Kirschroter Sommer (German Edition)
lange zurück. Und immerhin lief der Fernseher, somit wäre ich nicht gezwungen, mich mit ihm zu unterhalten.
Wenn auch mit einem unguten Gefühl überwand ich mich schließlich und setzte mich mit verschränkten Armen zu Elyas auf die Couch. Und da man nicht gleich übertreiben musste, ließ ich einen kleinen Abstand zwischen uns.
»Geht doch«, sagte er. »Und es war doch lustig.«
Ich stöhnte auf. Ja verdammt, es war halbwegs lustig, mich ärgerte nur, dass ich so dämlich gewesen und darauf hereingefallen war.
»Vielleicht minimal«, räumte ich ein.
Ein Lächeln machte sich in seinem Gesicht breit, woraufhin er sich etwas anders hinsetzte, um sich mir zuzuwenden.
Oh nein. Wenn ich eins hasste, dann gezwungenen Small Talk. Und das noch mal ganz besonders mit ihm. Aus dem Augenwinkel heraus bemerkte ich, dass er mich beobachtete, und aus mir unerfindlichen Gründen war mir das höchst unangenehm.
»Worum geht es in dem Film?«, fragte ich schnell mit Blick auf den Fernseher, bevor er noch auf die absurde Idee käme, ich würde mich mit ihm unterhalten wollen.
»Keine Ahnung«, sagte er. »Als ich ihn mir ansehen wollte, hat es geklingelt.«
»Tja, blöd gelaufen, würde ich sagen«, stellte ich fest und sah weiterhin stur nach vorne.
Für einige Minuten ging meine Taktik wunderbar auf, das änderte sich jedoch abrupt, als ich spürte, wie er seinen Arm hinter mir auf der Sofalehne platzierte. Er berührte mich zwar nicht, trotzdem verwirrte mich sein Verhalten. Wollte mich Elyas etwa angraben?
Je länger ich über diese Vermutung sinnierte, desto dreister fand ich sie. Kurzerhand lehnte ich mich deshalb vermeintlich entspannt zurück um zu testen, ob er es wirklich versuchen würde. Und wahrhaftig, kaum hatte ich zusätzlich meine verschränkten Arme gelöst, rutschte er »unauffällig« ein wenig näher an mich heran.
Un-fucking-glaublich! Er grub mich tatsächlich an!
»Weißt du, dass du wunderschön bist, Emely?«, hauchte er.
Oh bitte, das konnte doch nicht sein Ernst sein? Ich musste mich wirklich zusammenreißen, um nicht auf der Stelle in schallendes Gelächter auszubrechen. Selbst Elyas hätte ich ein bisschen mehr Niveau zugetraut.
Aber okay, dachte ich mir, spielen wir das Spielchen mal mit.
»Findest du?«, wisperte ich und drehte den Kopf in seine Richtung. Mit gesenkten Wimpern blickte ich ihm in die Augen.
»Sehr sogar«, flüsterte er und legte seine Hand auf meinen Oberschenkel.
Mein Blick wanderte zu meinem Bein. Das ging mir dann allerdings doch ein wenig zu weit! Elyas beugte sich nach vorne und näherte sich mit seinem Gesicht dem meinen, sodass es ganz den Anschein machte, als ob er mich küssen wollte. Das war schon so plump, dass es wehtat! Langsam kam ich ihm mit meinem Gesicht entgegen, wich seinem Mund aus und flüsterte ihm leise »Elyas« ins Ohr.
»Hm ...«, schnurrte er.
»Du spielst Klavier und studierst Medizin, richtig?« Ich hauchte und gab mir große Mühe, zumindest annähernd erotisch zu klingen.
»Hm ...«, machte er erneut und strich weiterhin über meinen Oberschenkel.
»Das heißt, deine Finger sind sehr wichtig, oder?«
»Hm?« In seiner Stimme schwang nun deutlich Irritation mit.
»Dann würde ich, wenn du nicht willst, dass ich dir jeden einzelnen davon breche, auf der Stelle meine Hand da weg tun!«
Elyas wich zurück und starrte mich für einen Moment mit großen Augen an, bis er schließlich enttäuscht ausatmete. »Das wäre auch zu einfach gewesen.« Er klang kein Stück verlegen.
Ich spürte, wie sich in meinen Gesichtsmuskeln eine Weltuntergangsstimmung zusammenbraute. Davon unbeeindruckt, lächelte er mich verführerisch an, zog eine Augenbraue nach oben und zuckte mit den Schultern. »Hey, einen Versuch war’s wert.«
»Elyas!«, zischte ich.
»Ja?«
»Deine Hand liegt immer noch auf meinem Oberschenkel!«
»Huch«, grinste er und hob die Hand, von der er natürlich genau gewusst hatte, wo sie sich befand. Ich wünschte mir, sein selbstgefälliges Lächeln würde ihm im Hals stecken bleiben. »Für wie unwiderstehlich musst du dich eigentlich halten? Du erzählst mir, ich wäre hübsch, und gehst ernsthaft davon aus, dass ich mich deswegen gleich Hals über Kopf in dich verlieben werde?« Ich starrte ihn an. »Das ist so armselig, Elyas! – Selbst für deine Verhältnisse!«
»Wer redet denn gleich von Verlieben?«, fragte er. »Ein bisschen Spaß würde schon genügen.«
Ich schnaubte, ehe ich ihm verächtlich schilderte, was
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