Klatschmohn
doch so gut zusammengepasst! Wenn er nur auf mich gehört hätte, was Witta anging. Aber schließlich sei es für einen Neuanfang nie zu spät.
Mir war klar, dass dieser Versuch nicht mir galt, sondern seinem Geld, das er wohl auf diesem Wege wiederzubekommen hoffte.
Aber er konnte sich wahrlich nicht beschweren, denn der Hype um seine Biografie half ihm karrieretechnisch weiter. Er bekam eine neue
Samstagabendshow bei einem großen Privatsender und obendrein einen lukrativen Werbevertrag.
Typen wie Leander werden immer obenauf schwimmen. Und nicht nur
Leander wurde Nutznießer der Geschichte. Wittas Exmann war der eigentliche Gewinner. Er konnte ins bürgerliche Leben zurückkehren und fand Arbeit bei einem Messeveranstalter.
Die Stiftung hatten wir zu Weihnachten gegründet und sie auf den Namen »Fernweh« getauft.
Katharina schmiss, im achten Monat schwanger, mit hochkarätigen Gästen das Stiftungsfest, natürlich nicht ohne den Klingelbeutel herumgehen zu lassen. In den Gazetten wurde gerätselt, wer der Vater sein könnte.
Katharina war ob der Auswahl der ihr angedichteten Kandidaten sehr geschmeichelt. Schließlich handelte es sich dabei nur um hochkarätige Exemplare.
Nur einmal hatte sie ihren Anwalt eingeschaltet und eine Gegendarstellung verlangt. Eine Zeitung, die sich noch nie durch fundierte Recherchen hervorgetan hatte, kam auf die absurde Idee, Leander wäre der Vater, weil sie einige Male zusammen gesehen worden waren. Dass bei diesen Gelegenheiten noch seine anonyme Begleitung, also ich, zugegen gewesen war, interessierte niemanden mehr.
Kurz vor dem angesetzten Termin waren Lilli und ich bei ihr eingeladen gewesen, und natürlich war das Thema die bevorstehende Geburt. Katharina wäre nicht Katharina, wenn sie nicht schon alles bis ins Detail geplant hätte. Den Geburtstermin für ihren Jungen, der per Kaiserschnitt das Licht der Welt erblicken sollte, hatte sie längst festgelegt.
»Pia, du glaubst doch nicht, dass ich mich stundenlang in Schmerzen und Exkrementen suhlen werde, um am Ende um eine PDA-Spritze zu betteln. Nein, nein. Da machen wir eine schöne Vollnarkose mit Kaiserschnitt und gut ist es.«
Lilli war naturgemäß entsetzt und versuchte Katharina von einer
Wassergeburt zu überzeugen.
Als es schließlich so weit war, kamen Lilli und ich selbstredend mit. Frau von Steinbeck hatte zwar darauf bestanden, alleine mit den Profis, damit meinte sie die Hebamme und den Arzt, zu sein, aber wer wusste schon, ob sie nicht im entscheidenden Moment doch froh war, ein bekanntes Amateurgesicht zu sehen?
Voller Aufregung hatten Lilli und ich Katharina ins Krankenhaus begleitet, nur um hören zu müssen, dass Frauen, die noch nicht selbst geboren haben, nicht in den Kreißsaal dürfen. Sehr ermutigend! Was sollte das denn heißen? Vor allem sehr weise, das vor Katharina verlauten zu lassen, die kurz davor stand, in den Kreißsaal geschoben zu werden, und so aussah, als ob sie es sich gerade anders überlegen wollte.
Herbert, Patenonkel in spe, war inzwischen dazugestoßen und bereit, sich zu opfern.
»Na, wenn keine von euch Nichtmüttern in den Kreißsaal darf, muss ich wohl oder übel ran.« Er wurde kreidebleich - aber nicht nur er.
Katharina schrie entsetzt auf. »Haltet mir den Hypochonder vom Hals! Das Letzte, was ich im Moment gebrauchen kann, ist jemand, dem schlecht wird und der sich die ganze Zeit fragt, ob das etwa ansteckend ist. Herbert, ist nicht persönlich gemeint.«
Herbert war nicht im Geringsten beleidigt, sondern nur erleichtert, dass dieser Kelch an ihm vorübergegangen war.
Schließlich tauchten auch noch Katharinas Eltern auf, die sich bisher nur durch eines hervorgetan hatten: Namensvorschläge für den Stammhalter.
Momentan war >Rufus< ihr Favorit, und sie versuchten um jeden Preis, ihre Tochter davon zu überzeugen. Katharina war kurz davor, die Geburt abzublasen und abzuwarten, bis auf natürliche Weise die Wehen einsetzten. Ihre Mutter konnte sie beruhigen und bot sich natürlich an, sie in den Kreißsaal zu begleiten, was Katharina eingeschüchtert und nervös annahm.
Es sollte sich als richtige Entscheidung heraussteilen, denn Katharina war stets davon ausgegangen, dass Kaiserschnitte immer noch mit Vollnarkose durchgeführt werden.
Als der nette Anästhesist sie aufklärte, dass das nur noch lokal gemacht werde und sie Zeuge des Geschnippels würde, nahm sie von der Idee des Kaiserschnitts Abstand und entschied sich spontan für
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