Kishon's schönste Geschichten für Kinder
beste Ehefrau von allen und versteckte sich ängstlich hinter meinem Rücken. „Schau doch, wie das arme Ding sich fürchtet. Daß du dich unterstehst, es umzubringen. Schaffes in den Garten zurück. " Also streckte ich die Hand aus, um das Mäuschen am Schwanz zu packen.
Es verschwand zwischen den Bettdecken. Und während ich die Bettdecken entfernte, verschwand das Mäuschen zwischen den Tischtüchern und dann zwischen den Handtüchern und dann zwischen den Servietten.
Als ich den Wäscheschrank ganz ausgeleert hatte, saß das kleine Mäuschen unter der Couch.
„Du dummes Mäuschen", sagte ich mit schmeichelnder Stimme,
„siehst du denn nicht, daß ich nur dein Bestes will?" Und ich warf mit aller Kraft den Besen nach ihm.
Nach dem dritten mißglückten Versuch rückten wir die Couch in die Mitte des Zimmers. Das Mäuschen aber saß längst unter dem Bücherregal. Dank der Hilfe meiner Frau dauerte es nur eine halbe Stunde, bis wir die Bücher ausgeräumt hatten. Das Tierchen belohnte unsere Mühe, indem es mit einem Satz auf einen Sessel sprang und 67
sich in der Polsterung verkroch. „Wehe dir, wenn du ihr etwas tust", warnte mich die beste Ehefrau von allen.
„Schon gut", knirschte ich wütend, während ich das auseinander-gefallene Bücherregal wieder zusammenbaute.
Gegen fünf Uhr morgens fielen wir total übermüdet ins Bett. Das Mäuschen fraß inzwischen die Polsterung unseres Sessels. Am Morgen erwachte ich von einem schrillen Schrei. Meine Frau deutete mit zitternden Händen auf unseren Sessel, in dessen Armlehne ein faustgroßes Loch prangte: „Jetzt reicht es aber! Ephraim, hole einen Kammerjäger!" Ich rief ein Institut an. Dort teilte man mir mit, daß sie nur die Vernichtung ganzer Mäusefamilien übernähmen. Da ich nicht vorhatte, Mäusefamilien zu züchten, kaufte ich eine Mausefalle.
Meine Frau protestierte zunächst gegen dieses grausame Instrument.
Ich konnte sie aber davon überzeugen, daß die Mausefalle wahrscheinlich doch nicht funktionieren würde. Abends stellten wir die Falle in einer dunklen Ecke auf. Wir gingen ins Bett, konnten aber nicht einschlafen. Die Nagegeräusche, die aus meiner Schreibtischschublade kamen, störten uns zu sehr. Plötzlich wurde es ganz still. Meine Frau fuhr entsetzt auf, ich sprang mit einem Triumphschrei aus dem Bett. Gleich darauf schrie ich wieder, diesmal vor Schmerzen: Die Falle war zugeschnappt und hatte meine große Zehe eingeklemmt.
Meine Frau machte mir kalte Umschläge. Sie war jedoch erleichtert, daß das Mäuschen nicht in die Falle gegangen war. Dann nahm sie 68
vorsichtig die Falle und machte die Stahlfeder unschädlich. Am Morgen wurde ich wieder durch einen Aufschrei meiner Frau
geweckt. Das Mäuschen hatte sich nachts über unsere Reisvorräte hergemacht. Der Reis war unbrauchbar geworden. „Trag die Mausefalle zur Reparatur", befahl meine Frau. Da es für Mausefallen keine Ersatzteile gab, kaufte ich eine neue. Zu Hause stellte ich das Mordinstrument in die Zimmerecke und markierte den Weg dorthin mit kleinen Käsestückchen. Es wurde eine aufregende Nacht. Das 69
Mäuschen hatte sich in meinem Schreibtisch eingenistet und nagte an meinen Manuskripten. Schweigend hörten wir zu. Endlich sagte meine Frau: „Wenn das arme, kleine Ding in deine Falle geht, ist es aus zwischen uns. Was du tust, ist grausam. "
„Aber es läßt uns nicht schlafen", antwortete ich. „Es frißt unsere Wäsche und meine Manuskripte. "
Meine Frau schien mich nicht gehört zu haben, und das Knabbern in der Schreibtischschublade ging munter weiter. Als der Morgen dämmerte, schliefen wir endlich ein. Wir erwachten am späten Vormittag. Es war vollkommen still. In der Zimmerecke aber, dort, wo die Mausefalle stand... dort sahen wir... im Drahtgestell... etwas Kleines... Graues... „Mörder!" Das war alles, was meine Frau zu mir sagte. Seither haben wir kein Wort miteinander gesprochen. Und was noch schlimmer ist: Wir haben uns an das vertraute Knabber-geräusch so gewöhnt, daß wir nicht mehr schlafen können.
Bekannten gegenüber meinte meine Frau, das sei eine gerechte Strafe für meine Grausamkeit.
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