Kismet - Wenn Liebe nur so einfach waer
Flügel, den ihre Eltern besaßen, an dem sie Stunde um Stunde ihrer Kindheit verbrachte hatte, vorgezogen. Natürlich hatte Caroline schon auf unzähligen Pianos gespielt, aber dieses war ein Handgearbeitetes Kunstwerk und wie sie schätzte, über hundert Jahre alt.
Der klang würde nicht mehr der Beste sein, aber es wäre die reinste Freude darauf zu spielen. „Möchtest du es ausprobieren?“, richtete Andrea erstmals das Wort an sie, seit sie den Raum betreten hatten.
„Woher weißt du, dass ich es kann?“, fragte Caro und duzte wie selbstverständlich zurück.
„Ben hat mir erzählt, dass du eine begnadete Pianistin bist, deshalb dachte ich der Raum könnte dir gefallen.“ Sie fragte sich, wann Ben Andrea davon erzählt hatte. Hatte er sie eigens hierher mitgenommen, weil er vermutet hatte, dass es ihr gefallen würde?
„Ich spiele nur noch sehr selten, und von begnadet kann überhaupt keine Rede sein.“
Dennoch ging sie auf das Klavier zu und öffnete langsam die Tastenklappe. Mit den Fingerspitzen glitt sie bedächtig über die Tasten, ohne einen Ton zu spielen. Sie konnte es noch nicht, sie genoss noch den Augenblick. Es war, als würde ein langersehnter Kindheitstraum unvorbereitet wahr werden, sie fühlte sich ein wenig befangen.
In ihrem alten Kinderzimmer hingen mehrere ausgeschnittene Fotos aus Fachzeitschriften von genau solch einem Klavier an der Wand. Immer hatte sie sich gewünscht eines Tages aufzuwachen, keine lästigen Übungsstunden, keine verbissen Eltern mehr zu haben, die nur ihren Erfolg im Kopf hatten. Sondern sie hatte sich danach gesehnt erwachsen zu ein, und an einem altem Steingräber , nur zum Vergnügen und nur für sich zu spielen.
Ein paar Töne anschlagend schloss sie die Augen und ließ den Klang in ihrem Kopf nachhallen. Oh Himmel, es war perfekt gestimmt stellte sie überrascht fest, denn für gewöhnlich waren derartig alte Pianos verzogen. Erfreut nahm sie auf der antiken Klavierbank Platz und befühlte ehrfürchtig die Klaviatur. In ihrem Kopf hörte sie bereits die Musik noch bevor sie demütig begann ihre Lieblings-Klaviersonate zu spielen.
Hingebungsvoll erfühlte sie den Raum mit den melancholischen Klängen und verspürte eine innere Zufriedenheit beim spielen, wie es ihr nur selten vergönnt gewesen war. Sie legte ihr Herz, ihre Leidenschaft hinein und fragte sich einen Moment, wie sie nur leben konnte, ohne jeden Tag zu spielen. Das Musikstück war tief traurig und sehnsuchtsvoll, doch die Tränen die in ihren Augen glitzerten, waren Freudentränen.
Erneut schloss sie die Augen und die unbändige Zufriedenheit die sie überkam ließ das Stück, dass sie schon viele hundert Male gespielt hatte, zu etwas einmaligen werden.
Die letzten Töne verhallten unter ihren Fingern und Caro versprach sich selbst, irgendwann ihr eigenes perfektes Traumpiano zu haben.
„Das war wunderbar. Ben hat wirklich nicht übertrieben. Hast du vielleicht Lust unseren dilettantisch klingenden Mädels Klavierunterricht zu geben?“, fragte Andrea augenzwinkernd.
Carolines Antwort war ein beschwingtes Lachen. Leichtfüßig stand sie auf, und schlenderten mit ihrer Gastgeberin einvernehmlich in den Flur zurück.
Auf dem antiken Sideboard, das sie bereits bei ihrer Ankunft bewundert hatte blieben sie stehen, um eingehend die unzähligen holzgerahmten Fotos zu betrachten, die darauf standen. Andrea hob ein Foto ihrer bildhübschen, blond gelockten acht und fünf jährigen Töchter hoch und zeigte es Caro stolz.
„Och, die sind ja goldig.“
„Ja, sie sehen aus wie Engel aber sie können auch anders“, beteuerte Andrea scherzhaft und Caro grinste breit.
„Sie schlafen heute bei der Oma und genießen es, denn dort dürfen sie alles, was hier nicht erlaubt ist“, fügte sie hinzu und zeigte dann auf ein Foto, auf dem ihr Mann und sie vor dem Eifelturm standen.
„Das war noch während unseres Studiums, aber wir haben lange gespart und sind mit all unseren Freunden für drei Tage nach Paris geflogen, um auf einem Schiff auf der Seine im Mondschein zu heiraten“, schwärmte sie verträumt und Caro fragte sich unweigerlich, ob sie jemals heiraten würde.
„Hier, das ist die ganze Truppe nach der Trauung.“ Andrea hielt ihr ein verwackeltes unscharfes Gruppenfoto hin, auf dem etwa zehn junge Leute, gutgelaunt in die Kamera lächelten. Carolines Blick blieb an einer jüngeren Version von Ben hängen, der am äußeren Rand der Gruppe stand und eine hübsche blonde Frau
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