Kishon's schönste Geschichten für Kinder
Regenschirm ist. Woher sollte
ich das wissen? Was kümmerte mich sein Regenschirm? Ich wollte lieber wissen, wo der Regenschirm meiner Frau war. Langsam glaubte ich, alle Regenschirme der Welt hätten sich gegen mich verschworen.
„Nur ein wenig Geduld", beruhigte ich den Kellner. „Sie werden Ihren Regenschirm sofort haben. "
Ungeachtet des Wolkenbruchs rannte ich zur Haltestelle zurück.
Atemlos riß ich die Türe zur Apotheke auf: „Ich... hier... vor ein paar Minuten... " „Ich weiß schon", unterbrach mich der Apotheker. „Ist er das?" Ich nahm den Schirm an mich und rannte weiter. Natürlich hätte ich nicht schwören können, daß es der Schirm meiner Frau war.
Sicher, er sah ihm etwas ähnlich, aber er war grün und hatte als Griff 64
keinen Elfenbeinmops, sondern einen flachen Schnabel mit den eingravierten Worten: „Meiner Schwester Dr. Lea Pickler. " Es schien wirklich nicht ganz der Schirm meiner Frau zu sein. Aber irgend etwas mußte ich dem Kellner schließlich zurückbringen.
„Hallo, Sie!" Der Kioskinhaber winkte mir zu. Und hier, in eine Ecke gelehnt, wie Bruder und Schwester, standen die beiden streu-nenden Schirme, der des Obers und der meiner Frau. Den Blick fest zu Boden gerichtet, reihte ich mich an der Bushaltestelle in die Schlange der Wartenden ein. An meinem Arm baumelten drei Regenschirme, ein schwarzer, ein blauer und ein grüner. Wenn es wenigstens geregnet hätte. Aber leider war strahlender Sonnenschein. Ich rollte die drei Schirme zu einem Bündel zusammen, als wäre ich ein Schirmvertreter, der mit seinen neuesten Mustern unterwegs ist. Aber auch dadurch konnte ich nicht verhindern, daß mich von allen Seiten mißtrauische Blicke trafen. Im Bus setzte ich mich ganz nach hinten, in der Hoffnung, daß man von meinen drei Schirmen keine Notiz nehmen würde. Die Umsitzenden enthielten sich auch wirklich aller Kommentare. Offenbar hatten sie sich bereits an mich gewöhnt. Nach einigen Stationen wagte ich aufzuschauen. Und da - da - mir gegenüber - direkt mir gegenüber...
um Himmels willen! Die sehr dicke Dame. Dieselbe dicke Dame, die ich schon einmal getroffen hatte. Sie fixierte mich. Sie fixierte meine drei Regenschirme. Und sie sagte:
„Einen erfolgreichen Tag gehabt heute, was?" Dann wandte sie sich an die Umsitzenden und erklärte ihnen folgendes: „Der Kerl klaut Regenschirme, wo er sie sieht, und macht sich aus dem Staub. Ein gesunder junger Mann, gut gekleidet, und stiehlt Regenschirme, anstatt einem anständigen Beruf nachzugehen. Eine Schande. Vor zwanzig Jahren hat es in unserem Land keine solchen Leute gegeben. " Alle stimmten ihr zu.
„Polizei", rief jemand, „man muß ihn der Polizei übergeben. " Die Haltung der Menge wurde immer drohender. Mir blieb keine andere Rettung, als zum Ausgang zu flüchten und so schnell wie möglich den Bus zu verlassen.
Mit einer gewaltigen Kraftanstrengung kämpfte ich mir den Weg frei und sprang hinaus in den Regen. Schützend hob ich die Hände über meinen Kopf... Die Hände? Beide Hände?
Seither sind in einem Wagen der Autobuslinie 5 drei Regenschirme auf dem Weg in die Ewigkeit.
Ich stand mit geschlossenen Augen im Regen und rührte mich nicht.
Das Wasser lief mir in den Kragen, durch meine Unterwäsche, in meine Schuhe. Ich blieb stehen und wartete, bis die Sintflut kommen würde oder besseres Wetter.
Auf Mäusesuche
In einer windigen Nacht wurde ich durch ein gedämpftes Raschel-geräusch in unserem Wäscheschrank geweckt. Auch meine Frau fuhr aus dem Schlaf auf und lauschte mit angehaltenem Atem. „Eine Maus", flüsterte sie. „Wahrscheinlich ist sie aus dem Garten hereingekommen. Was sollen wir jetzt nur machen? Ich fürchte mich so. "
„Vorläufig nichts", antwortete ich, „vielleicht verschwindet sie wieder von selbst. "
Sie verschwand aber nicht. Im Gegenteil. Am Morgen entdeckte ich die Spuren ihrer nächtlichen Wühl-und Nagetätigkeit: zwei kaputte Tischtücher.
„Dieses Biest", rief meine Frau zornig, „man muß es vernichten. " In der folgenden Nacht machten wir uns an die Arbeit. Kaum hörten wir die Maus an der Holzwand des Schrankes nagen, drehten wir das Licht an. Ich griff nach einem Besen und riß die Schranktür auf. Im zweiten Fach rechts unten, hinter den Bettdecken, saß zitternd das kleine graue Tierchen. Es zitterte so sehr, daß auch die langen Barthaare mitzitterten. Nur die stecknadelgroßen, pechschwarzen Augen waren starr vor Angst. „Ist es nicht süß", seufzte die
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