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Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Titel: Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Boyd
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erklären. Wie erstarrt stand ich da und blickte zu den Bäumen. Dann schüttelte ich den Kopf und legte die Riemen ein. Ich würde nicht anfangen, mich zu fürchten, nur weil ich allein war. Rune hatte mich mit seinen Worten doch nicht etwa verunsichert?
    Ich stieß das kleine Boot vom Ufer ab und ruderte energisch los: Zuerst unter der kleinen Holzbrücke hindurch und dann weiter Richtung Fängen. Das Boot glitt durch einen schmalen Durchgang mit hängenden Zweigen und dann befand ich mich auf dem großen See. Der Wind strich über das Wasser und kräuselte es. Irgendwo in der Ferne stieß ein Fischreiher einen Schrei aus. Nein, es war alles in Ordnung.
    Das Wasser schwappte in kleinen Wellen gegen das weiße Boot. Ich war das Rudern nicht mehr gewöhnt, legte mich jedoch kräftig in die Riemen, als ich aus der schützenden Bucht immer weiter auf den offenen See fuhr. Der Wind und die Wellen sorgten für ordentlichen Widerstand. Morgen würde ich bestimmt Muskelkater haben. Der Frühnebel hatte sich schon fast ganz verzogen. Nur vereinzelte Schwaden hingen noch zwischen den Bäumen am Seeufer, aber auf dem Wasser war es klar und sonnig. Ich umfuhr einen ausgedehnten Schilfgürtel. Dort gab es einige Untiefen und man konnte am Rand sehr gut fischen. Kurz überlegte ich, den Anker zu werfen und mein Glück zu versuchen. An dieser Stelle des Sees hatten Ben und ich einmal einen kapitalen Hecht an der Angel gehabt. Leider riss er sich vom Haken los. Den ganzen Tag versuchte Ben, den Fisch noch einmal an seine Angel zu bekommen. Doch der Hecht war zu schlau gewesen, erneut auf unsere Löffelblinker hineinzufallen. Irgendwann hatte Ben den Kopf geschüttelt und eingesehen: »Den locken wir nicht mehr aus dem Schilf hervor. Weißt Du, Sofie, die alten, großen Hechte sind sehr schlau. Sie merken sich, wenn ein Köder nicht gut war. Die jungen Hechte kann man eher wieder zum Anbeißen verführen, weil sie ständig hungrig sind und viel mehr fressen müssen als die Alten.«
    Ich hatte Ben mit großen Augen angesehen und genickt. Ben war so klug gewesen. Er kam mir – mit seinen 12 Jahren immer so erwachsen vor. Ich bewunderte meinen großen Bruder sehr. Wir mussten ohne Fisch zurückrudern und es hatte zum Abendessen Köttbullar gegeben – mindestens genauso gut wie Fisch.
    Ich entschied mich, mein Angelglück später am Tag zu versuchen. Jetzt wollte ich erst mal weiter.
    Hinter dem Schilfgürtel konnte ich in der Ferne schon den hellen Strand der Halbinsel sehen, die mein Ziel war. Ich steuerte direkt darauf zu. Es war außer meinem, kein anderes Boot auf dem Fängen zu sehen, obwohl im Wald einige Sommerhäuser lagen. Die kleine Halbinsel jedoch, wo sich der Naturstrand erstreckte, war unbewohnt. Ich würde also ganz ungestört baden können.
    Der Sand knirschte unter dem Schiffsrumpf, als ich den Strand erreichte. Ich sprang heraus und zog das Boot weiter an Land.
    Der Strand lag im hellen Schein der Sonne und ich fühlte ein warmes Glücksgefühl in mir aufsteigen. Mit Ben wäre es jetzt perfekt gewesen. Doch es würde nie wieder perfekt sein. Ein kurzer Schatten zog über mich, wie eine kleine Wolke vor die Sonne, und war genauso schnell wieder verschwunden. Ich holte meine Strandtasche und die Decke hervor und breitete alles auf dem Sand aus. Dann ging ich zum See und steckte einen Fuß hinein. Trotz der Sonne war das Wasser sehr kalt. Herbstlich kalt. Doch ich konnte nicht widerstehen. Ich musste einfach hinein. Es war wirklich extrem frisch, aber ich biss die Zähne zusammen und watete vorwärts. Als das Wasser meinen Bauchnabel erreicht hatte, hielt ich die Luft an und warf mich vorwärts. Ich musste einmal vor Kälte quicken, aber es war herrlich. Ich schwamm ein paar kräftige Züge und mir wurde mit jedem Zug wärmer. Das Wasser löste ein Prickeln auf meiner Haut aus und ich fühlte mich zum ersten Mal seit langem wieder lebendig. Ich schwamm noch ein Stück weiter, dann drehte ich um und steuerte zurück auf den Strand zu, als ich plötzlich nicht mehr vorankam. Etwas schien meinen Fuß festzuhalten. Ich versuchte loszukommen. Irgendwo musste ich hängengeblieben sein – an einem Ast oder einer Wasserpflanze. Doch so sehr ich mich auch bemühte, ich kam nicht voran. Statt vorwärts zu kommen, zog mich etwas nach unten. Ich konnte mich kaum über Wasser halten. Wild schlug ich mit den Armen und wurde langsam panisch. Warum kam ich nicht los? Es war doch viel zu tief, als dass ich mit dem Fuß in einer

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