Kissing a heart
verhangen.
»Nur, wenn ich mit dir tanze«, erwidert er und küsst mich. Ich kann nicht anders und will diesen Kuss. Wohin sich auch immer meine anfängliche Abneigung gegen Jaden verflüchtigt hat, ich weiß nur, sie ist verschwunden, wie ein Novembernebel in der Morgensonne. Und dort soll sie auch bleiben.
Seine Küsse schmecken so gut und seine Hände bringen meinen Körper zum Klingen. Ich spiele mit dem Haar in seinem Nacken, zu mehr fehlt mir einfach de r Mut. Es gehen zu viele Gedanken durch meinen Kopf.
Der Regen scheint langsam nachzulassen und ich habe Angst, dass plötzlich Harry in der Tür stehen könnte und uns beim Knutschen erwischt. Vorsichtig mache ich mich von Jadens Mund frei. »Ich muss langsam nach Hause.«
Ein tiefer Seufzer und Jaden nickt. »Ja, ist vielleicht auch besser, sonst landen wir noch dort .« Sein Blick fällt auf das gigantische Bett.
»Träum weiter«, spotte ich und mache mich auf den Weg zum Auto.
Als wir vor meinem Haus vorfahren, steht in der Einfahrt zur Garage ein fremdes Auto. Ein dunkler Sportwagen.
»Mom hat Besuch?«, frage ich skeptisch, als ich aussteige.
»Und ich weiß auch, wer es ist«, sagt Jaden nicht weniger skeptisch.
Wir treffen im Wohnzimmer auf Mom und Harry. Verdutzt bleiben wir im Türrahmen stehen.
»Hallo, da sei d ihr ja. Harry ist kurz vorbeigekommen, als er vom Regen überrascht wurde«, erklärt meine Mom, als bedürfte seine Anwesenheit einer Erklärung. Sie klingt ein wenig aufgeregt, als hätten wir sie bei etwas Unanständigem gestört.
»Ja, wir konnten dem Regen auch nur knapp entwischen.« Jaden sieht fragend seinen Vater an.
»Wie war euer Picknick ?«, will Mom wissen.
»Sehr schön«, nicke ich und schaue Jaden dabei an, der ein Lächeln nicht unterdrücken kann.
»Ich werde jetzt mal gehen. Denken Sie über mein Angebot nach, Ireland.« Harry schüttelt Mom die Hand und hält sie für meinen Geschmack einen Augenblick zu lang fest. Er nickt mir zu und sagt an Jaden gewandt: »Bis gleich, Sohn.« Dann ist Harry verschwunden.
»Ich mache mich auch auf den Weg«, sagt Jaden und hebt grüßend die Hand, was meine Mutter mit einem Lächeln quittiert.
Ich begleite Jaden zur Tür und bringe ihn raus.
»Das war ein schöner Tag, Sugar Baby.« Er gibt mir mit seinem Zeigefinger einen Stups auf die Nase.
»Ja, das fand ich auch .«
»Wir sehen uns morgen im College.« Er beugt sich vor und küsst mich auf die Wange, dann ist auch er verschwunden.
Mit seinem Kuss bleibe ich zurück und meine Welt ist mit einem Mal eine ganz andere, als noch vor wenigen Stunden. Ich schaffe es nicht einmal mehr, meine beste Freundin zurückzurufen.
M eine Mutter hatte an diesem Wochenende mehr Besuch, als im ganzen letzten Jahr und auf ihrem Gesicht liegt ein Glühen, als hätte sie in den Rachen eines aktiven Vulkans geschaut. Irgendetwas läuft hier vollkommen aus dem Ruder und es ist an der Zeit, den Dingen genauer auf den Grund zu gehen.
Im Wohnzimmer schaue ich meine Mom fragend an. »Möchtest du etwas essen?«, frage ich, doch sie schüttelt den Kopf. »Nein, danke. Harry hat Pizza mitgebracht.«
Dann war sein Besuch also doch nicht so zufällig. »Harry hat Pizza mitgebracht?«, wiederhole ich fragend, wie ein durchgeknalltes Echo. »Mom, was geht hier ab? Was will er von dir?«
Sie fährt ihren Rollstuhl zum Fenster und blickt hinaus in unseren Garten, der ziemlich trostlos ist, weil mir einfach die Zeit fehlt, regelmäßig Rasen zu mähen oder Blumen zu pflanzen und diese dann auch noch zu gießen.
»Weiß t du, ich glaube Harry ist einsam, obwohl er so berühmt ist. Er ist nett und ich unterhalte mich gerne mit ihm. Was ist dabei, wenn er mal vorbeischaut?«
Ich setze mich auf die Couch und schlage meine Beine unter. »Nichts , Mom«, ich atme laut aus, »ich möchte nur nicht, dass man dir wehtut«
»Ava, schau mich an. Ich mag ja vielleicht noch ganz passabel aussehen, doch ich sitze in einem Rollstuhl und werde wohl nie wieder richtig laufen können. Glaube mir, ich bin die letzte Person, die sich irgendwelche verrückten Hoffnungen macht. Harry ist ein gut aussehender Mann, der an jeder Ecke eine Frau findet, die ihre Beine benutzen kann. Ich kenne die Bedürfnisse eines Mannes und weiß, dass ich in dieser Hinsicht nicht viel zu bieten habe. Glaube mir, er ist nur freundlich, mehr steckt nicht dahinter.«
Ich stehe auf und umarme sie. Wie ich sie liebe . Wäre nicht dieser schreckliche Unfall passiert, wäre sie eine
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