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Klang des Verbotenen

Klang des Verbotenen

Titel: Klang des Verbotenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Febel
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Verbrecher.«
    »Psst!«, sagten Montoya und Japón wie ein Mann.
    »Die Sonne brennt auf dieses Spanien«, fuhr Domingo fort, »heller als irgendwo sonst auf der Welt, und doch ist es ein so finsteres Land.«
    Japón dachte an die Schneegebirge seiner Heimat. »Eine neue, bessere Zeit wird kommen. Ganz sicher«, sagte er.
    »Aus Amerika«, sagte Curro.
    »Beziehungsweise Japan«, korrigierte Japón.
    Sie lachten.
    »Vielleicht auch nicht.« Escarlati dachte an den Prediger. Wie viele müssen ihm noch folgen?
    »Das Leben ist schön«, sagte Montoya grimmig.
    Sie hatten viele Gläser geleert, waren abwechselnd redselig und schweigsam. Es war Nacht geworden. Im Hintergrund wurde gespeist und gegrölt. Die Decke der Kneipe wankte im Takt zu den sich leerenden Gläsern, spazierte auf getrockneten Schinken hin und her, Stützpfeiler im Dom der Völlerei. Fett rundete sich unter den Keulen zu gelblichen Tropfen und troff auf die Köpfe der Sünder, salbte jene, die sich zum Mahl versammelt hatten, oder besser zum Gottesdienst – zum Gottesdienst am schwarzen Schwein, denn nur diese halb wilde Spezies ergibt solch köstlichen Jamón.
    »Das Leben ist schön«, wiederholte Montoya trotzig. »Oder was sagt ihr angesichts einer solchen Pracht?« Er tätschelte eine Schinkenkeule wie den Schenkel einer Frau.
    »Ich gehe fort«, sagte Escarlati unvermittelt. »Weg. Ich muss.«
    »Was?«
    »Wohin?«
    »Der Palast wird verlegt. Wieder einmal. Nach Madrid.«
    Er berichtete, dass die Königsfamilie beschlossen hatte, den Regierungssitz zu wechseln, nachdem man nun schon einige Jahre in Sevilla residiert hatte. Das war üblich, doch hatte Escarlati davon nichts gewusst, und nun hatte ihn die bevorstehende Abreise überrascht.
    So befahl es die Tradition: Es war an der Zeit, dass eine andere Stadt in den Genuss herrschaftlicher Anwesenheit kam – und damit rauschender Feste, Corridas, Empfänge, lauschiger Bootsfahrten auf künstlichen Seen – und vielleicht ab und zu einer öffentlichen Verbrennung.
    Ein schwerer Schlag aber für Sevilla! Doch ein heißer Sommer stand bevor, und Ihrer Majestät ging es schlecht. Königin Isabella erhoffte sich Besserung im milderen und trockeneren Klima Madrids.
    Man hatte Escarlati erlaubt, noch einige Tage zu bleiben, um die Ankunft seiner Frau aus Napoli abzuwarten und dann mit ihr und seinem neugeborenen Sohn nachzureisen.
    »Ja«, sagte Escarlati. »Ich weiß es per Kurier. Ich habe einen Sohn. Maricati ist wohlauf, und das Schiff wurde für die nächsten Tage gemeldet.«
    »Ein Sohn! Wie schön«, sagte Japón und gratulierte.
    »Wie schade!«, rief Montoya. »Du wirst mir fehlen.«
    »Und mir«, fügte Japón hinzu.
    »Schön und schade, ja so empfind’ ich’s auch«, sagte Domingo nachdenklich. »Ich habe Sorge, dass die Vergangenheit wieder über mir zusammenschlägt.«
    »Ach was! Du bist ein anderer geworden, einer von uns, ein wahrhaft guter Freund«, tröstete Montoya. »Und wir werden dich besuchen.«
    Japón nickte. »Meine Vorfahren haben die Welt umsegelt, dann werden wir es wohl mit einem Eselskarren nach Madrid schaffen.«
    »Eine schöne junge Frau und ein Sohn, he …«, grinste Montoya und gab dem Freund einen Stoß zwischen die Rippen. »Wie alt, sagtest du? 17? Na!«
    Escarlati nickte, war aber in anderen Gedanken.
    »Schön, ja, schön«, sagte er abwesend und starrte in die Ferne jenseits der Wände.
    »Nun gehe ich also wieder fort«, murmelte er. »Doch vor demjenigen zu fliehen, wovor ein jeder rechtschaffene Mensch fliehen müsste, das gelingt mir nicht. Nicht flüchte ich in die Wälder, nicht ziehe ich mit euch, Curro, sondern natürlich folge ich dem Hof.«
    »Das ist doch klar«, tröstete Montoya. »Du brauchst das Geld.«
    Escarlati nickte. »Und meine Cembali, das Notenpapier, Tusche, Stille, Zeit zum Arbeiten, Zuhörer …«
    »Ruhm.«
    Domingo winkte ab. »Ach, Ruhm … Ja, vielleicht sogar auch dies. Ich bin nur ein Mensch. Doch wem diene ich denn da? Das ist die Frage: Was sind das für Menschen, jene Adligen, Prinzen, Geistlichen, Räte und wer sonst? Was sind das wirklich für Menschen?«
    »Diejenigen, welche die Macht haben«, sagte Montoya achselzuckend. »Es war schon immer so und wird auch immer so sein. Wir Armen sind klein, sind ein Nichts. Zurzeit verbrennt man uns nicht, tötet uns nicht, doch wer weiß … Als Gitano musst du immer auf alles gefasst sein – und könntest doch nichts ändern; deshalb …«, wieder hob er sein Glas und

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