Kismet - Wenn Liebe nur so einfach waer
diesem Augenblick klickte es in ihrem Kopf. Ob etwas nicht in Ordnung war? Nichts war in Ordnung, rein gar nichts, - lieber Ben. Schließlich ließ sie ihr unheilvolles Lächeln frei. Ben hatte nur Zeit, verdutzt eine Augenbraue zu heben, zum sprechen kam er nicht mehr.
Blitzschnell nahm Caroline ihm sein Bierglas aus der Hand und leerte es, mit geübten Kellnerinnenhänden im hohen Bogen über seinem Kopf. Die goldgelbe Flüssigkeit lief über sein dunkles Haar, an den entsetzt aufgerissenen Augen vorbei, direkt in den Kragen seines geöffneten Hemdes.
Mittlerweile waren alle Gespräche verstummt. Es war totenstill und alle Augenpaare richteten sich auf die skurrile Szenerie. Die Ladys neben Ben, waren ebenfalls wie erstarrt und bekamen ihren Mund vor Verblüffung gar nicht mehr zu. Ohne mit der Wimper zu zucken, griff sie sich die Schale mit dem Knabberzeug und drehte sie über seinem Kopf schwebend, langsam um. Der gesamte Inhalt ergoss sich, wie ein prasselnder Regen über Ben.
An seinem na ssen Haar, an seinem geschockten nicht mehr lächelnden Gesicht und an seinem einstig weißen Hemd klebte das Zeug wie Pech. Er sah schlicht und ergreifend aus wie paniert. Zum Schluss hob sie einen der Cocktails vom Tisch an ihren Mund und roch dran.
„Ich darf doch?“, flötete sie zuckersüß. Schließlich war sie gut erzogen und der Lockenkopf neben ihr nickte nur sprachlos.
„Danke.“ In aller Ruhe nahm Caroline einen Schluck. Danach steckte sie sich mit genießerischer Miene, die rote Erdbeere in den Mund und leckte etwas Saft mit der Zungenspitze aus ihrem Mundwinkel.
Gleich darauf fixierte sie Ben aus eiskalten Augen. „Probier mal, der ist wirklich gut“, säuselte sie lieblich und kippte ihm die fruchtige Pampe, süß lächelnd über den Kopf.
Zum Schluss purzelten die drei Eiswürfel, mit einem lauten Plopp, auf sein ekelerregend verklebtes Deckhaar und blieben dort liegen, weil Ben zur Salzsäule erstarrt war.
Caro wusste, man sollte gehen solange es am schönsten war und sie war sich der Bedeutung dieser Binsenweisheit nie mehr bewusst gewesen, als in diesem Moment. Demzufolge nutze sie das betretene Schweigen der Zuschauer ihres kleinen Schauspiels, um sich zu verabschieden.
„Ich wünsche noch einen schönen Abend“, verkündete sie charmant als wäre nichts gewesen. An Andrea gewandt, die Fassungslos in der Küchentür stand, fügte sie galant hinzu: „ich finde selbst raus und Danke für alles.“ Doch dann hatte Caro noch eine zweckmäßige Eingebung und beugte sich leicht zu Ben herunter, und stupste ihm mit dem Zeigefinger an die Schulter.
„Du solltest das wirklich einweichen, Bennybär“, hauchte sie und nutzte den Augenblick, in dem er empört nach Luft schnappte, um mit ihren schmalen Fingern geschickt in die ausgebeulte Tasche seines Jacketts zu fahren, das über der Stuhllehne hing. Mit gespielt gleichmütiger Mine umschloss sie ihr Diebesgut unauffällig mit ihrer Hand und spazierte gemütlich an den regungslos verwunderten Leuten und dem total besudelten Ben vorbei nach draußen.
An der Tür drehte sie sich noch einmal winkend zu Henning um, der ihren Gruß mit zusammengepressten Lippen erwiderte, damit er nicht in Gelächter aus brach. Emsig verbot Caro sich loszugackern.
Erst als sie über Funk Bens Mercedes geöffnet hatte und auf den Fahrersitz kroch, brach sie in schallendem Gelächter aus. Von Lachsalven erschüttert startete sie den Motor, und fuhr mit quietschenden Reifen davon.
Von der schwach beleuchteten Auffahrt rollte sie auf die Straße, genauer gesagt war es ein Waldweg. Mit einem krachenden Gruß vom Getriebe, drückte die brachial den zweiten Gang rein und tourte den Motor hoch, während sie über den holprigen, stockfinsteren Weg rollte.
Jedes Schlagloch spürte sie auf dem vollkommen unbeleuchteten Pfad, der sie weiter in die düstere Nacht hinaus führte. Caro war nicht gerade eine begnadete Autofahrerin und hielt verkrampft das Lenkrad mit beiden Händen fest.
Ihre finanzielle Situation, als jobbende Studentin hatte sie es sich nicht erlaubt ein Auto zu kaufen und da sie so wenig wie irgend möglich von ihren Eltern abhängig sein wollte, hatte sie gerne darauf verzichtet.
Sie würgte den dritten Gang rein und fluchte heftig.
„Wer zum Teufel fuhr ein sauteures Proleten Auto und hatte nicht einmal Automatik“, schimpfte sie vor sich hin.
Ehrlicherweise, räumte Caroline sich gedanklich ein, war sie eine schreckliche Autofahrerin mit fast keiner
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