettel war mir aus der Tasche gerutscht.
    Herr Hansen stand mit grimmiger Miene dahinter und drohte, ihn mit seinem Papiergreifer jeden Moment aufzuspießen.
    »Entschuldigung, war keine Absicht!«, rief ich und spürte, wie ich knallrot wurde. Ein paar Mädchen kicherten. Während mich alle anderen anstarrten und mein Herz vor Schreck pochte, klaubte ich den Zettel wieder auf. Glücklicher wirkte der Hausmeister nun aber trotzdem nicht. Er murmelte irgendetwas Unfreundliches in seinen vergilbten Schnurrbart, dann hielt er Ausschau nach dem nächsten Opfer, das er anmeckern konnte.
    »Auch wenn ich mich wiederhole: Warum ist er Hausmeister, obwohl er diesen Job doch ganz offensichtlich hasst?«, fragte Mona kopfschüttelnd.
    »Vielleicht hatte er ja keine andere Wahl«, entgegnete ich und dachte wieder an meinen Vater. Stand ihm dieses Schicksal auch bevor? Schlecht gelaunt irgendwelchen Schülern hinterherräumen, die sich insgeheim über ihn lustig machten?
    Also wenn ich die Wahl gehabt hätte zwischen Herrn Hansen und meinem Vater als Hausmeister, hätte ich mich eindeutig für Paps entschieden. Er wäre gewiss nicht so mürrisch und eigentlich kam er mit den meisten Leuten klar. Das traf auch auf Rüpel wie Norman zu − auch wenn mir schleierhaft war, wie man mit so einem auskommen sollte.
    Außerdem hätten wir dann nach Malle fahren können!
    »Nun zeig aber mal her, was das für ein Zettel ist«, sagte meine Freundin, ohne weiter auf das Hausmeisterthema einzugehen, und riss mir das Blatt aus der Hand.
    »Sommercamp«, murmelte sie und zog den Mund kraus. »Klingt nach Pfadfindern.«
    Ich spähte über ihre Schulter und las nun den Rückseitentext.

    »Das gibt es nicht«, platzte ich heraus. »Das ist meine Chance!«
    Mona sah mich an, als hätte ich den Verstand verloren.
    »Du willst da mitmachen? Kannst du denn zeichnen?«
    »Ein wenig. Aber ich will mich nicht zum Malen oder Töpfern bewerben, sondern um Mode zu entwerfen!«
    »Aber da steht, dass du ein Outfit entwerfen sollst.«
    »Na und?« Vielleicht hätte ich lieber meinen Mund halten sollen. »Ich … ich nähe zu Hause ein bisschen.«
    Mona sah mich entgeistert an. »Du nähst? Das ist ja was ganz Neues!«
    Meine Wangen wurden ganz heiß. »Ich mache das schon eine ganze

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