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Kirschenküsse

Kirschenküsse

Titel: Kirschenküsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bomann
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ich mich noch mehr verhaspelte. Kein Wunder, dass sie dachte, ich wolle sie auf den Arm nehmen.
    Doch dann fragte sie: »Ein Modewettbewerb, wie?«
    »Ja, einen, bei dem man einen Aufenthalt bei einem Sommercamp gewinnen und nähen lernen kann. Meine Eltern sind dieses Jahr knapp bei Kasse und ich würde gern …« Ich stockte. Welchen Grund sollte Ivy haben, mir zu helfen? Wenn sie in der Schule blöd angemacht wurde, stand ich ja auch nur daneben und kriegte meinen Mund nicht auf.
    »Wie kommst du gerade auf mich?«
    »Weil du … weil du besonders bist. Und du hast so tolle Klamotten.«
    »Sag bloß, du findest was daran. Die anderen lachen mich immer nur aus.«
    »Ich finde deine Sachen toll«, gab ich zu. »Aber ich …«
    »Na gut, meinetwegen kannst du reinkommen«, sagte sie und trat von der Tür zurück.
    Ich glaubte, mich verhört zu haben. Doch da griff sie schon nach meinem Arm und zog mich hinein.
    Der Flur leuchtete in einem satten Sonnenblumengelb, die Bilder, die ebenfalls nur so vor Farben strotzten, waren in königsblaue Rahmen gefasst. Neidisch registrierte ich, dass es den Meiers wesentlich besser zu gehen schien als uns. Viel wusste ich nicht über Ivy, aber immerhin, dass sowohl ihre Mutter als auch ihr Vater Arbeit hatten. Wenn ich es richtig im Kopf hatte, war ihr Vater in einem Architektenbüro tätig und ihre Mutter arbeitete in einer Boutique.
    Ivy führte mich die Treppe hinauf, die in einem satten Violett leuchtete, und machte schließlich vor einer Tür in gleicher Farbe halt. Zumindest von außen war die Tür farbig, als wir in ihrem Zimmer standen, konnte ich sehen, dass die andere Seite in schlichtem Weiß gestrichen war.
    Auch sonst schien sich Ivys Zimmer der allgemeinen Farbflut widersetzt zu haben. Aber nicht so, wie man es anhand ihres Aussehens vermuten würde. Die Wände waren nicht schwarz, sondern weiß gestrichen, ganz normal weiß. Vor dem Fenster hing eine kurze weiße Gardine, die mit rosa Bändern hochgerafft war. Und die Möbel schienen aus einem Museum zu kommen. So viele Schnörkel und Blätterranken hatte ich noch nie an einem Möbelstück gesehen. Der Stuhl vor dem Schreibtisch war ebenfalls verschnörkelt und rosafarben überzogen. Über dem Bett hing das Bild einer asiatischen Frau vor dezentem rosafarbenem Hintergrund.
    »Setz dich!«, sagte Ivy und stieß mich beinahe aufs Bett, auf dem eine rosafarbene Tagesdecke mit aufgenähten Satinröschen lag. Darunter schaute ein Zipfel Bettwäsche hervor, der schwarz wie die Nacht war.
    »Wie bist du eigentlich dazu gekommen, ein Emo zu werden?«, platzte es aus mir heraus, während ich noch immer gefesselt war von dem Kontrast zwischen Rosa und Schwarz.
    »Was soll ich sein?« Ivy wirbelte herum wie eine Furie und stemmte die Hände auf die Hüften.
    Oje, Fettnäpfchen! Jetzt sah sie mich so an, als wolle sie mich doch gleich wieder rausschmeißen. Aus dem Fenster, versteht sich.
    »Na ich meine, du bist doch …«
    Ivys Augen funkelten. »Ich bin kein Emo, du Nase! Ich stehe auf Gothic-Lolita-Klamotten! Das ist was vollkommen anderes!«
    »Entschuldige«, war das Einzige, was ich herausquetschen konnte.
    Doch Ivy war mit ihrer Erklärung noch nicht fertig.
    »Hast du den Flur gesehen? Meine Mutter ist besessen von Farben! Pastelltöne, Leuchtfarben und so weiter. Jeder Raum ist in einer anderen Farbe gestrichen, bunte Bilder hängen an den Wänden, alle vier Wochen gibt es neue Vorhänge in noch grelleren Farben. Demnächst sollen die Räume wieder umgestaltet werden, und ich fürchte, wenn ich eines Tages ins Bad komme, werde ich mir die Augen an irgendeiner schreienden Farbe verbrennen. Ich habe mein Zimmer lieber dezent in Schwarz-Weiß und Rosa. Wenn es um normale Klamotten geht, trage ich am liebsten Schwarz, weil das die bevorzugte Kleiderfarbe der Künstler ist und nicht so vom Gesicht ablenkt. Das wissen die ‚tollen’ Leute in der Schule bloß nicht und deshalb lachen sie über mich und nennen mich Emo.«
    Bei ihren Worten hatte ich irgendwie das Gefühl, zu schrumpfen. Ja wirklich, meine Beine, die von der Bettkante baumelten, kamen mir plötzlich wesentlich kürzer vor. Ich schämte mich dafür, dass ich bisher nie etwas gesagt hatte, wenn die anderen auf ihr herumhackten. Allerdings schaffte ich es ja noch nicht einmal, mich selbst gegenüber Norman zu verteidigen …
    »Dafür stehe ich total auf alte Möbel«, sagte Ivy nun. Sie schien mein Schamgefühl nicht zu bemerken und deutete auf etwas, das wohl

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