Kiss me teacher (Junge Liebe ) (German Edition)

sagte die Bedienung und servierte die Bestellung. Dann verschwand sie so unauffällig, wie sie gekommen war.
    „Daraus wird doch nie was“, sagte Samara, als Finn sein Handy wieder wegsteckte.
    „Warum nicht?“
    „Na, weil du das alles schon auf einer Lüge aufbaust. Was willst du ihm denn sagen, wenn ihr euch trefft? Dass du nur ein bisschen jung aussiehst für deine 23 Jahre?“
    „Aber wenn ich ihm die Wahrheit gesagt hätte, würde er jetzt garantiert nicht schreiben, oder?“
    „Aha, verstehe“, sagte Samara. „Wir schieben die Probleme also vor uns her und warten erst mal ab, bis alles zu spät ist.“
    „Spiel hier bloß nicht die Allwissende“, gab Finn zurück. „Von wegen mehr Erfahrung und so!“
    „Hey, dass ich dich über mein Sexleben angelogen habe, heißt doch nicht, dass alles Schwachsinn ist, was ich so sage!“
    „Warum lügst du mich überhaupt an?“, fragte Finn.
    Samara betrachtete eine Weile ihr Eis. „Fast alle Mädels aus der Klasse haben schon. Ich wollte nicht - na ja, dumm dastehen.“
    Finn musste plötzlich grinsen. „Den Jungs erzähle ich auch immer, dass ich mal mit nem Mädchen hab. Das wirkt irgendwie beruhigend auf die.“
    „Sind schon irgendwie alle schwachsinnig, was?“
    „Allen voran du!“
    „Und du!“
    Finns Handy meldete sich wieder.

    ICH BIN FROH. VIEL SPAß EUCH BEIDEN UND EINEN LIEBEN GRUSS AN DIE FREUNDIN. VOLKER

    Finn reichte sein Telefon zu Samara rüber, damit sie die Nachricht lesen konnte.
    „Also ich glaube, wenn der das mit deinem Alter schluckt, hast du einen echt coolen Freund.“ Ihre Augen funkelten vor Begeisterung.
    „Und du findest ihn wirklich nicht zu alt?“
    „Ein wenig vielleicht“, gab Samara zu, „aber glaub mir, ältere Männer sind die besseren Liebhaber.“
    Finn verdrehte die Augen. „Woher willst du das denn wissen?“
    „Ich lese Bücher“, sagte Samara stolz. „Erotische Bücher!“

Kapitel 4

    Jetzt war schon fast eine halbe Stunde vergangen, seit Volker die letzte SMS geschickt hatte. Ungehalten tigerte er durch die Wohnung. Im Grunde total bekloppt! Er kannte diesen Jungen ja nicht mal, warum machte er sich dann solche Gedanken? Schüler hin, Schüler her, Finn war 23 Jahre alt! Natürlich hatte man da schon Sex. Und es war ganz sicher keine Seltenheit, dass man sich diesen anonym im Netz besorgte. Ganz abgesehen davon, dass Finn jetzt gerade laut seiner eigenen Nachricht überhaupt keinen Sex hatte, sondern mit seiner besten Freundin in einem Eiscafé saß. Es gab überhaupt keine Veranlassung, sich Sorgen zu machen! Und doch wurde Volker die Gedanken nicht los. Ein junger Mann von 23 Jahren hatte es doch nicht nötig, mit dem Erstbesten in die Kiste zu hüpfen, oder?
    Volker fuhr sich nervös durchs Haar. Unschlüssig stand er in der Küche herum, machte einen Schrank auf, sah Teller und Tassen, klappte ihn wieder zu. Im nächsten Schrank hatte er die Gewürze. Irgendwie kam ihm das neu vor. Hatte er sie etwa schon immer hier drin? Dann schüttelte er den Kopf und knallte die Schranktür zu. Was tat er hier?
    Unwirsch nahm er sich zwei Aufbackbrötchen aus dem Gefrierfach und warf sie in den Backofen. 200°C, 10 Minuten, Butter bei, Käse zu, fertig. Immerhin hätte er dann etwas Vernünftiges getan und schon mal zu Abend gegessen. Obwohl Brötchen ja eher etwas fürs Frühstück waren. Gottverdammt, was machte das schon für einen Unterschied? Wer legte hier eigentlich die Regeln fest?
    Irritiert wurde ihm klar, dass er selbst es war. Er war doch derjenige, der es 23jährigen Berufsschülern absprechen wollte, sich mit irgendwelchen unbekannten Chattern zu vereinigen. Er selbst stellte hier Regeln auf für andere - und natürlich für sich. Und weil er selbst erst spät entdeckt hatte, was er eigentlich wollte - nämlich Männer - machte es ihn fuchsig, wenn andere ihrem Ziel ohne Umwege nachgingen. War es etwa das? War er letztlich nur neidisch, dass ein Junge wie Finn kein Problem damit hatte, sich seinen Sex zu holen, während er hier mit 32 wieder mal allein dastand und sich ein ausschweifendes Sexleben versagte - aus Anstand natürlich. Oder war es doch eher Unsicherheit?
    Schokolade! Er brauchte jetzt unbedingt Schokolade! Oder Eis! Noch ein Grund, auf Finn neidisch zu sein. Der hatte jetzt nämlich gerade Eis. Oder Sex? Volker riss das Gefrierfach wieder auf. Kein Eis. Also Schokolade. Wo hatte er gottverdammt nur die Schokolade? Dann fiel es ihm ein. Sie lag noch im Laden gleich um die Ecke.