Kiss me teacher (Junge Liebe ) (German Edition)
eine Ansage. Unsicher sah er auf die Uhr. Er war schon fünf Minuten überfällig. Und das Luisencafé war vielleicht noch zwei Fußminuten entfernt. Wahrscheinlich hatte dieser GaymeBoy eh schon die Geduld verloren und hatte sich wieder davongemacht. Ein alberner Beruhigungsversuch, aber irgendwie wirkte es.
Wenig später sah Finn das Luisencafé vor sich. Das seltsame Gefühl in seinem Bauch nahm dramatisch zu.
Dann wieder eine SMS von 0177 565611.
WENN DER TYP DIR NICHT GEFÄLLT, LASS IHN SITZEN! ANSONSTEN DENK AN SAFERSEX! SCHICK MIR EINE SMS, WENN DU IM CHAT BIST. VOLKER
Plötzlich erschien Finn das Date nicht mehr so aufregend. Volker machte sich wirklich Sorgen um ihn! Und er wollte noch heute abend mit ihm chatten!
Ein breites Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. Dann speicherte er endlich Volkers Nummer unter dessen Namen ab und betrat das Café. Egal was passierte, er hatte immer noch den Lehrer, mit dem er sich heute abend unterhalten konnte.
Das Café war ungewöhnlich leer. Wahrscheinlich hatten heute die Schwulenbars Hochkonjunktur und zogen das Publikum vom Stadtrand ab. Gleich am Eingang saßen drei ältere Damen, die sich über Krankheiten unterhielten - worüber auch sonst? Ein alter Herr las Zeitung und schien von dem Geschnatter um ihn herum nichts mitzubekommen. Oder vielleicht war er genau deshalb hier? Etwas weiter scharte sich eine Frauengruppe um zwei Tische. Sie hatten alle Regenbogenanstecker und Aidsschleifen an der Brust.
Finn ging nach hinten durch. Er sah eine blonde Frau, die mit dem Rücken zu ihm saß und einen jungen Kerl, der sich ganz in die Ecke verzogen hatte und an einem Milchshake schlürfte. Wie alt sollte dieser GaymeBoy noch mal sein? Der Typ vor ihm war doch sicher schon 25. Zu seinen Füßen lag eine Trainingstasche. Ob er wohl gerade vom Sport kam? Oder hatte er vielleicht gleich sein ganzes Sexspielzeug mitgebracht?
Finn schluckte. Der Fremde sah von seinem Milchshake auf. Er hatte ihn entdeckt. Für einen Augenblick dachte Finn an Flucht. War doch nichts dabei, der Kerl kannte ihn nicht und im Chat konnte man sich rasend schnell einen anderen Namen und somit eine andere Identität geben.
„Kann ich dir helfen?“, fragte der Fremde plötzlich.
Finn zuckte zusammen. Er hatte den Kerl doch tatsächlich die ganze Zeit über angestarrt - wie das Reh den Scheinwerfer. Und nun fühlte er sich ein wenig überfahren.
„Ich - ähm - ich bin Finn“, sagte Finn und ging zu dem Fremden hinüber, um ihm die Hand zu geben.
Die blonde Frau, die sich nun in seinem Rücken befand, kicherte. Am liebsten würde Finn sich umdrehen, aber er spürte, wie die Röte in sein Gesicht stieg. Peinliche Situationen vermeiden!
„Aha“, machte der Fremde. „Ich bin Rick. Wie komme ich denn zu der Ehre?“
Finns Gedanken rasten. Hatte er diesem GaymeBoy überhaupt seinen echten Namen geschrieben?
„Also - ich bin der aus dem Chat - LittleGaylien“, sagte Finn leise, damit die Frau hinter ihm es nicht mitbekam. Doch vergeblich, sie kicherte wieder.
„Ist ja süß“, sagte Rick und grinste breit. „Und wer soll ich deiner Meinung nach sein?“
Finn spürte seine Beine weich werden. „GaymeBoy?“, fragte er verunsichert.
„GäymeBoooy!“, wiederholte die Frau hinter ihm mit näselnder Stimme. „Hach wie süüüß.“
Finn wurde knallrot.
„Tut mir leid, dass ich dich enttäuschen muss, aber da musst du mich verwechseln“, sagte Rick und sah ihn mitleidig an. „Vielleicht kommt er ja noch, dein Chatter-Date.“
„Oder er ist schon da“, näselte die Frau hinter ihm.
Finn biss die Zähne zusammen. Was für eine Situation! Er blamierte sich hier vollends vor einem ziemlich gutaussehenden Kerl namens Rick und hinter ihm saß ein blödes Weib und machte sich einen Spaß daraus!
Entschlossen drehte er sich um. „Hören Sie mal ...“, fing er an, kam dann aber ins Stocken.
„Jaaa?“, quäkte die Blonde und grinste breit. „Känn ich Ihnen behälfläsch sein?“
Blonde Haare, große Sonnenbrille, nuttiger Lippenstift, mindestens 20 Regenbogenbuttons. Aber das Lächeln, das kannte Finn!
„Samara?“, fragte er entgeistert.
„Gott, äs ist ja so häll hier dränne!“ Samara zog ihre Sonnenbrille ab und grinste von einem Ohr zum anderen. „Na? Näsch ärkannt?“
Jetzt war es dieser fremde Rick, der hinter ihm kicherte.
„Was soll der Scheiß?“, fragte Finn und spürte Wut in sich aufsteigen.
„Sätz däsch!“, befahl sie ihm und zeigte auf den
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