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Klar Schiff zum Gefecht

Klar Schiff zum Gefecht

Titel: Klar Schiff zum Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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erschien, um eine neue Übungsreihe zu beginnen, fand er keine Teilnehmer. Auch Dalkeith kam nicht aus seinem Lazarett herauf, um ein paar Pistolenschüsse abzufeuern.
    Bolitho blieb allein mit seinen Gedanken in der Kajüte. Er fragte sich, warum sein Befehl über den Kurs der Sparrow so schwer zu ertragen war. Kommando, Führerschaft, Befehlsgewalt waren nur leere Worte. Sie erklärten nicht seine wirklichen Gefühle, noch konnten sie böse Ahnungen wegwischen.
    Wie der Konteradmiral es gesagt hatte, war der rechte Weg nicht immer beliebt oder am leichtesten zu gehen.
    Als die Glocke die erste Hundewache ausläutete, hörte er wieder einen Schrei aus dem Masttopp.
    »Wahrschau an Deck! Segel in Lee voraus!«
    Bolitho zwang sich, am Tisch sitzen zu bleiben, bis Fähnrich Bethune nach unten kam und berichtete, daß sich das Segel kaum von der Stelle rührte. Das Schiff schien beigedreht zu liegen.
    Auch jetzt noch zögerte er, bevor er an Deck erschien. Gab es eine neue Enttäuschung? Oder wieder die Notwendigkeit, einem Gefecht auszuweichen? Nur die Zeit und die Entfernung würden ihm Aufschluß geben können.
    Graves hatte die Wache. »Wäre es eine unsrer Fregatten, Sir, könnten wir dann nicht umkehren und die Bonaventure angreifen?«
    Heyward fügte hinzu: »Vielleicht könnten wir sie dann als Prise nehmen?«
    Bolitho sah sie kalt an. »Und wenn es eine französische Fregatte ist, was dann?«
    Er bemerkte, wie sie unter seinem Blick erstarrten. »Ich schlage vor, daß Sie Ihre Gedanken bei sich behalten.«
    Aber das einsame Segel gehörte weder zu einem Freibeuter noch zu einem patrouillierenden Kriegsschiff. Als die Sparrow auf sie zuhielt, beobachtete Bolitho das fremde Schiff durch sein Glas. Er sah die Lücke in seinem Rigg, wo die Großstenge heruntergebrochen war wie ein Ast vom Baum. Die riesigen Schrammen an seinen Flanken bewiesen, wie hart Wind und See ihm zugesetzt hatten.
    Buckle sagte leise: »Bei Gott, es muß den vollen Sturm abbekommen haben. Ich glaube, es ist ziemlich übel dran.« Tyrell, der zur Großstengenrah hinaufgeklettert war, glitt an einer Backstage herunter auf Deck und berichtete. »Das Schiff kenne ich. Es ist die Royal Anne, ein Westindienfahrer.«
    Buckle stimmte zu: »Aye, Sie haben recht. Sie setzte drei Tage vor uns Segel in Sandy Hook. Soll nach Bristol bestimmt sein, wie ich hörte.«
    »Heißen Sie die Flagge.«
    Bolitho schwenkte sein Glas langsam über die Decks des Schiffes. Er bemerkte die winzigen Figuren, die dort in Gruppen umherstanden, das zerbrochene Schanzkleid, wo eine riesige See wie ein stürzender Felsen an Bord gedonnert war. Ein trauriger Anblick! Spieren fehlten, Segel hingen in Fetzen. Der Kauffahrer mußte den ganzen Sturm ausgeritten haben, an dessen Rand sie in der Nacht entlanggesegelt waren.
    »Das Schiff ist in meinem Buch verzeichnet, Sir«, meldete Bethune. »Es steht unter dem Befehl des Oberkommandierenden.«
    Aber Bolitho hörte kaum hin. Er sah, wie die Leute dort auf dem Oberdeck zur Sparrow herüberstarrten. Da und dort winkte ein Mann. Vielleicht stieß er ein Freudengeschrei aus, weil er eine eigene Flagge sah.
    Bolitho straffte sich. »Es sind Frauen an Bord.« Er senkte sein Glas und blickte Tyrell fragend an. »Sie fährt unter besonderem Befehl?«
    Tyrell nickte langsam. »Indienfahrer segeln gelegentlich unter Charter der Regierung, Sir.« Er schaute weg. »Die Royal Anne bringt wahrscheinlich Zivilisten von New York nach England, weg vom Kriegsschauplatz.«
    Bolitho hob wieder sein Fernglas. Seine Gedanken beschäftigten sich mit Tyrells Worten.
    »Wir werden nahe heranfahren und ihr Leeschutz geben. Lassen Sie den Steuerbordkutter klar machen. Der Arzt wird mich hinüber begleiten.« Er blickte Bethune an. »Signalisieren Sie das. Wenn es nicht verstanden wird, dann rufen Sie, sobald wir nahe genug sind.«
    Er verließ die Reling, als die Flaggen an der Leine hochsausten.
    Tyrell folgte ihm und sagte ernst: »Sie kann der Bonaventure unmöglich entkommen, Sir. Selbst dann nicht, wenn sie unbeschädigt wäre.«
    Bolitho schaute ihm ins Gesicht. »Ich weiß.«
    Trotz seiner jagenden Gedanken versuchte er, ruhig zu erscheinen. Mußte er umkehren und das große Kaperschiff angreifen? Die Tatsachen hatten sich nicht geändert. Die Sparrow würde von der Bonaventure immer noch mit Leichtigkeit zusammengeschossen und versenkt werden. Die Royal Anne war so beschädigt, daß der Aufschub, den er durch die Aufopferung seines Schiffes und

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