Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Klebstoff

Klebstoff

Titel: Klebstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
Vom Netzwerk:
Caroline Urquhart aus der Tür kam. Sie hatte nicht den braunen Rock an, sondern einen langen, engen, schwarzen. Ich sah ihr nach, wie sie mit Amy Connor den Flur runter-ging. – Geile Weiber, meinte Birrell. Miss Drew guckte uns an und hakte unsere Namen im Klassenbuch ab. Ich hielt anerkennend den Daumen hoch, und wir verpissten uns in die nächste Stunde.
SPORT IST MORD
    Der erste Schub von ihnen kam aus dem Bahnhof Waverley. Wir saßen im Wimpy gegenüber, ohne Farben zu zeigen, abgesehn von Billy, der seinen Schal aus der Tasche geholt und ihn sich mit viel Brimborium umgeschlungen hatte. Carl war n Jambo, der hatte eh keinen dabei, aber ich und Terry machten nie unsere Schals um. – Nimm den Schal ab, Billy, die Fotzen kommen sonst noch rüber, sagte ich ihm.
    – Leck mich, du Mamasöhnchen. Ich hab keinen Schiss vor den Wichsern aus Glasgow.
    Birrell reißt wieder alle andern rein. So war das nich abgemacht. Ich gucke Terry an. – So war das nich vereinbart, Billy, sagt Terry zu ihm. – Die Fotzen sind uns zahlenmäßig überlegen. Wenn man die allein erwischt, Mann gegen Mann, sind’s feige Arschlöcher. Da traun die sich nix.
    – So macht man das, sagte Carl, – so wie die Jungs aus West Ham, die mein Vetter Dave und seine Kumpels nach dem Spiel in Wembley getroffen haben. Die haben uns erzählt, dass sie nie ihre Farben tragen, wenn sie nach Newcastle oder Manchester fahren. Und so sollten wir’s auch machen: Wir mischen uns unter die Hunnen, suchen uns n paar Fotzen mit großer Fresse und klatschen sie auf.
    – Nur Feiglinge zeigen nicht ihre Farben, fängt Birrell an, – man muss sie mit Stolz tragen, auch gegen ne Übermacht.
    Terry schüttelt den Kopf und lässt sein Feuerzeug auf-und zuschnappen. Man kann seine Fahne riechen. Er hat gesagt, er hätte diese Maggie gefickt, und das hatte Carl erst mal die Sprache verschlagen, denn bei der hätte er selber gern einen weggesteckt.
    – Hör zu, Billy. Wer hat sich die Scheißregel wohl ausgedacht? Die Fotzen aus Glasgow mit ihrem ganzen Irenscheiß, ihrem beschissenen Orange und Grün. Denen passt das ins Konzept, weil sie in der Überzahl sind. Ist leicht, ne dicke Lippe zu riskieren, wenn hinter dir fünfzehntausend Wichser mit ihren Schals stehen. Kein Thema. Aber wie viele von den Fotzen würden uns gern treffen, wenn wir genauso viele sind? Sag mir das, wenn du kannst.
    Da sagt Terry mal ein Mal in seinem Leben was Vernünftiges. Ich merke, dass das bei Billy ankommt. Er reibt sich das Kinn.
    – Okay, Terry, aber das ist nicht bloß ne irische Geschichte, das ist ne schottische Geschichte, das kommt noch von Culloden her, als die Engländer uns die Clan-Farben verboten hatten. Weißt du noch, Carl, das hat dein Alter uns erzählt.
    Carl nickt, während er an dem Logo auf der Plastiktüte, die er dabei hat, reibt. Sein Alter erzählt uns immer von früher und so, wenn wir bei ihm sind. Aber das is nicht die Art von Geschichte, die sie einem in der Schule beibringen, die ganzen englischen Scheißkönige und Königinnen und so, die keine Sau interessieren.
    – Aye, aber wer hält das am Kochen? frag ich. – Terry hat Recht, Billy. Das könnte denen so passen. Die Orange-un Celtic-Fotzen sehen aus wie die Beknackten mit ihren ganzen Schals, Aufnähern und Fahnen. Wie kleine Mädchen beim Festzug aufm Stadtfest in Leith. Die schubsen dich rum, weil sie wissen, dass immer andere da sind, die ihnen den Rücken decken. Da wolln wir mal sehn, wer noch erkannt werden will, wenn wir geschlossen auftreten und es mit ner gleich starken Gruppe von denen aufnehmen. Nur Mann gegen Mann, kein Verstecken in der Menge. Und das Beste daran ist, der Rest von denen wird gar nicht wissen, dass wir Hibs sind!
    Billy guckte uns an und lachte. – Wir erkennen so nen Wichser aus Glasgow doch auch ohne seine Farben auf eine Meile Entfernung. Umgekehrt wird’s genauso sein.
    – Ich wüsste nicht, wie man auf die Entfernung Kopfläuse erkennen soll, lachte Terry, und wir lachten mit. Dann meinte er:
    – Apropos, ich bin sicher, die Perle in dem Film gestern hatte Läuse in ihrem Busch.
    – Hör bloß auf, meinte ich.
    – Ich sag’s dir, Gally, du hättest die Schreckschraube sehen müssen. Der Horror. Und dann der Riesenschwengel von dem Typ, der’s ihr besorgt hat …
    Terry geht donnerstagabends immer ins Classic in der Nicolson Street, um sich schweinische Filme anzugucken. Einmal hab ich auch versucht, da reinzukommen, wollten mich aber nich reinlassen,

Weitere Kostenlose Bücher