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Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Titel: Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Boyd
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die Alte! Nachdem sich mein Atem langsam beruhigt hatte, wurde ich sauer. Sauer auf mich selbst. Ich hatte mich benommen wie ein ängstliches kleines Mädchen und mich von dieser Frau einschüchtern lassen. Aber ich war kein kleines Mädchen mehr, das weinend auf dem Boot saß und nach ihrem Bruder rief. Ich wollte mich nicht mehr ängstigen lassen. Von niemand mehr!
    »Ich bin 19 Jahre und habe schon ganz andere Dinge überstanden!«, sagte ich mir trotzig vor. Dennoch verwirrte mich das alles sehr. Nur eines war mir klar: In diesem Wald liefen eindeutig zu viele Leute rum!
    Den Abend verbrachte ich zusammengekuschelt mit One Ear vor dem Kamin. Die Wärme tat mir gut und das Knacken der Scheite in den Flammen beruhigte mich. Dennoch konnte ich nicht verhindern, dass meine Gedanken immer wieder zu der Begegnung mit der unheimlichen Alten im Wald wanderten. Sie hatte mir Angst eingejagt, auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte.
    An diesem Abend schloss ich die Haustür ab. Ich hatte betont fröhlich alte Schlager im Radio mitgesungen, als ich für den Kater und mich das Abendessen herrichtete, das aus weichem schwedischen Brot und Käse bestand. Ich hatte keine Lust verspürt, noch zum Angeln zu fahren.
    Stattdessen entfachte ich ein Feuer im Kamin und setzte mich mit einem Glas Rotwein davor. Den Wein hatte ich in der Vorratskammer entdeckt. Eigentlich mochte ich Wein nicht so gerne, aber jetzt beruhigte er meine Nerven und machte mich schläfrig. Ich hoffte, Rune würde nichts dagegen haben, dass ich die Flasche geöffnet hatte. Ich starrte in die Flammen, während ich den Kater kraulte, der sich auf meinem Schoß zusammengerollt hatte. Immer wieder sah ich das Gesicht der alten Frau vor mir. Warum sollte ich verschwinden? Was war im Wald so gefährlich? War die Frau verrückt?
    Ich trank einen weiteren Schluck des schweren Weines. Dann hörte ich ein lautes Knirschen. Es kam nicht vom Feuer. Ich fuhr herum und starrte auf die Fensterfront. Draußen war es stockdunkel. Gerade hatte sich eine Wolke vor den Mond geschoben. Langsam erhob ich mich und trat ans Fenster. Dort stand ich und starrte in die Finsternis, bis der Mond wieder zum Vorschein kam. Sein Licht erhellte die Holzveranda und den Rasen hinter dem Haus nur spärlich. Meine Augen gewöhnten sich allmählich an die nächtliche Dunkelheit hinter dem Fenster, so dass ich bis zum See blicken konnte. Langsam erkannte ich immer mehr Einzelheiten. Die kleinen Wellen auf dem dunklen Wasser, das Ruderboot, das am Anleger lag. Aber weder auf dem Rasen, noch auf dem See war irgendetwas oder irgendjemand zu sehen. Was hatte ich auch erwartet? Eine Bande gedungener Mörder? Oder die irre Alte mit blitzendem Messer? Dennoch wandte ich mich fröstelnd ab. Ich nahm wieder meinen Platz vor dem Kamin ein, doch so richtig wollte ich mich nicht entspannen. Gerne hätte ich Vorhänge vor den Fenstern zugezogen, aber im Wohnzimmer gab es keine Vorhänge. Wozu auch? Richtung See hin stand kein anderes Haus und eigentlich guckte auch niemand durch die Fenster. Dennoch fühlte ich mich an diesem Abend beobachtet. Als die Holzscheite nur noch glommen, stand ich auf und ging ins Bad.
    ***
    Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war der Kater schon verschwunden. »Prima«, murmelte ich im Halbschlaf, »dabei war er doch heute mit Kaffee kochen dran.«
    Ich krabbelte aus dem Bett. Wieder fühlte ich mich völlig zerschlagen. Diesmal lag es nicht an der Autofahrt. Es lag eindeutig an der viel zu weichen Matratze. In drei Wochen würde ich mich bestimmt freuen, wieder in meinem eigenen Bett zu schlafen, auch wenn ich das Haus meiner Eltern nach der Beerdigung erst als schrecklich leer empfunden hatte.
    Der Frühnebel hing noch vor dem Fenster, als ich die Küche betrat. Ich setzte wie gewohnt Kaffeewasser auf und ging zur Tür, um einen kurzen Blick hinaus zu werfen. Die Luft war feucht. Ich hoffte, dass die Sonne später noch rauskommen würde, sonst war heute definitiv kein Badewetter.
    »One Ear! Frühstück!«, rief ich den Kater. Doch der ließ sich nicht blicken. Wahrscheinlich stromerte er durch den nahen Wald und sorgte selbst für seine Mahlzeit. Gerade wollte ich die Tür wieder schließen, als mir die Spuren auffielen – Spuren von nackten Füßen im taunassen Gras. Sie führten rund um das Haus herum. Rasch zog ich meine Strickjacke und meine Turnschuhe an und ging hinaus. Ich folgte den Spuren. Sie führten weiter um das Haus herum bis zum Wohnzimmerfenster. Dem

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