Kiss me teacher (Junge Liebe ) (German Edition)
wirklich wahrgenommen hatte er sie nicht. Still hatte sie alles aus der Entfernung festgehalten.
Finn wusste nicht, was er sagen sollte. Hastig schnappte er seine Klamotten und sprang auf. Dann fiel ihm ein, dass er gar nicht wusste, wo er sich hier zurückziehen konnte. Ein wenig unschlüssig stürmte er an Rick vorbei auf dessen Arbeitszimmer zu.
„Jetzt mach doch kein Theater!“, rief Rick hinterher und lachte. „Wenn du schön lieb bist, bekommst du auch eine Kopie.“
„Arschloch!“, brüllte Finn und knallte die Tür zu. „Verdammte Scheiße!“, sagte er danach kleinlaut. „Absolut verdammte Scheiße!“ Ausgerechnet dieses Ekelpaket hatte jetzt einen Privatporno von ihm. Es war doch klar gewesen, dass es so weit kommen musste! Und natürlich war es auch so gekommen. Rick würde den Film jedenfalls nicht einfach so herausgeben ... Plötzlich stand Finn das blanke Entsetzen im Gesicht. Was war, wenn seine Mutter den Film zu sehen bekam, irgendwie? Oder wenn Rick ihn veröffentlichte und alle Welt plötzlich wusste, dass er es mit Jungen trieb?
Irritiert registrierte Finn das Piepsen seines Handys.
Kapitel 21
Volker hielt die Stille nicht mehr aus. Eigentlich hatte er damit gerechnet - oder es zumindest gehofft -, dass Finn sich aufgrund der SMS sofort bei ihm melden würde. Mittlerweile glaubte er eher, dass Finn überhaupt nichts mehr von sich hören lassen würde. Zumindest würde das eher zu einem Jungen in seinem Alter passen.
Wieder schoss Volker die Hitze ins Gesicht. Der Gedanke an Finns Alter schockte ihn noch immer. Er hatte sich doch tatsächlich von einem 16jährigen verführen lassen! Niemals hatte er gedacht, dass es so weit kommen würde. Und nun war es passiert, ohne dass er überhaupt einen Einfluss darauf gehabt hatte.
Entschlossen erhob er sich von der Couch. Ein Stapel Schulaufsätze rutschte auf den Boden und brachte sich so wieder in Erinnerung.
„Oh bitte ...“, murmelte Volker und stieg über seine Arbeit hinweg. Niemals würde er bis morgen damit fertig werden. Nicht, wenn er sich nicht sofort zusammenreißen konnte.
Einen Augenblick blieb Volker mitten im Raum stehen und zögerte. Verdammt, er war ein erwachsener Mann! Er hatte Pflichten! Er war ein Vorbild! Doch das alles half überhaupt nichts, wenn andauernd Finns Gesicht in seinen Gedanken auftauchte. Dieses hübsche Gesicht, dieses unglaubliche Lächeln, ja, dieser Körper ...
Sollte er dem Jungen noch eine Nachricht schicken? Vielleicht eine, die ein wenig versöhnlicher klang? Er wusste es nicht. Auf der einen Seite hatte er die SMS natürlich geschrieben, um klarzustellen, dass aus dieser Verbindung nichts werden konnte. Auf der anderen Seite ... Volker schüttelte den Kopf. Es durfte gar keine andere Seite geben. Die Sache war ihm außer Kontrolle geraten. Aber wenn er sich jetzt, da er über die Umstände Bescheid wusste, nicht auf eine vernünftige Bahn bringen konnte, dann ... Ja, was dann? Es war doch nicht verboten, Gefühle zu haben. Und solange Finn nicht sein Schüler war, ja noch nicht mal auf die Schule ging, an welcher er unterrichtete ... Schwachsinn! Die Arbeit ging vor! Er hatte Verantwortung! Das konnte er nicht aufs Spiel setzen, nur weil sich ein 16jähriger in den Kopf gesetzt hatte, er müsse unbedingt von ihm entjungfert werden. So war das doch mit der Jugend. Sie hielt ihre eigenen Ängste und Probleme immer für wichtiger als die der anderen. Dabei stand für Finn höchstens sein Outing auf dem Spiel. Sein Leben würde danach aber weitergehen. Seine Eltern würden mit seiner Homosexualität klarkommen und auch seine Freunde würden ihn sicher mehrheitlich akzeptieren. Damit wäre es für ihn gegessen. Für Volker allerdings stand nicht nur der Respekt gegenüber seinen Schülern auf dem Spiel, sondern womöglich auch seine Anstellung. Wenn er Pech hatte, würde er sich ein komplett neues Leben zusammenschustern müssen. Und das war garantiert kein noch so knackiger Hintern wert.
Entschlossen setzte sich Volker an den Computer. Gefühle hin, Gefühle her, er durfte nicht zulassen, dass Finn die Sache nicht ernst nahm oder ihn durch irgendeine Dummheit gefährdete. Wenn er also nicht auf die SMS reagierte, dann ließ er sich vielleicht im Chat blicken. Also loggte Volker sich ein und durchsuchte die Anwesenden. Aber der entsprechende Nick war nicht zu sehen. Mit einem tiefen Seufzer wollte sich Volker schon wieder ausklinken, als ihm einfiel, dass ja nicht nur Finn öfter in diesem Chat
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