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Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Titel: Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Boyd
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auf
wackeligen Beinen meine Sachen zusammensammelte und begann mich
anzuziehen. Doch ich wachte nicht auf. Dieser Albtraum war wahr.
    Den Weg zurück
sprach keiner von uns ein Wort. Ich stolperte Kjell unsicher
hinterher. Meine Gedanken wirbelten wild durcheinander. Immer noch
hoffte ich, dass er sich gleich umdrehen und mich in den Arm nehmen
würde. Dass er mir irgendeine Erklärung für sein
Verhalten geben würde, die ich verstand. Doch natürlich tat
er es nicht. Als wir am Sommerhaus ankamen, nickte er mir kurz zu,
drehte sich um und ließ mich in der Dunkelheit stehen.
    Ich
lehnte mich Halt suchend an die weiße Haustür. Das Zittern
wurde wieder stärker. Mir sackten die Knie weg und ich rutschte,
die Tür im Rücken, auf die Holzbohlen. Immerhin war ich
fast ertrunken. Schon zum zweiten Mal in diesem Urlaub. Aber diesmal
war es wirklich nicht meine Schuld gewesen. Warum war er nur so sauer
auf mich? Seine Worte waren wie Messerstiche gewesen. Wie konnte er
mich nur so tief verletzten? Alles was zuvor romantisch gewesen war,
war plötzlich ohne Bedeutung. In diesem Moment wünschte ich
mir, ich wäre wirklich in dem See ertrunken. Endlich kamen die
Tränen. Ich weinte hemmungslos. Danach hockte ich noch so lange
auf dem Boden vor der Haustür, bis meine Augen wieder ganz
getrocknet waren.

10.
Kapitel
Fröhliche Mädchen leben
gefährlich

    Als ich am nächsten
Morgen erwachte, waren meine Glieder steif und ich hatte
Halsschmerzen. Vermutlich würde ich nach dieser furchtbaren
Nacht auch noch eine ausgewachsene Lungenentzündung bekommen.
Doch all das kümmerte mich nicht. In meinem Inneren wütete
eine ganz andere Kälte. Ich konnte noch immer nicht fassen, dass
der Mensch, den ich liebte, der mich unter dem Vollmond geküsst
und so zärtlich ›Geliebte‹ genannt hatte, nur
wenige Zeit später, so gemein zu mir gewesen war. Ich konnte mir
einfach keinen nachvollziehbaren Grund denken, warum Kjell sich
plötzlich so verändert hatte.
    Irgendein weiser
Mann hatte einmal gesagt, dass Worte die schlimmsten Waffen sind. Ich
konnte mich nicht erinnern, von wem dieses Zitat stammte, aber er
hatte recht. Jetzt saß ich in der Küche und zog die dicke
Strickjacke enger um mich. Ohne Erfolg. Mir war kalt und ich fühlte
mich innerlich so hohl wie eine alte Plastikpuppe.
    Kjells
Waffen
hatten alles, was zwischen uns gewesen war, zerstört. Warum tat
es nur so weh? Und warum schien mein Herz immer noch zu glauben, es
müsste sich um ein Missverständnis handeln, das sich bald
aufklären würde?
    Ich hatte mir eine
Tasse heiße Schokolade gekocht, in der Hoffnung sie würde
mich wärmen. Außerdem sollte Schokolade glücklich
machen. So saß ich mit verstrubbelten Haaren in meinem Pyjama
und meiner Wollstrickjacke am Küchentisch und dachte nach. So
sehr ich auch versuchte, die Situation mit dem Verstand zu erfassen
und zu analysieren, ich kam zu keinem logischen Ergebnis. Nach zwei
weiteren Tassen Schokolade hätte ich mittlerweile so glücklich
sein müssen, wie ein Glückskeks auf Droge. Doch ein
Glücksgefühl wollte sich nicht mal ansatzweise einstellen.
Vermutlich hätte ich eine ganze Wagenladung Schokolade trinken
müssen, bis sich in meiner Situation ein Hauch von Glück
eingestellt hätte. Wenigstens musste ich nicht mehr weinen und
mein Magen fühlte sich nicht mehr so leer an.
    Ich stand auf und
stellte die Tasse in den Geschirrspüler, während mein Herz
mit meinem Verstand einen inneren Kampf ausfocht, was ich nun tun
sollte. Mein Herz wollte unbedingt mit Kjell sprechen. Aber diesmal
siegte mein Verstand. Ich beschloss, abzureisen. Auch wenn mein Herz
leise protestierte. Anscheinend liebte ich den dummen Kerl trotz
allem. Wie naiv es doch war. Ich würde nicht zulassen, dass er
mir den letzten Rest Würde nahm. Lieber würde ich aus
seinem Leben und Schweden verschwinden – für immer.
    Dennoch war ich mir
unsicher, ob ich nicht wenigstens vor meiner Abreise kurz mit ihm
reden sollte. Unschlüssig kaute ich auf meiner Unterlippe herum.
In diesem Moment blinkte das Display meines Handys auf. Es war eine
SMS von Kari. »Huhu Sofie, wie geht es dir im Land der Elche?
Schreib mir mal!«
    Ich begann auf die
SMS zu antworten, entschied mich dann aber anders und rief Kari an.
Dieser Anruf war längst überfällig.
    »Hallo?«,
meldete sie sich etwas außer Atem.
    »Kari? Hast du
kurz Zeit?«, fragte ich .
    »Sofie! Schön
dass du anrufst. Ich bin auf dem Weg zu einem Meeting, aber ich habe
ein paar Minuten.

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