Kismet Knight
niedergehen, der über Devereux stand.
Je länger sie brüllte, desto verstörter wurde er, bis er schließlich die Hände vors Gesicht schlug und laut zu schluchzen begann.
Ich wusste, was geschehen würde, wenn ein kritischer Punkt erreicht war, und ich versuchte, Luna dazu zu bewegen, ihre Tirade abzubrechen.
»Bitte Luna! Du musst aufhören! Im Moment ist er ruhig. Aber glaub mir, wenn du ihn weiter anschreist, passiert etwas Übles. Er ist krank.«
»Scheiß drauf! Das Arschloch hat Devereux irgendetwas angetan, und ich werde herausfinden, was es war. Dein menschliches Psychoblabla kannst du anderswo ausprobieren!«
Sie war den Kreis auf der Suche nach einer Öffnung abgegangen, und dass sie keine fand, machte sie nur noch wütender.
Ich starrte auf Devereux’ schönes Gesicht hinunter, und plötzlich fiel mir die Musik wieder ein.
Den gefährlichen geisteskranken Vampir unter Kontrolle zu halten, bis wir Devereux aus dem Kreis holen konnten – das war unsere oberste Priorität. Vielleicht würde er zu sich kommen, wenn er dem Zauber nicht mehr ausgesetzt war.
Das Wiegenlied abzuspielen, bei dem Brother Luther in seine kindliche Persönlichkeit verfallen würde, schien mir die beste Lösung zu sein. Vielleicht würde er in diesem regredierten Zustand auch Lunas Drohungen gegenüber immun sein.
Ich konnte an nichts anderes denken als daran, Devereux zu retten, und so kam es, dass ich mir die möglichen Folgen nicht überlegte, als ich durch die Öffnung des Kreises segelte und zu dem CD-Gerät hinüberrannte.
Alan rief hinter mir her: »Wohin gehst du?«
»Keine Zeit für Erklärungen!« Das musikalische Programm dieses Abends hatte Alan vollkommen verpasst.
Als ich den Stuhl erreichte, war das CD-Fach des Geräts offen und leer.
Wo war die CD?
Wo war Raleigh?
Luna schrie: »Wurde auch Zeit!«, und machte einen Satz durch die Öffnung, die ich ihr unwissentlich gezeigt hatte. Sie ging mit langen Schritten auf Brother Luther zu, fauchend, mit entblößten Zähnen – eine vampirische Amazone auf dem Kriegspfad.
Zu spät erkannte ich meinen Fehler und rannte ihr nach. Ich versuchte, mich vor sie zu stellen, aber sie schob mich mühelos zur Seite – sie stieß mich mit solcher Wucht gegen Alan, dass wir beide auf dem Fußboden landeten.
Ihr Anblick ließ Brother Luther vor Entsetzen aufschreien. Er umklammerte seinen Bauch und begann, sich vor und zurück zuwiegen – die gleiche Bewegung, die ich in meinem eigenen Haus gesehen hatte. Zwischen den Schluchzern flehte er: »Tu mir nichts, tu mir nicht weh, hilf mir, hilf mir!«
Luna versetzte ihm einen Tritt und kreischte: »Was hast du mit Devereux gemacht, du verrottetes Stück Scheiße?«
Er wimmerte: »Mama!« Dann fiel er auf die Knie und versuchte, mit Händen und Armen seinen Kopf zu schützen.
Ein Zucken ging durch seinen Körper hindurch. Er warf den Kopf nach hinten und stieß einen ohrenzerreißenden schrillen Schrei aus.
Wie zuvor erfolgte die Verwandlung auch dieses Mal schnell und auf unfassbare Weise.
Alan und ich standen dabei und beobachteten Luzifer.
Luna wich fassungslos zurück. »Was zum Teufel …«
Er stand langsam auf; sein Körper, jetzt nicht mehr ausgezehrt, füllte den eben noch schlotternden Mantel aus.
Alan sog scharf Luft ein. »Herrgott noch mal!«
Auf irgendeine Art war Brother Luthers Körper größer geworden, wuchtiger – muskulöser. Selbst seine Knochen schienen sich verändert zu haben. Seine Augen brannten.
Er ging drohend auf Luna zu, den Mund offen, so dass seine nach wie vor verlängerten Reißzähne sichtbar wurden.
Sie fiel in eine Nahkampfstellung, tief geduckt und abwartend.
Mehrere der Vampire, die Luna mitgebracht hatte, drängten jetzt in den Kreis; sie knurrten, bleckten die Zähne und umringten Luzifer.
Er tat einen weiteren Schritt auf Luna zu und streckte eine Hand nach ihrer Kehle aus.
Und gerade da krachte Lieutenant Bullock in den Kreis hinein, die Schusswaffe erhoben. »Ich habe gesagt, niemand bewegt sich!«
Einen Sekundenbruchteil lang waren alle Blicke auf sie gerichtet, und diese winzige Gelegenheit nutzte Luzifer, um Devereux vom Fußboden aufzuheben und zu verschwinden.
Sekundenlang standen wir alle fassungslos und wie erstarrt da.
Ich stierte auf den leeren Fleck am Boden hinunter, und dann drang es schließlich zu mir durch, dass Devereux fort war, und die Verzweiflung ging mit mir durch.
Ich schrie wie ein Dämon der Hölle. Die Wände hallten davon wider.
Der
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