Kissed by an Angel
schwanken an und dunkler Wein schwappte über.
»Was für ein Kleid!«, kommentierte Gary mit einem unterdrückten Kichern.
Tristan zuckte mit den Schultern. Ihr Kleid war unmöglich, aber das kümmerte ihn nicht. »Irgendwann wird sie es schon ausziehen«, argumentierte er.
»Ganz schön große Klappe, Kumpel.«
»So hab ich das nicht gemeint! Was ich -«
»Pompideau«, warnte Gary und die beiden gingen schnell auseinander. Der Caterer schnappte sich jedoch Tristan und zog ihn in die Küche. Als Tristan wieder herauskam, trug er ein Tablett mit einem Gemüsefächer und einer flachen Schüssel Dip - Dinge, die nicht überschwappen konnten.
Manche Gäste schienen ihn mittlerweile zu erkennen und gingen ihm schnell aus dem Weg, wenn er in ihre Nähe kam. Er drehte also mit dem vollen Tablett Runde um Runde und brauchte sich nicht zu sorgen, wohin er trat. Das gab ihm viel Zeit, das Partytreiben zu beobachten.
»Hallo, Schwimmer!«
Jemand aus der Schule rief ihm hinterher, vermutlich einer von Gregorys Freunden. Tristan hatte die Jungs und Mädchen aus Gregorys Clique nie leiden können. Sie hatten alle Geld und gaben damit an. Sie machten dummes Zeug und waren ständig auf der Suche nach einem neuen Kick.
»Schwimmer, hast du was auf den Ohren?«, lallte der Typ. Eric Ghent, hohlwangig und blond, lehnte an der Wand und hielt sich mit einer Hand an einem Wandleuchter fest.
»Entschuldigung«, sagte Tristan. »Meinst du mich?«
»Ich weiß, wer du bist, Knaller. Ich weiß es. Das machst du also, wenn du keine Bahnen schwimmst?« Eric ließ den Leuchter los und schwankte ein wenig.
»Das mach ich, damit ich mir die Bahnen leisten kann«, erwiderte Tristan.
»Toll. Ich spendier dir noch ein paar Runden.«
»Was?«
»Wenn du mir noch einen Drink organisierst, Knaller, kriegst du ’ne Belohnung.«
Tristan musterte Eric. »Mir scheint, du hattest schon einen.«
Eric hielt vier Finger hoch, dann ließ er seine Hand sinken.
»Vier«, verbesserte sich Tristan.
»Das ist eine Privatparty«, lallte Eric. »Da bekommen auch Minderjährige Alkohol. Außerdem: Privatparty hin oder her, sie servieren eh was auch immer wem auch immer, wenn der alte Baines das will. Der Typ kauft jeden, weißt du.«
Von ihm hat Gregory es sich also abgeschaut, dachte Tristan. »Wenn das so ist«, sagte er laut, »die Bar ist da drüben.« Er versuchte weiterzugehen, doch Eric baute sich vor ihm auf. »Das Problem ist, die geben mir nichts mehr.«
Tristan holte tief Luft.
»Ich brauch was zu trinken, Knaller. Und du brauchst Kohle.«
»Ich nehm kein Trinkgeld an«, sagte Tristan.
Eric fing zu lachen an. »Na ja, ich glaube eher, du kriegst gar keins - ich hab beobachtet, wie du durch die Gegend torkelst. Aber nehmen würdest du es schon.«
»Tut mir leid.«
»Wir sind aufeinander angewiesen«, redete Eric weiter.
»Wir haben die Wahl. Wir können uns gegenseitig helfen oder gegenseitig schaden.«
Tristan gab keine Antwort.
»Verstehst du mich, Knaller?«
»Ich versteh dich, aber ich kann dir nicht helfen.«
Eric ging einen Schritt auf ihn zu. Tristan wich einen Schritt zurück. Eric kam noch einen Schritt näher. Tristan wurde nervös. Gregorys Freund war für Tristan ein Leichtgewicht, gleich groß zwar, aber nicht annähernd so muskulös. Trotzdem, der Typ war betrunken und hatte nichts zu verlieren - nicht mal ein großes Tablett mit Gemüse. Kein Problem,dachte Tristan. Ein schneller Schritt zur Seite und Eric würde erst auf die Knie, dann aufs Gesicht fallen. Aber Tristan hatte nicht damit gerechnet, dass die Verwandten der Braut genau in diesem Moment vorbeilaufen würden.
Als er sie plötzlich im Augenwinkel wahrnahm, musste er zur Seite springen. Er prallte gegen den torkelnden Eric, Sellerie und Blumenkohl, Pilze und Paprikastreifen, Broccoli und Zuckererbsen flogen bis zum Kronleuchter in die Luft und hagelten anschließend auf die Hochzeitsgesellschaft nieder.
Und in diesem Moment sah sie ihn an: Ivy, die glitzernde Ivy. Für eine Sekunde trafen sich ihre Blicke, Ivys Augen waren so rund wie die Kirschtomaten, die auf die Schleppe ihrer Mutter kullerten. Tristan war sich sicher, dass sie seine Existenz nun endlich zur Kenntnis genommen hatte. Aber genauso sicher war er sich, dass sie nie mit ihm ausgehen würde. Niemals.
»Vielleicht hattest du recht, Ivy«, flüsterte Suzanne, während sie das großflächig verteilte Gemüse begutachteten. »An Land ist Tristan ein Trampeltier.«
Was macht er hier?,
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