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Klar Schiff zum Gefecht

Klar Schiff zum Gefecht

Titel: Klar Schiff zum Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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ließ er das Schiff wenden. Der Klüverbaum zeigte nun auf den südlichen Horizont zu. Deck und Aufbauten dampften im frühen Sonnenlicht, als ob sie schwelten. Dann nickte er Tyrell zu. »Ich gehe jetzt frühstücken.«
    Er schnüffelte nach dem fettigen Aroma aus dem Kombüsenrohr.
    »Schon dieser Geruch allein macht mich hungrig.«
    Er schloß die Kajütentür hinter sich. Während Stockdale mit frischem Kaffee und einer Zinnplatte voll geröstetem Speck um den Tisch tappte, konnte sich Bolitho endlich entspannen und Wert und Kosten der nächtlichen Arbeit abwägen. Er hatte seit seiner Kommandierung auf die Sparrow den ersten Sturm überstanden. Ein Mann war ertrunken, aber alle anderen hatten überlebt. Und sein Schiff schlingerte und stampfte wieder wie früher, als ob sich nichts Besonderes ereignet hätte.
    Stockdale stellte einen Teller mit altbackenem Brot und einen Topf voll gelber Butter auf den Tisch. Es war das letzte Brot, das sie noch in New York an Bord genommen hatten, die Butter kam sicher ranzig aus dem Faß. Aber als sich Bolitho in seinem Stuhl zurücklehnte, fühlte er sich wie ein König, und das ärmliche Frühstück kam ihm vor wie eine Festtafel.
    Er schaute sich behaglich in der Kajüte um. In so kurzer Zeit hatte er viele Gefahren überstanden. Er hatte mehr Glück gehabt, als er verlangen konnte.
    »Wo steckt Fitch?«
    Stockdale zeigte seine Zähne. »Er trocknet Ihr Bettzeug, Sir.« Er sprach nur selten, wenn Bolitho aß oder nachdachte. Schon längst hatte er alle besonderen Gewohnheiten seines Kapitäns erkannt. »Weiberarbeit«, fügte er noch hinzu.
    Bolithos Lachen klang durch das geöffnete Skylight an Deck, wo Tyrell die Wache hatte und Buckle neben dem Kompaßhaus auf seiner Schiefertafel kritzelte.
    Buckle schüttelte den Kopf. »Was habe ich Ihnen gesagt? Er macht sich um nichts Sorgen.«
    »Wahrschau an Deck!« Tyrell starrte nach oben zum Masttopp, von wo der Ruf kam.
    »Segel in Sicht! Steuerbord querab!«
    Füße klapperten auf der Niedergangsleiter, und Bolitho erschien neben ihm. Seine Kiefer bearbeiteten noch ein Stück Butterbrot.
    »Ich hab' so ein seltsames Gefühl heute morgen.« Er sah einen Steuermannsmaat beim Großmast stehen und rief ihn an: »Mr. Raven, hinauf mit Ihnen!«
    Mit erhobener Hand hielt er den Mann an, als er zu den Wanten rannte. »Erinnern Sie sich an Ihre Lektion ebenso wie ich?«
    Auch Graves, halb rasiert und nackt bis zur Hüfte, war an Deck gesprungen. Bolitho blickte auf die wartenden Seeleute hinunter, betrachtete jeden einzelnen, um seine Ungeduld zu verbergen. Sie hatten sich in irgendeiner Weise verändert. Sie waren zäher geworden, vielleicht hatten sie mehr Selbstvertrauen gewonnen. Sie sahen aus wie sonnverbrannte Piraten und wurden durch ihren Beruf – er zögerte -, vielleicht durch ihre Treue zusammengehalten.
    »Wahrschau an Deck!« Wieder das quälende Warten. Und dann schrie Raven hinunter: »Die Bonaventure, ich bin ganz sicher!«
    Unter den Seeleuten erhob sich ein böses Knurren. Einer schrie auf: »Die verdammte Bonaventure ist es? Mit diesem Hund werden wir heute abrechnen, was?«
    Einige andere brüllten beifällig, und sogar Bethune schrie aufgeregt: »Hurra, Leute!«
    Bolitho wandte sich wieder seinen Männern zu. Sein Herz war plötzlich schwer, der vielversprechende Morgen vergällt und verdorben. »Lassen Sie die Bramsegel setzen, Mr. Tyrell. Auch die Royals, wenn der Wind so freundlich bleibt.«
    Er sah Tyrells bekümmerte, ja sogar traurige Augen und sagte kurz angebunden: »Wir haben unsre Order. Depeschen für unseren Admiral.« Ärgerlich deutete er über die See hin. »Wollen Sie sich mit ihr herumschießen?« Er wandte sich ab und fügte heftig hinzu: »Bei Gott, nichts wäre mir lieber, als wenn sie uns angreifen würde.«
    Tyrell griff nach seinem Sprachrohr und schrie: »Alle Mann an Deck, alle Mann klar zum Segel setzen!«
    Er warf einen kurzen Blick auf Bolitho, der über das Schanzkleid hinausstarrte. Das Kaperschiff war nur vom Masttopp aus zu sehen. Aber wie gebannt schaute der Kapitän dorthin, wo es sein mußte, so, als ob er jedes einzelne Geschütz sähe, jede gähnende Kanonenmündung, genau wie an jenem Tag, an dem die Bonaventure den Widerstand der Miranda zur Seite gefegt hatte wi e einen Abfallhaufen.
    Graves trat auf Tyrell zu. Seine Augen ruhten auf den Seeleuten, die von den Befehlen noch immer verwirrt schienen.
    »Es ist nicht leicht, vor einem Feind davonzulaufen«, sagte

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