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Kishons beste Familiengeschichten.

Kishons beste Familiengeschichten.

Titel: Kishons beste Familiengeschichten. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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abwärts blieb die Szenerie in gleißendes Licht getaucht. Dr. Perlmutter klagte über Kopfschmerzen und verlangte ein Glas Wasser. Als meine tapfere Frau mit dem Glas Wasser aus der Küche zurückkam, schmuggelte sie mir einen kleinen Zettel mit einer illegalen Nachricht zu. Der Text lautete: »Ephraim, mach was!«
    »Entschuldigen Sie, daß wir so plötzlich bei Ihnen eindringen«, sagte Frau Dr. Perlmutter mit belegter Stimme. »Aber mein Mann wollte mit Ihnen über eine Vortragsreise nach Amerika sprechen.«
    »Ja?« jauchzte ich. »Wann?«
    »Keine Eile«, sagte Dr. Perlmutter und erhob sich. »Die Angelegenheit ist nicht mehr so dringend.«
    Es war klar, daß ich jetzt endlich mit einer Erklärung herausrücken mußte, sonst wären wir aus dem Kreis der zivilisierten Menschheit für immer ausgestoßen. Meine kleine tapfere Frau kam mir zu Hilfe:
    »Sie wundern sich wahrscheinlich, wie dieses Bild hergekommen ist?« wisperte sie.
    Beide Perlmutters, schon an der Türe, wandten sich um:
    »Ja«, sagten sie beide.
    In diesem Augenblick kam, mit genauer Berechnung, Onkel Morris. Wir stellten ihn unseren Gästen vor und merkten mit Freude, daß sie Gefallen an ihm fanden.
    »Sie wollten uns etwas über dieses… hm… über dieses Ding erzählen«, mahnte Frau Dr. Perlmutter meine kleine tapfere Frau.
    »Ephraim«, sagte meine kleine tapfere Frau. »Ephraim. Bitte.« Ich ließ meinen Blick in die Runde wandern – vom verzweifelten Antlitz meiner Gattin und den versteinerten Perlmutter-Gesichtern – über die Wunderkinder im Schatten der Windmühle – bis zum stolzgeschwellt strahlenden Onkel Morris.
    »Es ist ein sehr schönes Bild«, brachte ich krächzend hervor. »Es hat Atmosphäre… einen meisterhaften Pinselstrich… und Sonne… sehr viel Sonne… Wir haben es von unserem Onkel hier geschenkt bekommen.«
    »Sie sind Sammler?« fragte Frau Dr. Perlmutter. »Sie sammeln – «
    »Nein, solche Sachen nicht«, unterbrach Onkel Morris und lächelte abwehrend. »Aber die Jugend von heute – seid nicht bös, Kinder, wenn ich offen bin –, die völlig geschmacklose Jugend von heute bevorzugt diese monströsen Potpourris.«
    »Nicht unbedingt«, sagte ich mit einer Stimme, deren plötzliche Härte und Entschlossenheit mich selbst ein wenig überraschte. Aber jetzt gab es kein Halten mehr. Schon blitzte die Schere in meinen Händen. »Wir haben auch für Bilder kleineren Formats etwas übrig.«
    Damit hatte ich die Schere am linken Flußufer angesetzt. Dieses, drei Kühe und ein Stückchen Himmel waren ihr erstes Opfer. Als nächstes schnitt ich den Kahn und die zwei Geiger aus. Dann die Windmühle. Dann ging es durcheinander. Die elementare Wollust des Schöpferischen überkam mich. Mit heiserem Gurgeln stürzte ich mich auf das Fischernetz und stülpte es über den Rabbi. Die waschenden Mütter mischten sich unter die Wunderkinder. An der Küste Amerikas herrschte Mondfinsternis. Die Ziegen bereiteten sich zur Bar-Mizwah vor…
    Als ich aufsah, waren wir allein in der Wohnung. Um so besser. So konnten meine Frau und ich alles in Ruhe arrangieren.
    Eine Viertelstunde später waren wir im Besitze von zweiunddreißig Bildern im handlichen Format. Wir werden eine Galerie im Zentrum der Stadt eröffnen.

A la recherche du temps perdu
     
     
     
    Mit gewinnendem Lächeln wandte sich die beste Ehefrau von allen an mich:
    »Höre, Liebling? Am nächsten Sonntag haben wir unsern Abituriententag.«
    »Wer – wir?«
    »Der Jahrgang meines Gymnasiums. Alle werden dort sein. Alle meine ehemaligen Schulkameradinnen und Schulkameraden. Wenn’s dir nichts ausmacht, ich meine, wenn du Lust hast, dann komm bitte mit.«
    »Es macht mir etwas aus. Ich habe keine Lust. Bitte geh allein.«
    »Allein geh ich nicht. Du willst mir nicht den kleinsten Gefallen tun. Es ist immer dasselbe.«
    Ich ging mit.
    Alle waren dort. Alle waren in bester Laune, wie immer bei solchen Gelegenheiten. Kaum erschien jemand neuer, wurde er von allen umarmt. Auch meine Frau wurde von allen umarmt und wurde mit »Poppy« angesprochen. Poppy! Man nannte sie Poppy! Und meine Frau fühlte sich auch noch wohl dabei. Ich hingegen fühlte mich so einsam und verlassen wie Israel im Weltsicherheitsrat.
    Die fröhliche, wohlgelaunte, lärmende Unterhaltung hüpfte von einem Thema zum andern.
    »Weiß jemand etwas von Tschaschik? Stimmt es, daß er beim Rigorosum durchgefallen ist? Würde mich nicht überraschen. Er war ja nie ein großes Kirchenlicht… Wie geht

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