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Klassentreffen

Titel: Klassentreffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Vlugt
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van Oirschot hat ein Alibi, aber da sind noch mehr Kandidaten. Leute, die Isabel ebenfalls gut gekannt haben. Aber vermuten, ja, sogar wissen kann man vieles – letztlich geht es nur um den Beweis.« Er beugt sich unerwartet vor, und ich kann gerade noch verhindern, dass ich zurückweiche. »Für mich ist der Fall damit keineswegs abgeschlossen, auch wenn alles auf van Vliet hindeutet, Fräulein Kroese. Ich werde mich weiter damit befassen.«
    Ohne zu blinzeln, sehe ich ihn an. »Wie Sie bereits sagten, Herr Hartog«, sage ich, »letztlich geht es nur um den Beweis.«
     
    Tagelang berichten die Medien über den Fall. Alle wichtigen Zeitungen erscheinen mit denselben Schlagzeilen:
    MORDFALL ISABEL HARTMAN
MÖGLICHERWEISE GEKLÄRT:
VAN VLIET MUTMASSLICHER TÄTER
Mörder nach neun Jahren endlich gefunden?
    Wie der Mordfall genau geklärt wurde, wird nicht erwähnt. In manchen Zeitungen steht, es habe sich unerwartet ein Zeuge gemeldet, der sich an wichtige Fakten erinnerte, woraufhin die Ermittlungen wieder aufgenommen worden seien. Es habe sich herausgestellt, dass Sjaak van Vliet, der sich häufig im Dünenwald bei Den Helder aufhielt, von einem Zeugen beim Vergraben der Leiche der fünfzehnjährigen Isabel Hartman beobachtet worden sei. Der Zeuge sei aus Gründen, die die Polizei nicht nannte, nicht in der Lage gewesen, früher auszusagen. Sjaak van Vliet habe vor zwei
Jahren im Gefängnis, wo er eine lebenslängliche Haftstrafe wegen des Mordes an Rosalie Moosdijk verbüßte, Selbstmord begangen.
    Ich kaufe sämtliche Zeitungen und schneide die Artikel aus. Als ich sie so oft gelesen habe, dass ich sie auswendig kenne, lege ich sie auf den Grill auf meinem Balkon und halte ein Streichholz daran. Innerhalb einer Minute ist nichts mehr davon übrig, bis auf schwarz versengte Papierfetzen, die bei der kleinsten Berührung zerfallen.
    Es ist vorbei.

KAPITEL 43
    Im Büro hängen keine Girlanden, aber Renée wird von allen freudig mit Küsschen begrüßt. Ich sitze an meinem Schreibtisch, habe die Hände ruhig in den Schoß gelegt, und sehe zu. Der Wirbel um Renée legt sich, die Kollegen gehen nacheinander an ihre Arbeitsplätze zurück. Unsere Blicke kreuzen sich. Ich stehe nicht auf.
    »Hallo Renée«, sage ich. »Schön, dass es dir besser geht.«
    »Danke.« Ihr Blick geht von meinem Gesicht zu dem Schreibtisch, an dem ich sitze.
    »Wie du siehst, habe ich meinen alten Platz wieder eingenommen«, sage ich. »Als Wouters rechte Hand war ich da hinten zu weit vom Schuss.«
    »Wouters rechte Hand?«
    Ich nicke ihr freundlich zu. »In der Praxis und auf dem Papier. Es bestand Bedarf, da du ja länger ausgefallen bist. Sekretariatsleiterin bist natürlich nach wie vor du.«
    Aber unter mir. Ich brauche das gar nicht extra zu sagen; die Botschaft kommt an. Es dauert einen Moment, bis Renée die Sprache wiedergefunden hat.
    »Ich dachte, du wolltest in die Personalabteilung wechseln«, sagt sie.
    »Wouter hat mir ein besseres Angebot gemacht«, antworte ich.
    »Oh«, sagt sie.
    Wieder nicke ich ihr freundlich zu und mache mich dann an meine Arbeit. Sie bleibt mitten im Sekretariat stehen, klappt den Mund auf, um etwas zu sagen, und schließt ihn
wieder. Dann dreht sie sich um und setzt sich an den Schreibtisch hinten in der Ecke. Ein ganzes Stück von mir entfernt.
    Zinzy sitzt mir gegenüber und zwinkert mir zu. »Das genießt du, was?«, flüstert sie.
    »Nicht wirklich«, sage ich. »Ich weiß nur zu gut, wie sich das anfühlt.«
    Zinzy zieht die Augenbrauen hoch und sieht mich unverwandt an.
    »Na gut, ein bisschen genieße ich es schon«, gebe ich grinsend zu.
    »Ich versteh immer noch nicht, warum du wegwillst«, sagt Zinzy kopfschüttelnd. »Endlich läuft es gut, und dann kündigst du. Dabei hast du noch nicht mal eine neue Stelle.«
    »Ich brauch auch keine«, sage ich. »Ich werde es genießen, mal eine Weile gar nichts zu tun. Ich werde mein Erspartes aufbrauchen, reisen, einfach in den Tag hineinleben.«
    »Hast du deine Wohnung schon verkauft?«
    »Ja, Anfang kommender Woche ziehe ich aus.«
    »Was machst du dann?«
    »Keine Ahnung. Ich denke, ich fahre erst mal nach Südspanien, zu meinen Eltern. Weißt du, wie warm es dort noch ist? Weit über dreißig Grad!«
    »Herrlich«, seufzt Zinzy.
    »Und danach gehe ich vielleicht für eine Weile nach London, zu Robin. Hinterher sehe ich weiter. Ich wollte schon immer mal eine Weltreise machen.«
    »Wer will das nicht«, murmelt Zinzy. »Wenn ich das Geld dazu

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