Kissed by an Angel
her.«
»Verstehe. Wie war das mit Überflieger und ausgeklügelter Strategie bei der nicht hirnlosen Sportart Schwimmen?«, stichelte Ivy.
Beth schrieb ungerührt weiter. »>Er flog wie ein Engel und wünschte, seine Wasserflügel wären warme Arme, mit denen er Ivy umschlingen könnte.< Heute hab ich echt gute Einfälle!«
»Ich auch«, meinte Suzanne, ihr Blick glitt über die Reihe von Körpern im Aufwärmbereich und dann über die Zuschauer hinweg zu Gregory.
Ivy folgte ihrem Blick, dann wandte sie sich wieder den Schwimmern zu. Die letzten drei Monate hatte Suzanne heiß - high, hungrig - Jagd auf Gregory Baines gemacht. Ivy wäre es lieber gewesen, wenn Suzanne sich eine andere Beute gesucht hätte, und zwar bald, ziemlich bald, am besten vor dem ersten Samstag im April.
»Wer ist denn diese kleine Braunhaarige?«, fragte Suzanne. »Ich kann diese zierlichen Püppchen nicht ausstehen. Zierliche Mädchen passen nicht zu Gregory. Kleines Gesicht, kleine Hände, kleine zarte Füßchen.«
»Große Möpse«, meinte Beth und sah auf.
»Wer ist sie? Hast du sie schon mal gesehen, Ivy?«
»Suzanne, du bist wesentlich länger auf dieser Schule als -«
»Du siehst nicht mal hin«, unterbrach sie Suzanne.
»Weil ich unseren Helden beobachte, so wie ihr das wolltet. Was meinen sie mit Knaller? Alle rufen >Knaller! <, wenn Tristan zu einer Wende ansetzt.«
»Das ist sein Spitzname«, antwortete Beth. »Weil er bei der Wende so auf die Wand losgeht. Erst stürzt er kopfüber drauflos und dann stößt er sich so schnell ab, wie er kann.«
»Verstehe«, sagte Ivy. »Klingt ja wirklich nach Intelligenzbestie, wenn einer sich gegen eine Betonwand knallt. Wie lange dauern diese Wettkämpfe normalerweise?«
»Ivy, komm schon«, jammerte Suzanne und zog sie am Arm. »Schau doch mal, ob du die kleine Braunhaarige kennst.«
»Twinkie.«
»Das denkst du dir aus!«, erwiderte Suzanne.
»Das ist Twinkie Hammonds«, beharrte Ivy. »Sie ist in meinem Musikkurs.«
Als sie merkte, dass Suzanne sie ununterbrochen anstarrte, drehte sich Twinkie um und warf ihr einen giftigen Blick zu. Gregory bemerkte Twinkies Gesichtsausdruck und sah über die Schulter zu ihnen hinüber. Ivy beobachtete, wie ein amüsiertes Lächeln über sein Gesicht huschte.
Gregory Baines hatte ein charmantes Lächeln, dunkles Haar und graue Augen. Sehr kühle graue Augen, dachte Ivy. Er war groß, aber er hob sich nicht wegen seiner Größe von der Menge ab. Es lag an seinem Selbstbewusstsein. Er war wie ein Schauspieler, wie ein Filmstar, der immer überall dabei war, sich nach der Show aber abkapselte, weil er sich für etwas Besseres hielt. Die Baines waren in Stonehill eine der wohlhabendsten Familien, aber Ivy wusste, dass es nicht Gregorys Geld, sondern seine Coolheit und Unnahbarkeit war, die Suzanne anzog. Suzanne war immer scharf auf das, was sie nicht haben konnte.
Ivy legte leicht den Arm um ihre Freundin. Sie deutete auf einen extrem gut gebauten Schwimmer, der Dehnungsübungen im Aufwärmbereich machte, und hoffte, sie damit abzulenken. Dann schrie sie »Knaller!«, als Tristan zur letzten Wende ansetzte. »Allmählich find ich das gut«, sagte sie, aber Suzanne schien in Gedanken bei Gregory zu sein. Dieses Mal hatte es sie offenbar richtig erwischt.
»Er sieht in unsere Richtung«, flüsterte Suzanne aufgeregt. »Er kommt rüber.«
Ivy wurde ganz flau im Magen.
»Und der Chihuahua trabt ihm hinterher.«
Was will er jetzt?, fragte sich Ivy. Was konnte ihr Gregory zu sagen haben, nachdem er sie fast drei Monate ignoriert hatte?
Im Januar war ihr schnell klar geworden, dass Gregory keine Notiz von ihr nehmen würde. Und als gäbe es ein stillschweigendes Übereinkommen, hatten weder er noch Ivy irgendjemandem erzählt, dass sein Vater ihre Mutter heiraten würde. Nur die wenigsten Mitschüler wussten, dass Ivy und er ab April unter einem Dach leben würden.
»Hi, Ivy!« Twinkie sagte als Erste etwas. Sie quetschte sich neben Ivy, würdigte Suzanne keines Blickes und nahm auch von Beth kaum Notiz. »Ich habe Gregory gerade erzählt, dass wir im Musikkurs immer nebeneindersitzen.«
Ivy sah das Mädchen überrascht an. Auf die Schnelle fiel ihr gar nicht ein, wo Twinkie eigentlich saß.
«Gregory sagt, er habe dich noch nicht Klavier spielen gehört. Ich hab ihm erzählt, wie toll du spielst.«
Ivy öffnete den Mund, aber ihr fiel nichts ein, was sie darauf erwidern könnte. Das letzte Mal, als sie etwas Eigenes für den Kurs
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