Klatschmohn
schon gut Italienisch.
Während Lilli und Sebastian das Abendessen zubereiteten, bezogen wir die Zimmer. Ich ging an das Fenster, atmete die frische Luft ein und dachte daran, in welch verwirrtem Zustand ich das erste Mal hier gestanden hatte.
Es war schön, wieder hier zu sein, und ich schwor mir, künftig mindestens einmal im Monat hierher zu kommen.
Als wir so gemütlich beim Essen auf der Terrasse beisammen saßen, die Abendsonne noch wärmte und wir mit einem guten Tropfen anstießen, war es einer dieser seltenen perfekten Momente.
»Jetzt ist es offiziell: Wir werden alt und spießig.« Herbert grinste in die Runde.
»Wenn das alt und spießig ist, ärgere ich mich grün und blau, jemals dagegen rebelliert zu haben«, gab Sebastian von sich.
»Zumal, Bruderherz, du als Einziger nicht gereift bist und dich immer noch beweisen musst und Erstsemester abschleppst.
Dr. Cornelius glaubt, es liegt daran, dass du wegen deiner Hypochondrie Angst vor dem Alter hast und dich deshalb mit Grünschnäbeln umgibst.«
Wir mussten lachen, und Herbert spielte empört: »Ach ja, aber als
Patenonkel bin ich gut genug?«
Das war er! Er war nicht nur gut genug, sondern man hätte sich keinen Besseren vorstellen können. Wenn man sah, wie rührend er sich um Rufus kümmerte, gab es noch Hoffnung.
»Außerdem! Wer ist denn hier unreif und macht ein Geheimnis um den Vater seines Kindes?«, rief Herbert.
Plötzlich klingelte Veras Handy. Sie nahm ab und ging ins Haus, um ungestört sprechen zu können. Nach einer Viertelstunde kam sie aufgeregt an den Tisch, sah mich an und rief:
»Pia, das war Stader. Du glaubst nie im Leben, wen du für die nächste Biografie interviewen sollst!«
Ich sah sie erwartungsvoll an.
»Philip Sandenfort.«
Philip Sandenfort! War das nicht dieser unglaublich attraktive Schauspieler, der auch ab und zu im »Tatort« mitspielte? Keine dieser Eintagsfliegen, sondern ein gestandener Künstler?
Kaum hatte ich es gedacht, schaute ich zu Max, der mich amüsiert
beobachtet hatte. Wir sahen uns an und mussten beide lachen.
»Vera, kannst du mir bitte dein Handy leihen?«, fragte ich.
Sie schaute mich verständnislos an und reichte mir ihr Telefon. Ich wählte Staders Nummer.
»Stader, ich wollte dir nur kurz sagen, dass ich Sandenfort an den Schröder abgebe.«
Vera schrie entsetzt auf. »Spinnst du, der ist doch so sexy! Wenn du jetzt nur noch alte Schachteln annimmst, will ich Assistentin bei Schröder werden.«
Katharina stimmte zu und klärte mich auf, dass ich immer noch eine Pflicht meinen ungebundenen Freundinnen gegenüber hätte.
Ich versprach, demnächst einen Soapstar für Vera anzunehmen und mich um ein Interview mit Kronprinz Felipe von Spanien für Katharina zu bemühen, wobei Max einwandte, man sollte es doch eher mit dem nordischen Hochadel versuchen, schließlich hatten die mit Prinzessin Mette-Marit ihre Toleranz gegenüber allein erziehenden Müttern bereits bewiesen, und schon waren wir bei unsere Lieblingsbeschäftigung angelangt: Klatsch und Tratsch.
Ich blickte in die ausgelassene Runde, sah Max, meine Freunde, Katharinas kleinen Sohn, und mich überkam ein tiefes Glücksgefühl. Wir hatten viel überstehen müssen, und der Trubel war sicher noch nicht zu Ende, aber wir waren alle auf dem richtigen Weg.
Ich hätte es wissen müssen! Nina »Augenbraue« Ruge hatte es oft genug gesagt.
Alles wird gut!
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