Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen
Häftling wurde in der letzten Nacht in der Kommune
Vaggeryd verhaftet. Die Polizei nimmt an, dass es sich bei ihm auch
um den mutmaßlichen Mörder des jungen Mannes handelt, der
vor wenigen Tagen in einem See der Gemeinde gefunden wurde. Das Opfer
konnte mittlerweile identifiziert werden. Der Verdacht bestätigte
sich, dass der Ermordete ein Mitglied der berüchtigten
Sommerhaus-Bande war. Den letzten Informationen zu Folge vermutet die
Polizei, dass das Opfer bei einem Einbruch in eines der leerstehenden
Sommerhäuser, den entsprungenen Häftling entdeckte und es
zu einem Kampf kam. Der entflohene Häftling wird heute der
Vollzugsanstalt Stockholm zugeführt und dort unter verschärften
Sicherheitsbedingungen von der Polizei befragt werden. Wir werden Sie
weiterhin auf dem Laufenden halten. Und nun das Wetter …«
Das
ergab alles einen Sinn. Der Häftling hatte sich in einem der
geplünderten Häuser aufgehalten und war von der Bande
überrascht worden. Zumindest von einem Mitglied der Bande. Der
dunkelhaarige Typ, der in der Nacht den Aufpasser gespielt hatte.
Vermutlich hatte er die Häuser gerade auskundschaftet.
Unwillkürlich musste ich wieder an die Fußabdrücke im
Gras vor meinem Haus denken. Ob er wohl allein gewesen war? Wenn
nicht, warum hatten ihm seine Bandenmitglieder nicht geholfen? Waren
sie geflohen, als der Häftling den Mann ermordet hatte?
Irgendetwas an der Geschichte schien nicht zu stimmen.
Jedenfalls war der
entsprungene Mörder doch in der Gegend gewesen. Liljas Oma hatte
recht gehabt. Lilja! Von ihr musste ich mich unbedingt persönlich
verabschieden. Ich hoffte, sie war mittlerweile aus Stockholm zurück.
Vielleicht konnte ich sie im Ort treffen, wenn ich einkaufen fuhr.
Rasch wählte ich ihre Nummer. Lilja war tatsächlich wieder
zurück, doch sie schien gar nicht froh über meine Pläne
zu sein.
»Warum willst
du denn schon abreisen? Jetzt bin ich wieder zurück und ich
dachte wir können endlich etwas unternehmen«, schmollte
sie. »Außerdem habe ich dir so viel aus Stockholm zu
berichten. Ich habe dort zwei total süße Finnen kennen
gelernt. Wir haben alle Clubs der Stadt unsicher gemacht. Momi war
schon ganz sauer, dass ich jede Nacht losgezogen bin«, kicherte
Lilja fröhlich.
Ȁh, ich
dachte, skandinavische Männer sind dir zu gefühlskalt und
du stehst mehr auf Franzosen?«, fragte ich verwundert.
»Papperlapapp,
die waren so süüüß. Da konnte ich nicht
widerstehen. Wir hatten viel Spaß.«
»Du bist
einfach unverbesserlich, Lilja.« Nun musste ich auch fast
lachen.
»Der Eine wäre
auch etwas für dich gewesen, aber du steht ja nur auf deinen,
wie heißt der Typ noch …«, lachte Lilja.
»Kjell«,
antworte ich trocken.
»Oh, das
klingt so, als wärest du irgendwie angefressen. Ist etwas
passiert?«
»Es
ist Einiges passiert als du weg warst«, sagte ich und schnaubte
bei den Gedanken in den Hörer.
»Du
musst mir alles ganz genau erzählen!«, verlangte Lilja.
»Wir müssen uns unbedingt treffen. Du wolltest dich doch
wohl nicht verkrümeln, ohne mir vorher persönlich Adieu
zu sagen, oder?«
»Nein, auf
keinen Fall. Ich dachte mir, wir könnten uns im Eiscafé
treffen. Dann berichte ich dir alles haargenau.«
»Grundsätzlich
eine gute Idee, aber ich habe mormor versprochen, beim Backen für
ihr Kaffeekränzchen zu helfen. Warte, mir fällt etwas ein.
Das hatte ich ja fast vergessen. Heute Abend ist das Lampion-Fest!«
»Lampion-Fest?
Was ist denn das?«
»Inger,
die Tochter der Nachbarin, macht jedes Jahr im Herbst ein
Lampion-Fest am See im Sommerhaus ihrer Eltern. Sozusagen ein
Summer-good-bye-Fest.
Das ist der absolute Hammer. Ich war schon einmal dort. Da können
wir richtig laute Musik spielen und tanzen. Es gibt Punsch, es wird
gegrillt und es sind immer eine Menge cooler Studenten da.«
»Aha«,
murmelte ich wenig begeistert. »Also nach einer Party mit
vielen Leuten ist mehr eher nicht …«
»Ach, nun komm
schon. Das wird lustig. Wir beide können noch mal richtig
zusammen feiern und gerade bei Liebeskummer, soll man unter Leute
gehen. Das wird der Wahnsinn und nebenbei kannst du mir alles
erzählen.«
»Wer sagt
denn, dass ich Liebeskummer habe?«, schnappte ich zurück.
Lilja lachte kurz
auf. »Na, hör mal, das liegt doch auf der Hand. Du bist
schlecht drauf und willst plötzlich abreisen. Wirklich Sofie,
die Party wird dir gut tun. Vielleicht lernst du dort ja einen netten
Typen kennen und willst dann gar nicht mehr vorzeitig
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