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Kirschenküsse

Kirschenküsse

Titel: Kirschenküsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bomann
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Einfall hatte. Obwohl Mama mit dem Zettel verschwunden war, leuchtete der Einsendeschluss grell vor meinen Augen.
    Nur noch drei Tage!
    Frustriert schleuderte ich den Bleistift in die Ecke. Dabei fiel mir eine alte Ausgabe der Bravo, die rätselhafterweise noch bei mir herumlag, ins Auge. Ich wusste nicht mehr, warum ich gerade dieses Heft hatte aufheben wollen. Ganz bestimmt nicht wegen Tokio Hotel, die auf dem Cover abgebildet waren.
    Aber wie Bill mich da so angriente, mit seiner schwarzen Mähne und dem finsteren Make-up, fühlte ich mich in meiner geheimen Idee bekräftigt.
    Warum nicht mal was im Gothic-Look entwerfen?
    Da stand meine Mutter erneut in der Tür. Vor lauter Frust hatte ich nicht mal auf das Telefonat gehört, aber ihr Gesichtsausdruck wirkte nicht so, als müsste sie meine Traumseifenblase mit der Nadel bearbeiten.
    »Wie es aussieht, geht da alles mit rechten Dingen zu«, sagte sie und legte den Zettel wieder auf meinen Tisch. »Allerdings meinte die Frau, mit der ich gesprochen habe, dass die Chancen, einen Platz zu ergattern, ziemlich gering sind. Mittlerweile sollen wohl schon mehr als fünfhundert Einsendungen eingegangen sein.«
    Fünfhundert? Das war doch der absolute Wahnsinn!
    Noch vor fünf Minuten hätte mir das völlig den Mut genommen und ich hätte vermutlich aufgegeben. Aber mit meiner gerade entsprungenen Idee konnte es vielleicht was werden! Schließlich war der Gothic-Look doch etwas Besonderes!
    »Ich möchte es trotzdem versuchen«, antwortete ich. »Den Brief bezahle ich von meinem Taschengeld.«
    Mama lächelte mich milde an. »So schlecht geht es uns auch wieder nicht. Wenn du fertig bist, gib mir Bescheid, dann bringe ich deinen Brief gleich zur Post. Ich drücke dir die Daumen, dass es klappt.«
    Für einen kurzen Moment sah ich unter all den Sorgen, die sie mit sich herumschleppte, das frühere Gesicht meiner Mutter, die mir keinen Wunsch abschlagen konnte.
    Wenn es einen Wettbewerb geben würde, bei dem man einen neuen Job für seinen Vater gewinnen konnte, hätte ich auch keine Sekunde gezögert mitzumachen.

Tüllgewirr
    Nicht mal eine Stunde später stand ich vor dem Haus der Meiers. Ja richtig, das war das Haus, in dem Ivy Meier, Miss Emo, wohnte. Und dabei war mir ziemlich mulmig zumute. Ich gehörte nicht zu denen, die Ivy ärgerten, aber wir waren auch nicht mehr als zwei Mädchen, die zufällig in dieselbe Klasse gingen. Was würde sie dazu sagen, wenn ich nun vor ihr stand und sie um Hilfe bat?
    Aber wenn mir jemand helfen konnte, dann sie. So hoffte ich zumindest. Ich hatte sie mal zufällig am Bahnhof in einem ihrer abgefahrenen Outfits gesehen. Keine Ahnung, wohin sie unterwegs gewesen war, zum Fasching jedenfalls nicht. Doch das Kleid, das sie getragen hatte, war mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Rüschen überall! Dazu einen weit schwingenden Rock, Puffärmel, Satinschleifen und kleine Röschen. Etwas Ähnliches würde mich sicher von den anderen Bewerberinnen abheben. Ich fasste mir also ein Herz und öffnete die Gartenpforte.
    Das Haus der Meiers unterschied sich im Aussehen nicht wesentlich von den anderen in der Nachbarschaft. Die weiß gestrichenen Wände wirkten freundlich, eine Efeuranke erklomm die Fassade und reichte mittlerweile bis zum Giebelfenster. Im Garten blühten rosafarbene Rosen.
    Nach zweimaligem Klingeln polterten schließlich Schritte die Treppe herunter und Ivy öffnete die Tür. Wie vom Blitz gerührt starrte sie mich an. »Sina?«
    »Hallo«, entgegnete ich verlegen. »Ich … ich wollte mal fragen, ob du kurz Zeit hast.«
    Ivys Gesichtsausdruck änderte sich nicht. Eine dünne Falte drückte sich zwischen ihre Augenbrauen. Es sah so aus, als erwarte sie, dass im nächsten Moment die gesamte Klasse aus dem Gebüsch sprang, um sie mit Wasserbomben zu bewerfen.
    »Worum geht es denn?«, fragte sie schließlich und blickte auf ihre schwarz-rosa Armbanduhr. Oh, bestimmt sagte sie Nein!
    »Ich … ich wollte wissen …«
    »Ja?«
    »Ich hab dich neulich mit so einem Kleid rumlaufen sehen.«
    Ivy wich ein Stück zurück. »Das ist ’n Scherz, oder?«
    »Nein, kein Scherz!«, beeilte ich mich zu sagen. »Ich hab dich in diesem Kleid gesehen und da ist so ein Modewettbewerb, den ich gewinnen will und …« Mir blieb die Puste weg. Hatte ich das wirklich alles in einem Zug heruntergerasselt?
    Während sich Ivys Gesichtszüge immer mehr versteinerten, dachte ich schon daran, kehrtzumachen und schnell zur Gartenpforte zu laufen, bevor

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