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Kirschenküsse

Kirschenküsse

Titel: Kirschenküsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bomann
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Bus saßen, würde ich Anett vielleicht von der Jagd durch den Schlosspark erzählen. Carla brauchte davon nichts zu wissen, ebenso wenig wie davon, dass ich ihr den Kuss auf Thomas’ Wange verziehen hatte.
    Wir machten uns ein letztes Mal fertig und stapften in den Frühstücksraum.
    Gern wäre ich noch einmal zum See gelaufen und hätte dort mit Thomas den Morgen begonnen, doch ausgerechnet heute musste er in aller Herrgottsfrühe mit seinem Vater zu einem Gartencenter in der nächsten Stadt fahren. Außerdem musste ich auch noch packen. Da blieb sowieso kaum Zeit. Schade war es natürlich trotzdem.
    Im Frühstücksraum war der Kampf um den Kuchen am Buffet schon im vollen Gange, als wir eintraten. Und diesmal wollte ich wieder die Kirschteilchen, denn es gab keine Erinnerung mehr, die ich vermeiden musste. Ganz im Gegenteil.
    »Du haust ja heute anständig rein«, bemerkte Anett meinen Sinneswandel nach dem gestrigen lustlosen Herumkauen auf der Mohnschnecke.
    »Dazu habe ich auch allen Grund«, entgegnete ich lächelnd, während meine Gedanken schon ein paar Stunden vorauseilten, zu dem Abschlussfest, auf dem ich Thomas zu treffen hoffte.
    Drei Stunden später, nachdem wir unsere Taschen gepackt und die Quartiere geräumt hatten, standen wir mitten im prächtig geschmückten Schlossgarten, erneut umtanzt von den Gestalten, die bei der Nachtwanderung schon die Geister und Flammen dargestellt hatten. Jetzt waren ihre Kostüme noch fantasievoller, und ein wenig ärgerte es mich, dass ich nicht auf so etwas gekommen war! Aber dann hätte ich vielleicht noch anderen Mädchen nachjagen müssen, die es auf meinen Entwurf abgesehen hatten …
    Die Jury war heute Morgen bereits durch die Räume geeilt und hatte die Modelle begutachtet. Touristen wurden glücklicherweise nicht in die Ausstellungsräume gelassen und auch von unserer Feier wurden sie durch Bäume aus der Orangerie abgeschirmt.
    Die Feier, obwohl sie nur bis um fünf dauern sollte, war wirklich der Hammer. Es gab leckeres Essen, selbst gemachte Limonade und Bowle, in die einige ältere Jungs etwas Schnaps gegossen hatten − heimlich, versteht sich.
    »Hier, probier das mal«, sagte Anett und reichte mir einen Becher. Nun war ich nicht die Schnapsdrossel Nummer eins in unserer Schule, aber ich roch sofort, was da drin war.
    »Ist das die Bowle?«, fragte ich, worauf sie nickte. Ich nahm einen Schluck und schüttelte mich. »Boah, ist das grässlich.«
    »Die Jungs aus dem Steinmetzkurs stehen da drauf.«
    »Sollen sie!«, entgegnete ich und gab Anett den Becher zurück. Sie mochte das Zeug anscheinend auch nicht, denn sie beförderte das Getränk auf den Rasen.
    Als ich Ausschau nach Thomas hielt, fiel mir plötzlich Norman ins Auge.
    Eigentlich war er noch immer ein Armleuchter, aber in einer Sache war ich diejenige gewesen, die ihm unrecht getan hatte. Ich wusste auch nicht, was plötzlich in mich fuhr, aber ich wollte es wieder gutmachen. Deshalb fasste ich mir ein Herz und ging zu Norman hinüber. Seine Kumpels verstummten und blickten mich an, als würde ich gleich über sie herfallen und sie ohrfeigen.
    Norman schaute auf seine Turnschuhe. Er war nicht verlegen, er wollte mich nur nicht sehen. Ich hätte ihn am liebsten auch nicht angeschaut, aber das hier war wichtig und musste geklärt werden.
    »Du, Norman«, begann ich und wappnete mich innerlich schon dagegen, dass die anderen sich von ihrem Schrecken erholten und mich blöd anmachten. »Ich … ich möchte mich entschuldigen.« Merkwürdigerweise verkrümelten sich Normans Freunde, als ich das sagte. Mir sollte es recht sein, die ganze Sache war auch so schon beschämend genug.
    »Wofür denn?«, fragte er, ohne aufzublicken.
    »Dafür, dass ich dich verdächtigt habe, mein Kleid zerschnitten zu haben. Und dafür, dass ich mich mit dir geprügelt habe.«
    Darauf sagte er erst mal nichts. Das entmutigte mich ein bisschen. Wahrscheinlich war es ihm egal. Oder es brachte ihn dazu, mich noch mehr zu hassen. Aber ich wollte diese Ungerechtigkeit nicht einfach so stehen lassen.
    »Na gut, dann nicht«, pflaumte ich ihn an. »Ich hab es jedenfalls versucht und mich entschuldigt. Sei meinetwegen weiterhin so blöd!«
    Ich wollte schon herumwirbeln, da sagte er: »Warte.«
    »Was?«, blaffte ich.
    »Ich nehme deine Entschuldigung an.«
    »Wirklich?«
    Norman nickte. »Ja, wirklich.«
    »Oh.« Etwas anderes wollte mir erst einmal nicht einfallen. »Na dann …«
    Vielleicht wäre eine Erklärung angebracht

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