Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen
fanden
seine Lippen die meinen. Er küsste mich zunächst zart und
kühl, dann immer fordernder. Ich öffnete etwas meinen Mund
und als sich unsere Zungen trafen, war es für mich wie ein
Blitzschlag. So hatte sich noch nie ein Kuss angefühlt. Mein
Herzschlag beschleunigte sich, während unsere Zungen miteinander
spielten, sich umkreisten.
Dann unterbrach
Kjell den Kuss und schaute mir in die Augen. »Meine Geliebte«,
sagte er zärtlich. »Sag, dass du mich liebst.«
»Ich liebe
dich, Kjell«, hauchte ich noch ganz außer Atem.
»Willst du bei
mir bleiben? Mit mir zusammen, hier?«, fragte er mich.
»Ja«,
antwortete ich glücklich. »Ich will bei dir bleiben.«
Mein Herz machte einen freudigen Sprung. Er wollte wirklich mit mir
zusammen sein. Ich hatte noch nicht darüber nachgedacht, hier in
Schweden zu bleiben. Aber der Gedanke erschien mir nun wie der Himmel
auf Erden. Ich lächelte.
»Dann bleiben
wir für alle Zeit zusammen, Sofie!« Seine Stimme klang ein
wenig düster und so feierlich. Bevor ich mir darüber
weitere Gedanken machen konnte, küsste Kjell mich erneut. Der
Kuss war, wenn es überhaupt möglich war, noch
leidenschaftlicher als der erste. Kjell umfasste mich noch fester.
Seine Hände schienen überall zu sein. Der Kuss wurde immer
inniger.
Ich atmete ihn ein
und glaubte meine Luft bliebe mir weg. Meine Beine wurden schwer und
so eng an ihn gedrückt, konnte ich nicht weiter im Wasser
paddeln. Plötzlich zog es uns abwärts. Das Wasser schwappte
über meinem Kopf zusammen. Erschrocken riss ich die Augen auf.
Dunkelheit und Wasserblasen überall um mich herum. Kjell drückte
sich immer noch fest an mich und küsste mich wie traumverloren.
Ich versuchte mich panisch von ihm zu lösen. Merkte er nicht,
dass wir untergingen? Seine Arme hielten mich fest umklammert. Sein
Kuss schien mir alle Luft zu nehmen, ich kämpfte dagegen an.
Dann wurde es endgültig schwarz um mich herum.
***
Als ich die Augen
mühsam aufschlug, lag ich auf der Seite und hustete Wasser aus.
Mir war eisig kalt und der feuchte Sand unter mir wärmte mich
nicht gerade. Es dauerte einen Moment, bevor ich realisierte, dass
ich fast ertrunken wäre. Es schien mir wie ein Wunder, hier am
Strand zu liegen und langsam wieder durchatmen zu können. Wo war
Kjell? Was war passiert? Ich hob den Kopf, und versuchte mich
aufzurichten. Es kostete mich unendlich viel Kraft. Ich sah Kjell,
der mir den Rücken zuwandte und in einiger Entfernung unser
Lagerfeuer mit Sand löschte. Scheinbar hatte er mich zum Strand
zurückgebracht, während ich bewusstlos gewesen war. Aber
warum war er nicht bei mir und warum löschte er das Feuer? Ich
hätte ein wenig Wärme gut gebrauchen können. Ich
merkte, wie sehr ich zitterte, als ich mich mit den Armen aufstützte.
Kjell hatte anscheinend mein Husten nicht gehört, denn er
fluchte vor sich hin. Vermutlich war er ebenfalls erschrocken
darüber, was passiert war. Ich wollte ihn beruhigen und ihm
sagen, dass mit mir alles okay war. »Kjell …«,
meine Stimme war rau und mein Hals tat weh. Er drehte sich zu mir um.
Ich weiß nicht, was ich in dem Moment erwartet hatte.
Jedenfalls blieb mir die Sprache weg, als ich seinen Blick sah, mit
dem er mich bedachte. Er sah alles andere als erleichtert aus. Hätte
er nicht erfreut sein sollen, dass ich noch lebte oder zumindest
besorgt, ob es mir gut ging?
»Bist du
wieder aufgewacht. Dann steh auf und lass uns zurückgehen!«
Ich schwöre,
wenn ich jemals eine Stimme gehört hatte, die wie flüssiges
Eis klang, dann war es Kjells Stimme in diesem Augenblick. Mein
Zittern verstärkte sich, als das Eis seiner Stimme sich um mein
Herz legte.
»Was ist
passiert?«, fragte ich verwirrt. »Warum bist du so böse
zu mir?«
»Böse?«
Kjell lachte kurz und hart auf. »Mit dir hat man nur Ärger.«
Gab er mir etwa die
Schuld an dem was passiert war? Das konnte doch nicht sein Ernst
sein! Ich wollte etwas erwidern, doch Kjell kam mir zuvor. »Du
bist einfach zu nichts zu gebrauchen. Nicht mal vernünftig
schwimmen kannst du. Glaubst du wirklich, ich kann mit einer wie dir
noch zusammen sein?«
Fassungslos starrte
ich ihn an, unfähig irgendetwas zu sagen.
»Los, mach
schon, zieh dich an. Ich bring dich zurück.« Kjell stand
wartend neben den Resten unseres Lagerfeuers.
Das musste einer
meiner Albträume sein. Wenn ich die Augen noch mal schloss und
wieder öffnete, würde ich in meinem Bett aufwachen. Ich
klimperte wie verrückt mit den Lidern, während ich
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